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Projektgruppe Jugend und Religion: if god is a dj ...
von *tf anno 2005

Projektgruppe Jugend und Religion: if god is a dj ...

Na, wer weiß, wie's weiter geht? ... life is a dancefloor, love is the rhythm and you are the music ... So oder so ähnlich ging es in diesem erst kürzlich aus den Hitparaden wieder ausgezogenen Pink-Song weiter. Das macht schon einiges klar an dem, was im Buch zu erwarten ist. Eine Hinwendung zur Religiosität des Einzelnen, Fragen nach der praktischen Anwendung des Glaubens im Alltag und dies in den Sichtweisen Jugendlicher. Verständlich, dass der Fokus auf die drei großen monotheistischen Religionen ausgerichtet ist. So werden die Einzelstatements nachvollziehbar für den Leser und die individuellen Sichtweisen erhalten durch ihre Einbettung in religiös fundierte Jugendszenen mehr Relevanz. Was verwundert, ist der Umstand, dass diese 168 Seiten starke Broschüre von Außenbeobachtern verfasst worden ist. Denn müsste es nicht eher Aufgabe der Kirchen, die immer wieder die Wichtigkeit von Anknüpfungspunkten zur Jugend hin unterstreichen, sein, ihre Jugend vor dem Hintergrund fremder oder fehlender Religion zu beobachten? Anscheinend meint man dort, dass es mit ein paar Euro zur Unterstützung hitparadentauglicher Christenbands getan ist (Wo sich doch andere schon längst dort tummeln ...). Wer ist nun also diese Projektgruppe Jugend und Religion? Nun, vollends klar wird dies bei der Lektüre nicht. Wohl aber, dass es sich um eine Gruppe handelt, die mit der Unterstützung des Archivs der Jugendkulturen in Berlin eine Verbindung zwischen religionssoziologischer Perspektive und Jugendforschung herstellt und sich von der These leiten lässt, dass Religion nicht verschwindet, sondern in die Kultur auswandert und von dort lebensbestimmend bleibt. Diese These ist nicht neu und doch ist es spannend, sie in den im Buch enthaltenen Interviews mit Jugendlichen durchzubuchstabieren. Dort wird plastisch, was als Theorie Sinn macht. Den Interviews vorangestellt ist eine kurze sozialwissenschaftlich-kulturphilosophische Abhandlung über die Suche Jugendlicher nach Transzendenz. Wichtig, dass hier der Begriff Transzendenz aus seiner Unfassbarkeit geholt wird. Dies geschieht über Funktionszuschreibungen gut und plausibel. Es wird deutlich, wie wichtig der Begriff der Religion auch oder gerade heute in der Frage nach den Orientierungsmustern vor allem junger Menschen ist. Dies wird in den nachfolgenden Kapiteln exemplarisch an jungen Muslimen, Juden und Christen gezeigt. Etwas aus dem Rahmen fallend und dennoch sehr spannend sind die beiden Kapitel über die Neue Rechte, die sich über Bezüge zur germanisch-heidnischen Mythologie definieren und über Fußballfans, die sich ihre ganz persönliche Religion im Raster des Spiels zusammenbasteln. Nicht alle im Buch aufgeführten Antworten der Jugendlichen sind wirklich erhellend, einige zeigen auf erschreckende Weise den symbolischen Analphabetismus und die religiöse Unmündigkeit vieler junger Menschen. Daneben finden sich allerdings auch Perlen, die es zu entdecken gilt. Auf die Suche machen sollten sich alle Menschen, die beruflich mit Jugendlichen zu tun haben. Startpunkt der Suche: die gutsortierte Buchhandlung oder www.jugendkulturen.de.

Projektgruppe Jugend und Religion: if god is a dj ... Berlin: Archiv der Jugendkulturen 2005. 2005. ISBN 3-86546-030-5. 168 Seiten. 15 Euro
 



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