Die Selbstverbrennung eines evangelischen Pfarrers in Zeitz war mir zwar, ebenso wie ein ähnlicher Fall in Falkenstein, als Information bekannt, mehr aber auch nicht. Vorliegendes Buch nimmt nun Bezug auf ebenjenen Pfarrer, Oskar Brüsewitz, der seinem Leben am 18. August 1976 auf diese dramatische Art und Weise ein Ende setzte. In einer Zeit, als Kirche und Staat sich eher in einem Zustand des Belauerns denn der friedlichen Koexistenz befanden und auch in einer Zeit, in der Oskar Brüsewitz sich jede Anbiederung der Kirche Christi an das Regime Honecker verbat. Spektakuläre Aktionen werden ebenso geschildert wie ein kurzer Lebenslauf des Pastors. Hauptaugenmerk wird aber auf Interviews und Schilderungen von Zeitzeugen gelegt, wobei die Tat selbst nur einen kleineren Teil des Buches einnimmt. Vielmehr werden hier auch das Umfeld, die Reaktionen und Gegenreaktionen und der Einfluss dieser Tat auf den langsamen und größtenteils friedfertigen Niedergang der Deutschen Demokratischen Republik geschildert. Folgerichtig teilt sich dieses Buch in drei Kapitel auf, namentlich "Die Tat", "Die Folgen" und "Die Verarbeitung". Angereichert mit zahlreichen Fotos und Ablichtungen von Originaldokumenten ist hier ein überaus interessantes und beeindruckendes Zeitdokument entstanden, welches mich zu fesseln vermochte und auch zum Nachdenken anregte. Der Umgang der Kirchenleitung und befreundeter Pfarrkollegen mit der Selbstverbrennung eines Freundes und Kollegen verlangt mir Achtung und Respekt ab, die Einstellung zur Tat und zum verstorbenen Amtsbruder wird ausführlich beschrieben. Das Buch ist nur im dritten Teil etwas langatmig, was aber mit wiederholenden Aussagen zu tun hat, welche der Authentizität wegen nicht gestrichen werden dürfen. Mit diesem Werk werden auch heute noch Fragen angesprochen, die sowohl historisch als auch aktuell zu sehen sind. Mich hat dieses Buch berührt und auch, ohne mir ein Urteil über diesen Menschen anzumaßen, zum Nachdenken gebracht. Irgendwie ist dieses Buch Dokumentation, Zeitgeschichte, Glaubensbekenntnis und Widerstandsbericht in einem und für interessierte Menschen uneingeschränkt zu empfehlen.

Karsten Krampitz/Lothar Tautz/Dieter Ziebarth: Ich werde dann gehen ... Erinnerungen an Oskar Brüsewitz. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2006. 238 Seiten, 12,80 Euro, ISBN 3-374-02398-3, www.eva-leipzig.de

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