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Andreas Kissenbeck: Jazz-Theorie. Band I: Harmonik und Skalen. Band II: Improvisation mit Melodien und Voicings
von Motje Wolf anno 2007

Andreas Kissenbeck: Jazz-Theorie. Band I: Harmonik und Skalen  Andreas Kissenbeck: Jazz-Theorie. Band II: Improvisation mit Melodien und Voicings

Warum noch eine Jazz-Theorie, frage ich mich, beginne zu blättern und entdecke diese Frage sofort im ersten Satz. Die Antwort darauf erscheint plausibel: Die Landschaft des Jazz ist in Geschichte und Gegenwart äußerst komplex geworden. Viele Bücher versuchen mittels einer Wegbeschreibung den Leser an das Thema heranzuführen. Andreas Kissenbeck versteht seine Jazz-Theorie jedoch vielmehr als Landkarte, was den Vorteil hat, dass der Leser seinen Weg individuell wählen kann.
Das vor mir liegende Werk ist aufgeteilt in zwei Bände: Band eins enthält zunächst alle musiktheoretischen Grundlagen (Obertonreihe, Dur-Moll-Tonalität) und Analyse-Methoden (Stufen- und Funktionsanalyse). Außerdem erläutert Kissenbeck die harmonische Analyse der Basisskalen an Hand von Beispielen und Modellen. Auch auf die Besonderheiten bei der Bildung von Skalen und die Einbindung weiterer Skalen wird hingewiesen. Während der erste Band sehr textlastig ist, geht der zweite Band "Improvisation mit Melodien und Voicings" auch auf praktische Beispiele bekannter Jazzmusiker ein. Dennoch gibt der Autor die Empfehlung an Leser, "die keine Theoriefreaks sind, [...] das vorliegende Buch nicht gleich von vorne bis hinten durchzulesen" (Band II, 13). Der Band ist systematisch aufgebaut nach dem Dreischritt der Erläuterungen aller Voraussetzungen, der Vorstellung und schließlich der Anwendung verschiedener Modelle.
Das Buch richtet sich nicht nur an Einsteiger, sondern explizit auch an Fortgeschrittene und Lehrer, denen es einen Überblick des Gesamtprozesses bieten soll. Kissenbeck will keinen Lehrer ersetzen und versteht sein Werk als ergänzende und erweiternde Lektüre.
Die Metapher der Landkarte ist äußerst gut gewählt, findet doch der Leser alles Wesentliche. Grundlagen wie Zusammenhänge sind einleuchtend erklärt, auch bei den Abschnitten zur Improvisation. Der Ansatz, das Buch ergänzend zum praktischen Unterricht zu lesen, ist wohl der günstigste. Denn der Leser, der sich mit Musiktheorie bereits auskennt, wird mehr Freude an den Abhandlungen haben als ein blutiger Laie.

Andreas Kissenbeck: Jazz-Theorie. Band I: Harmonik und Skalen. Band II: Improvisation mit Melodien und Voicings. Kassel et al: Bärenreiter 2007. ISBN: 978-3-7618-1966-1. Einzelband: 14,95 Euro, beide zusammen: 25,95 Euro






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