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Gesellschaft für bedrohte Völker (Hrsg.): Lebenszeichen 2007. Kalender
von ta anno 2006

Gesellschaft für bedrohte Völker (Hrsg.): Lebenszeichen 2007. Kalender

Es gibt in dem Spielfilm "The Mexico Connection" eine Stelle, an welcher der Menschenrechtsaktivist James Rhodes sinngemäß folgenden Satz äußert: "Ich muss den Leuten erklären, dass die Sudanesen verhungern; Leuten, die nicht einmal wissen, dass es Sudanesen überhaupt gibt." So ähnlich wie diesen unwissenden Leuten erging es mir beim Studium des "Lebenszeichen 2007"-Kalenders der Gesellschaft für bedrohte Völker. Über Aborigines, Roma und Native Americans (auch Indianer genannt) hat selbst das mitteleuropäische Hirn Informationen gespeichert, aber darüber hinaus offenbaren sich ganz fix Wissensdefizite, wenn es darum geht, wo auf diesem Planeten Ethnien autoritären Herrschaftssystemen, religiöser Bevormundung oder touristischer Ausbeutung standzuhalten haben. Nun, um eben diese Defizite auszugleichen, gibt es jetzt "Lebenszeichen 2007", herausgegeben von der GfbV. Zur GfbV allgemein sei es mir erlaubt, den Klappentext zu zitieren:
"Die internationale und politisch unabhängige Menschenrechtsorganisation Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) setzt sich seit über 30 Jahren weltweit für verfolgte Minderheiten und Völker ein. Sie will das Schweigen über Unterdrückung und Verfolgung durchbrechen und kämpft für eine Verbesserung der Rechtsstellung von marginalisierten Gruppen auf nationaler und internationaler Ebene. Die GfbV unterstützt ihre Emanzipation und bietet ihnen ein Forum, wo sie ihre Anliegen und Rechte selbst vertreten können."
Teil dieses Forums ist auch "Lebenszeichen 2007", ein Kalender der bemerkenswerten Art. Nicht nur, dass die Bilder im anständigen Großformat von 44 x 33 cm daherkommen, sie sprühen auch vor Farbe und die Motive sind exzellent gewählt, teilweise witzig, meist sehr lebendig. Aber das ist nur die halbe Miete. Denn "Lebenszeichen 2007" ist nicht ein Kalender wie "Pferde 2007", "Erotik 2007" oder "Weißwürste 2007", sondern wartet neben seinem Bildmaterial mit einem Berg an essenziellen Informationen auf, die jeweils auf der Bildrückseite verewigt worden sind. Vorgestellt findet sich jeweils ein Volk, sei es in China, Sumatra, Sibirien oder auf den Polynesischen Inseln beheimatet, nicht mit komplett historischem Abriss, sondern mit einigen wenigen historischen Informationen im Fließtext. Hinzu kommen Erklärungen zur Bedrohungssituation, teilweise von Einheimischen selbst verfasst. Ergänzt wird das kompakte Infopaket um einige kleinere Abbildungen und gelegentliche Interviewausschnitte mit Musikern. Weshalb gerade Musiker? Weil das Motto des 2007er-Kalenders Musik und Tanz lautet. So sind nicht nur die Bilder stets Bilder von Musik und/oder Tanz, sondern auch die Texte konzentrieren sich in den nicht-historischen Passagen auf die Rolle der Musik, sei sie Mittel der Heilung, des Protests oder schlicht der Unterhaltung. Verfasst wurden die (für einen Kalender vergleichsweise langen) Erklärungstexte von Ethnologen, Anthropologen, Soziologen oder anderwärts als Kenner der Materie Ausgewiesenen, deswegen darf sich der Leser auch darauf verlassen, gut gesicherte Informationen geliefert zu bekommen. Erfreulich sind besonders die Interviews mit Musikern, weil hier nicht nur traditionelle und wenig rezipierte Volksmusiker, sondern auch Künstler, die in den Popularbereich vorstoßen konnten (die Punkrocker Blackfire, MC Gipsy) zu Wort kommen. Durch die abwechslungsreiche Gestaltung fällt das Lesen nicht sonderlich schwer und wie es sich für das Unterfangen "Bedrohten Völkern ein Forum bieten" gehört, gibt es ein einführendes Vorwort zum Thema des Kalenders und ein Bündel an Kontaktadressen der GfbV-Sitze in Europa auf der letzten Seite. Kurz: Tolles Teil, das seinen Doppelzweck, Information (Texte) und Veranschaulichung (Bilder) wunderbar erfüllt. Ein feines Weihnachtsgeschenk also, für das sich die 19,90 Euro auf jeden Fall lohnen. Postalischer Kontakt: Gesellschaft für bedrohte Völker, Stumpfebiel 13, 37073 Göttingen. Auch fernmündlich ist eine Bestellung unter 0551/4990626 möglich, gleichfalls online auf www.gfbv.de



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