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Kurt Bruner, Jim Ware: Der Ring und sein Geheimnis
von rls anno 2002

Kurt Bruner, Jim Ware: Der Ring und sein Geheimnis

Ich hab' mir vorgenommen, den Film "Der Herr der Ringe" erst anzusehen, wenn ich das Buch vollständig gelesen habe, so daß sich zeitlich für mich noch ein gewisser Puffer ergibt (es ist ja auch erst Teil numero uno der Filmtrilogie fertig), denn ich bin erst am Ende des vierten Buches angelangt, so daß mir noch die Kenntnis zweier Bücher fehlt (dankenswerterweise verrät das vorliegende Buch zwar den Ausgang der Geschichte, läßt aber in bezug auf das Wie immer noch genug Raum für Spannung offen). Auf exakte Kenntnis der Handlung (die im Film vermutlich eh etwas differieren wird) kommt es bei der Lektüre von "Der Ring und sein Geheimnis" aber auch nicht an, obwohl man prinzipiell schon wissen sollte, worum's im Groben geht und wer die einzelnen Figuren sind (ich erspare mir hier eine Nacherzählung). Während der Titel der hier vorliegenden deutschen Übersetzung relativ neutral bleibt, wird der US-Originaltitel schon deutlicher: "Finding God in The Lord of the Rings". Daß Ring-Autor J.R.R. Tolkien (wie auch sein Freund und Narnia-Schöpfer C.S. Lewis) bekennender Christ war, dürften die meisten Leser bzw. Kinogänger nicht wissen, und doch hat er im "Ring" etliches an Ideengut verarbeitet, das seiner christlichen Philosophie entspricht. Auf die Suche nach solchen Ideen hat sich Jim Ware gemacht und eine ganz erstaunliche Anzahl ausgebuddelt, die er auf den 128 Seiten chronologisch nach der "Ring"-Vorlage abhandelt. Dabei entstehen kurze Kapitel mit Überschriften wie "Die Berufung", "Eine Blumenkrone", "Unbewußtes Instrument" oder "König der Herzen". Der Aufbau der einzelnen Kapitel ist weitgehend identisch: Einer Situationsbeschreibung aus dem "Ring" folgt eine christlich-philosophische Gedankenentwicklung, die letzten Endes auf einen Vergleich mit biblischen Versen hinausläuft und von einem Satz "Zum Nachdenken" abgeschlossen wird. Nicht jeder mag Ware und dem eher im Hintergrund agierenden Bruner auf sämtlichen Pfaden folgen, die sie gefunden haben (auch ich nehme an manchen Stellen eher eine andere Abfahrt von der Gedankenautobahn), aber es möge niemand kommen und ihnen ankreiden, sie würden hier eigene Vorstellungen und individuelles Wunschdenken in den "Ring" hineinprojizieren. Tolkiens Briefauszug "Gemäß meiner Absicht sollte 'Der Herr der Ringe' ... mit christlichen Gedanken und Überzeugungen übereinstimmen, wie es anderswo zum Ausdruck kommt" belegt das Vorhandensein dieser Hintergründe eindeutig (sofern Wolfgang Bühne, der Autor des mir leider etwas zu "kriegerisch" im missionarischen Sinne ausgefallenen Nachwortes, mit der Auslassung nicht irgendwas Wichtiges in den Orkus befördert hat), obwohl nun niemand auf die Idee kommen soll, den "Ring" als monumentale Sonntagspredigt anzusehen. Erstaunlicherweise sind es Kohorten von Black Metallern, die den christlichen (oder meinetwegen von einem atheistischen Standpunkt aus betrachtet mit dem Attribut "positiv" belegten) Sinngehalt (wohl unbewußt) am ehesten verinnerlicht haben. Warum sonst haben sich die Herrschaften Shagrath, Grishnakh und unzählige andere wohl gerade nach den negativen Figuren der Handlung benannt? (Gibt's eigentlich schon 'ne Band namens Sauron?) Wie auch immer: Man muß Bruner und Ware nicht zwingend in allen Punkten folgen (man sollte das vor allem nicht tun, ohne vorher selbständig drüber nachgedacht zu haben), aber man kann ihnen nicht absprechen, hier einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des "Rings" geleistet zu haben. Und mit den Passagen "Zum Nachdenken" sollte sich wirklich jeder mal beschäftigt haben, da ihnen ein tiefgehendes Verständnis dessen innewohnt, woran es der Menschheit (auch vielen Menschen, die sich als Christen bezeichnen) heute gebricht.

Kurt Bruner, Jim Ware: Der Ring und sein Geheimnis. Bielefeld: Christliche Literatur-Verbreitung 2001. ISBN 3-89397-474-1. 128 Seiten. DM 4,80. Erhältlich u.a. über www.clv.de
 
 




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