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Norbert Bolin (Hrsg.): Johannes Brahms. Ein Deutsches Requiem
von *tf anno 2005

Norbert Bolin (Hrsg.): Johannes Brahms. Ein Deutsches Requiem

Der vorliegende Band ist die Dokumentation einer Reihe von Vorträgen zum Thema, die im Rahmen des Europäischen Musikfestes Stuttgart 2003 gehalten wurden. Der Herausgeber war offensichtlich der Meinung, dass diese es verdient hätten, in einer Publikation gemeinsam veröffentlich zu werden. Und Recht hat er damit. So unterschiedlich die einzelnen Zugänge auch sein mögen, so verschieden die Schreibweisen der Verfasser auch ausfallen, das Buch liest sich wie "aus einem Guss". Und mag sich der Laie auch wundern, dass man über ein Musikstück ein ganzes Buch zusammentragen kann, so dankbar nimmt es der Eingeweihte wahr, dass es sich der Verlag hat etwas kosten lassen, unter der Oberfläche von Gemeinplätzen zu schürfen. Griffig und praktisch in Karton gebunden, macht es nicht nur Freude, zu bestimmten Themen im Buch zu stöbern, auch die fortlaufende Lese gestaltet sich als Krimi, bei dem Täter und Tat zwar bekannt sind, sich dennoch oder gerade deswegen ein hochspannender psychogrammatischer Verlauf einzustellen vermag, der den Leser in seinen Bann zieht. Die Gliederung ist nachvollziehbar wie facettenreich. Einleitend sind die Daten und Fakten zum Werk notiert, danach spannt der Herausgeber in essayistischer Manier den Spannungsbogen zwischen den Beiträgen, deutet Verbindendes an und informiert über den Kontext der enthaltenen Texte. Die Schar der Verfasser und die von ihnen ausgeführten Themen lassen vielleicht bei dem Einen oder der Anderen schon Lust auf das Buch entstehen: Constantin Floros (zu Vergänglichkeit, Tröstung und Hoffnung als semantische Felder bei Brahms), Lotte Thaler (Das Deutsche Requiem im Spiegel Brahms'scher Kammermusik), Heidrun Kämper (über den Text des Requiems als romantische Umsetzung der Kategorie "Pathos"), Peter Kreyssig (über das Problem von Zitaten), Thomas Daniel (zur Musiksprache des Requiems) und nochmals Norbert Bolin (musikalische Traditionen bei Brahms). Was allerdings zunächst noch viel neugieriger macht, ist das literarische Husarenstück, zwischen den Beiträgen die Sichtweisen von Brahms, seinen Zeitgenossen und Kritikern in den Themenparks "Brief-, Bilder- und Zeitungsbogen" einzufügen. Damit ergibt sich ein Bild, das Aktualität und Geschichte in einer Weise zusammenfügt, die das Geschriebene lebendig werden lässt. Eine Meisterleistung. Kaufen!

Norbert Bolin (Hrsg.): Johannes Brahms. Ein Deutsches Requiem. Kassel et al: Bärenreiter 2004. ISBN 3-7618-1740-1, 34,95 Euro



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