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Roland Biewald: Okkultismus - Satanismus, mit Arbeitshilfen für Schule und Gemeinde (Erwachsenenbildung)
von tk anno 2003

Roland Biewald: Okkultismus - Satanismus, mit Arbeitshilfen für Schule und Gemeinde (Erwachsenenbildung)

Bücher zu diesem Thema gibt es zu Hauf. Leider auch sehr viel verwässerndes und verwirrendes Material, das den unwissenden, nach Orientierung suchenden Pädagogen angeboten wird. Der Religionspädagoge Roland Biewald, immerhin Professor am Institut für Evangelische Theologie an der Technischen Universität Dresden, versucht im vorliegenden Themenheft den Bereich des Jugendsatanismus & Okkultismus didaktisch konzeptionell aufzuarbeiten und in eine praxisnahe Verwendung für Lehrer, Erzieher und Gemeindeleiter zu bringen. Und das gelingt ihm, trotz oder gerade aufgrund der Brisanz des Themas, auch recht ordentlich. Im Vorwort gibt Biewald allerdings klein bei, daß "das Thema uns als Lehrenden vielleicht selbst ein wenig unheimlich" ist (S. 5), womit er die eigene "Auslieferung" gegenüber okkulten Mächten anspricht.
Ein Blick ins Literaturverzeichnis verrät, daß sich Biewald überraschenderweise einer Vielzahl an Autoren und Sachbüchern bedient, die zu einem Großteil aus den Bereichen Psychologie, Parapsychologie und Magie stammen. Es sticht allerdings ins Auge, dass ausgerechnet U. Bäumers "Wir wollen nur Deine Seele" gleich als erstes genannt wird, was für meinereiner wie ein "Wink mit dem Zaunpfahl" wirkt.
Biewald gliedert sein Sachbuch in elf übersichtliche Kapitel und hat eine ganze Fülle an rentablen Materialen dran gehangen.
Ich komme zu den inhaltlichen Aspekten: Nach ausführlichen, exegetischen und informativen Darlegungen zum Thema Okkultismus empfiehlt der Autor in Kapitel vier Lehrern und Erziehern einen präventiven Umgang mit okkulten Sachverhalten und Praktiken: "Das didaktische Ziel, das sich mit dem Bildungsanliegen verbindet, ist ein präventives. Die Kinder und Jugendlichen sollen ihre Neugier mit sachlich guten Informationen befriedigen, dem Unbekannten und Aufregenden angstfrei begegnen, sich aber der potentiellen Gefahren bewusst sein." (S. 17) und erläutert seine Sicht anhand von Beispielen aus der klassischen Pädagogik.
Interessant sind seine fünf Thesen zur Deutung des modernen Satanismus unter dem Blickwinkel der kirchengeschichtlichen Funktionalisierung des Teufelglaubens.
Unter Berufung auf die biblisch-historisch überlieferten Zeugnisse trennt Biewald klar zwischen dem sich in der Hl. Schrift offenbarenden Gott und dem Teufel als einen gleichwertigen "Gegenspieler" im Sinne eines Dualismus: "Die biblische Vorstellung von einer Macht, die von Gottes Heil wegführt, ist nun aber nicht gleichzusetzen mit ‚dem Bösen' schlechthin, das Gott dualistisch gegenüberstünde." (S. 25/26)
Erfreulich ist auch sein Augenmaß in der praktisch-theologischen Bewertung des Phänomens Satanismus und den daraus resultierenden konsequenten Schritten im Kommunikations- und Interaktionsprozeß mit jungen Menschen: "Aufgabe wäre es also, die satanistische Protesthaltung zu hinterfragen, nach Motiven dafür zu suchen und die Jugendlichen über den Dialog zu einer Reflexion ihrer Aktivitäten zu nötigen." (S. 28)
Leider übernimmt Biewald im Themenbereich "Rockmusik" bezogen auf das Ausgangsthema die ganze Palette an Desinformation, Klischeedenken, sowie abenteuerlichen und antiquierten Argumentationslinien, wie wir sie von Bäumer und Konsorten her kennen: "Die Musik selbst ist nur bedingt ‚gefährlich' - im physischen Bereich mag das vor allem der Schallpegel sein. Hämmernde Rhythmen mögen auch ‚abstumpfen' und desensibilisieren - das gilt jedoch auch für die Technoszene oder ‚White Metal'. Immerhin gibt es ja mit White Metal auch eine christliche Rockmusik." (S. 33) Das Bandkürzel AC/DC wird im Materialien-Anhang unter M21 fälschlicherweise mal wieder mit "Antichrist/Death to Christ" übersetzt und verantwortungsbewußte, alles andere als dem Satanismus zugewandte, mittlerweile betagte Herren von Black Sabbath, Iron Maiden und Pink Floyd als Gruppen "mit satanistischem Outfit", die "durch die Texte und Musik gesetzloses Leben" propagieren, Gewalt verherrlichen und eine zerstörerische Botschaft transportieren, "enttarnt". (S. 68)
Es ist natürlich auch äußerst ungeschickt, den Songtext "Deicide" der gleichnamigen Deathmetal-Band als Textbeispiel aufzuführen, von "Highway To Hell" mal ganz zu schweigen.
Ein solcher Megaschnitzer mit plumper und gewissenloser Übernahme steinzeitlicher Blickwinkel das Thema "Rockmusik" betreffend darf einem exponierten Pädagogen anno 2002 einfach nicht passieren. Und daß es dennoch passiert ist, ist ein Grund mehr, mit Nachdruck darauf hinzuweisen!
In einem umfangreichem Materialanhang sind Texte und Analysen aus dem okkulten Supermarkt zusammengestellt, die beim Entwurf von Unterrichtsstunden, Seminaren und Gesprächsrunden nützlich sein dürften. Eine Komplett-Skizzierung einer Unterrichtsverlaufsplanung mit Bausteinen zur Entfaltung des Themas liefert der Autor auch noch gleich mit.
Fazit: Roland Biewald glänzt vor allem mit systematisch-theologischer Basisarbeit, die als eine wichtige Orientierungsgrundlage zum Thema "Okkultismus & Satanismus" verstanden werden will. Bis auf den verhandelten Bereich Rockmusik überzeugt er mit fundierten, umfangreichen Sachinformationen, wobei sein Schwerpunkt erfreulicherweise auf dem methodisch-didaktischen Gebiet liegt, so dass die angesprochene Zielgruppe dieses Themenheft auch wirklich in der praktischen Arbeit gewinnbringend einsetzen kann.
Ferner möchte ich den übersichtlichen Aufbau, das zeitgemäße Layout und eine angenehme Schriftform (zweispaltig/Seite) dieses Heftes hervorheben, wenngleich ich kein Freund von Spiralbindung bin (weil immer schnell ausgefranst).

Roland Biewald: Okkultismus - Satanismus, mit Arbeitshilfen für Schule und Gemeinde (Erwachsenenbildung). Themenhefte Religion. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2000, 3. erg. Auflage 2002. 72 Seiten. ISBN 3-374-01785-1. 12,80 Euro




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