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Reinhold Bernhardt: Ende des Dialogs?
von *tf anno 2007

Reinhold Bernhardt: Ende des Dialogs?

Untertitelt ist der Band 2 der Beiträge zu einer Theologie der Religionen mit "Die Begegnung der Religionen und ihre theologische Reflexion". Der Autor des Buches ist Professor für Systematische Theologie (Dogmatik) mit Arbeitsschwerpunkt "Theologie der Religionen" an der Universität Basel und dort seit einigen Jahren mit Fragen des interreligiösen Dialogs befasst. Auch wenn der Titel etwas marketingtechnisch aufgepeppt wurde (denn schließlich bleibt die Frage mit "Ja" zu beantworten, wenn die Veröffentlichung einen Sinn ergeben soll ...), hat sich diese Vermarktungsstrategie nicht auf den Inhalt niedergeschlagen. So interessiert der Leser das Buch angesichts der immer dringlicher zu stellenden Fragen nach religiöser Motivation des "Kampfes der Kulturen" aufschlagen mag, so schwer wird er sich meines Erachtens mit der Lektüre selbst tun. Die Schrift mit schweizerisch-reformatorischem Hintergrund kommt nicht nur äußerst schwer in Fahrt, sie verhält sich auch im Weiteren sehr zäh. Ob dies nur mit der akribischen Darstellung der Trinität vom Dialog der Religionen, der Hermeneutik der Religionen und der Theologie der Religionen zusammenhängt, kann bezweifelt werden. Denn auch wenn dies um der Sache willen mit der nötigen Sorgfalt und Detailgenauigkeit dargestellt werden muss, ist der Schreibstil denn doch etwas anderes. Hier hätte man sich eine mutige Lektorin gewünscht, die das Ganze etwas leserfreundlicher gestaltet hätte. Eine weitere Schwierigkeit, die den Lesefluss hemmt, ist die vertrackte Komplexität der beschriebenen Angelegenheit. So ist es sicher unumgänglich, das ökumenische Moment im Bezug zum interreligiösen Anliegen darzustellen - den Leser führt es allerdings in zusätzliche Gedankenlabyrinthe, aus denen er nur mit Mühe wieder herausfindet. Eine wichtige Frage, der im Buch nachgegangen wird, ist diejenige, ob interreligiöse Dialogoffenheit die Identität des Christlichen unterminiert oder aber schärft. Ob es in diesem Zusammenhang unbedingt nötig war, zu fragen, worin überhaupt diese Identität besteht, kann bezweifelt werden. Dazu gibt es mittlerweile eine ganze Reihe guter und anknüpfungsoffener Literatur. Auch an den Text als solchen habe ich eine ganze Reihe von Anfragen. Das Offenbarungshandeln Gottes mit der Wahrheitsfrage zu verbinden scheint aus meiner Sicht unzulässig und einer wissenschaftlichen Untersuchung nicht angemessen. Auch die ungeklärte Ortsbestimmung des Dialogs selbst, der analog personaler Dialogstrukturen analysiert und im Anschluss auf institutionellen Dialog übertragen wird, lässt mich fragender zurück als zuvor. Für zusätzliche Unklarheit sorgt die Frage nach der Identität des Einzelnen, die in einer Schrift, die doch vom Titel her das institutionelle Verhältnis und die damit verbundene Frage institutioneller Identität untersuchen sollte, aus meiner Sicht deplaziert wirkt. Ein systemischer Ansatz fehlt zudem völlig, auch wenn die Frage der Beobachtung im Mittelteil des Buches an zentrale Stelle rückt. Aber vielleicht steht dies alles schon in Band 1 oder wird in Band 3, 4 oder 5 behandelt. Insofern darf man gespannt bleiben, welche Auswirkungen das Buch in theologischen Kreisen haben wird. Für alle anderen ist die Relevanz des Geschriebenen als eher gering einzustufen.

Reinhold Bernhardt: Ende des Dialogs? Die Begegnung der Religionen und ihre theologische Reflexion. Beiträge zu einer Theologie der Religionen, Band 2, Theologischer Verlag Zürich 2006, 293 Seiten, Paperback, ISBN: 978-3-290-17391-3, 24,00 Euro. www.tvz.ref.ch
 






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