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Thomas Bauer: Vientiane - Singapur: Per Rikscha durch Südostasien
von CSB anno 2010

Thomas Bauer: Vientiane - Singapur: Per Rikscha durch Südostasien

Diese wunderbar unterhaltsame Reiselektüre haben wir neben der Abenteuerlust des Autors keinem Geringeren als dem Allmächtigen zu verdanken. Als Thomas Bauer auf seinem Smike, einer Schweizer Hightech-Fahrradrikscha, mitten im Niemandsland von Malaysia in ein schweres Unwetter gerät und vor lauter unerwarteter Bergkuppen kaum noch den Kopf zu heben wagt, verspricht er mittels Stoßgebeten "ein extra gründlich recherchiertes und besonders unterhaltsames Buch", sollte der Herr Erbarmen mit ihm haben. Nun, eben jenes ist nun im Schardt Verlag erschienen und bietet Fernwehgeplagten alles, um noch ein wenig mehr zu leiden. Das Unterfangen, bei dem die Leser Herrn Bauer begleiten dürfen, ist schon mal überaus ambitioniert. In gerade mal 40 Tagen radelt der ehemalige Greenpeace-Mitarbeiter von der beschaulichen laotischen Hauptstadt Vientiane bis in die südostasiatische Wirtschaftsmetropole Singapur. Durch diesen straffen Zeitplan spielt sich das Geschehen dieses Buches selten allzu weit entfernt der Hauptstraße ab. Fantastisch sind dabei die Landschaftsbeschreibungen, ebenso wie einige Ausführungen zum Fahrradfahren als solches und die meditative Kraft, die sich darin finden lässt. Ebenso eindringlich beschreibt der Autor aber auch die Unwägbarkeiten der Straße: Pannen, Hunger, "König Staub", kambodschanische Schlaglöcher, schwere Unwetter oder Beinahe-Überfälle. Dennoch ist dieses Buch nicht für interessierte Extremsportler geschrieben, auch wenn manche Smike-Tagesetappen mitunter olympische Dimensionen annehmen. Denn noch viel mehr Raum schenkt Bauer den Entdeckungen am Wegrand. Dabei gelingt die Balance zwischen kurzweiligen Anekdoten, geschichtlichen Abrissen und philosophischen Gedankenspielen wunderbar. Nie versucht Bauer, uns Asien zu erklären, sondern reichert seine persönlichen Erlebnisse lediglich durch eigene weiterführende Gedanken an - oft selbstironisch und immer unterhaltsam. Wie er beispielsweise einen Ziegenbock aus seinem laotischen Hotelzimmer befördert, ist vor diesem Hintergrund sowohl eine urkomische Geschichte als auch ein Paradebeispiel für die Gelassenheit der Laoten, die den Autor so fasziniert.
Besonders intensiv wird es im zweiten Kapitel "Von Phnom Penh nach Bangkok", als das Smike und sein Fahrer auf die Folgen des Völkermords in Kambodscha stoßen. Hier spürt man die innere Bewegung des Autors überdeutlich, die in einem im Vergleich zum Rest des Buches ungewöhnlich langen geschichtlichen Part zum Ausdruck kommt. Das Bedürfnis, diese extreme Eruption der Gewalt verstehen zu können und gleichermaßen vor dem Ausmaß kapitulieren zu müssen, befällt wohl jeden, der mal die Killing Fields - jene Massengräber vor den Toren Phnom Penhs - betreten hat ...
Für Liebhaber anspruchsvoller und gleichseitig unterhaltsamer Reiseliteratur ist diese dreieinhalbtausend Kilometer lange Rikschatour beinahe Pflicht. Thomas Bauer versteht es vorzüglich, den Leser miterleben, mitstaunen zu lassen, ohne einem sonst typisch europäischen Erklärimpuls zu unterliegen. Mehr davon bitte!

Thomas Bauer: Vientiane - Singapur: Per Rikscha durch Südostasien. Oldenburg: Schardt Verlag 2010, ISBN 978-3-89841-513-2
 




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