Das mit "Eine Jugend zwischen Rebellion, Hakenkreuz und Knast" untertitelte Büchlein aus dem Tilsner-Verlag ist ein Zeitdokument. Zum einen, weil es jugendliche Entwicklungslinien skizziert, nachzeichnet, wie eine Karriere als Jungnazi beginnt, verläuft und - hoffentlich immer - enden kann: mit dem Ausstieg. Zum anderen, weil es gesellschaftliche Zustände - nahe an der Analyse - beschreibt und den Nährboden für gesellschaftliche Extremmeinungen in heutigem Demokratieumfeld sichtbar macht. Dabei ist Stefan Michael Bar sicher ein Einzelfall und dies gibt dem Buch auch ein Gesicht. Allgemeingültiger und damit ver-allgemeiner-bar sind jedoch die Organisationsstrukturen rechtsradikaler Szenen, Vertriebswege für faschistisches Gedankengut und die Schwierigkeit der Demokratie im Umgang bzw. der Konfrontation mit extremem Gedankengut. Hier setzen die aufklärerischen Impulse des Buches an und gehen dabei weit über oberflächliche Betrachtungen hinaus. Mitherausgeber Klaus Farin bewiest wieder einmal ein sicheres Gespür für aktuelle Themen und brisante Stories. Ein Muss für Leute, die mit Jugendlichen arbeiten, ein Soll für Leute, die sich für Jugendliche interessieren!

Stefan Michael Bar: Fluchtpunkt Neonazi. Hrsg. von Klaus Farin und Rainer Fromm. Bad Tölz: Tilsner 2003. ISBN 3-936068-07-0. Bezug über www.jugendkulturen.de oder über den Buchhandel
 

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