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Gerhard Augustin: Der Pate des Krautrock
von CSB anno 2006

Gerhard Augustin: Der Pate des Krautrock

Gehört hat man den Begriff schon oft, dass seine Zeit schon lange vorbei ist, weiß man auch, und Namen wie Amon Düül, Tangerine Dream oder Can klingen seltsam vertraut im Ohr aber mit Wissen hat das alles nichts zu tun. Zumindest meine Generation hat (wenn überhaupt) vom Krautrock eben nur durch Hörensagen etwas mitbekommen - die meisten Bands gibt es längst nicht mehr und ihre Musik findet auf keinem Oldiesender statt, zu sperrig, zu unkommerziell, zu abgedreht für unsere hitverwöhnten Ohren. Aber jetzt ist er ja da, der "Pate des Krautrock" und erschließt jedem, den es interessiert, dieses nicht ganz unbedeutende Kapitel neuerer deutscher Musikgeschichte, welches ansonsten nicht gerade üppig mit Literatur bedeckt worden ist. Und dass Gerhard Augustin ein Insider ist, steht außer Frage. Als Manager, Produzent, Radiomoderator und Szeneunikum war er von Anfang an dabei, hat die Entwicklung des Krautrock wesentlich mit beeinflusst und kann daher mit Informationen, Anekdoten und vielen interessanten Erfahrungen aus dem Vollen schöpfen. Warum also sollte dieser selbsternannte "Pate", der sein Leben voll und ganz der Musik gewidmet hat, seine Erinnerungen nicht zu Papier bringen? Ganz einfach, weil Gerhard Augustin literarisch leider keinerlei Talent hat. Sein Schreibstil ist regelrecht dilettantisch; ständige Wortwiederholungen, grammatische Schwächen und unerklärliche Wechsel der Zeitformen finden sich in fast jedem Satz. Das alles wäre aber halb so schlimm, wenn es in diesem "Werk" wenigstens so etwas wie einen roten Faden gäbe. Aber stattdessen muss der unbedarfte Leser jeder noch so plötzlichen Eingebung des Autors folgen, der sich die meiste Zeit in eher unbedeutenden als witzigen Anekdoten verliert und sich zudem bis zum schlecht werden in Selbstbeweihräucherung ergeht. Eben dieser letzte Punkt macht dieses Buch entgültig unerträglich. Kaum ein Foto, auf dem Augustin nicht zu sehen ist, kein Kapitel, in dem er nicht deutlich machen würde, dass er und kein anderer der Macher dieser oder jener Band sei.
Deshalb finden sich auch immer wieder allein dem Selbstzweck gehuldigte Passagen wie "Amon Düül - das teuerste Hobby der Welt", indem Herr Augustin dem Leser haarklein aufschlüsselt, welche horrende Kosten er für die legendäre Krautrockkommune auf sich nehmen musste. An anderer Stelle soll man wohl entweder Mitleid empfinden oder in ungläubiger Bewunderung versinken angesichts des Originalabdrucks aus des Paten übervollen und mit wichtig klingenden Namen gespickten Terminkalenders. Solche immer wieder auftauchenden Angebereien verderben einem das Lesevergnügen gründlich, mit jedem Kapitel wird einem Augustin unsympathischer und allerspätestens bei seinem gehässigen "Resümee" hat er jeden Kredit beim Leser verspielt.
Wie man es besser machen kann, beweist in diesem Buch Amon Düül-Produzent und Saxophonlegende Olaf Kübler, der einen Großteil des Kapitels über seine ehemaligen Schützlinge übernommen hat und unterhaltsam, informativ und vor allen Dingen zusammenhängend über diese - zusammen mit Tangerine Dream - wohl berühmteste aller Krautrockbands berichtet.
Unterm Strich bietet "Der Pate des Krautrock" dem Krautrock- wie generell an deutscher Rockmusik Interessierten tatsächlich so Einiges, und wer sich ernsthaft die Mühe macht, über die arroganten Anekdoten, den grenzwertigen Schreibstil Augustins und einige vollkommen überflüssige Kapitel (bspw. die über 30seitige Drogenbelehrung zu Beginn ...) "hinwegzulesen", der kann mit ein bisschen Geduld und Freude am "Puzzeln" aus diesem Buch tatsächlich eine Menge Insiderwissen herausholen, zumal es wie erwähnt kaum Literatur zum Thema gibt. Von einem gestandenen Profi hätte man aber natürlich bedeutend mehr erwartet.

Gerhard Augustin: Der Pate des Krautrock. Bosworth Edition 2005. ISBN 3-86543-050-3






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