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Archiv der Jugendkulturen (Hrsg.): 50 Jahre Bravo
von Kat anno 2006

Archiv der Jugendkulturen (Hrsg.): 50 Jahre Bravo

Die Bravo, wer sie nicht kennt, ist ... ach, es gibt doch gar keinen, der die Bravo nicht kennt! Seit 50 Jahren gibt es sie nun und sie ist immer noch eine der beliebtesten Jugendzeitschriften auf dem Markt. Warum das so ist? Ja, das könnte unzählige Gründe haben, die ein einzelner vielleicht gar nicht alle aufzählen könnte. Aber eins ist klar: Durch ihr Anpassungsvermögen an die Jugend und die dazugehörigen Trends hat sie es geschafft, auch über die lange Spanne von 50 Jahren, trotzdem immer aktuell und "trendy" zu sein.
Doch wer Genaueres über diese Starzeitschrift wissen möchte, sollte einmal dieses Buch "50 Jahre Bravo" in Augenschein nehmen. Hier haben verschiedene Autoren ihre Erfahrungen und ihr Wissen über die Bravo zum Besten gegeben und anschaulich dargestellt.
Nach einem kurzen Vorwort von Klaus Farin schreibt Kaspar Maase über die Anfänge der Bravo in den 50ern. Karl-Heinz Becker berichtet auf sehr interessante Weise über die "Karl-May-Filmwelle" und Werner Fleischer schreibt von dem Auf- und Abstieg der Beatles in der Bravo. Über das vor allem bei den ganz jungen Leuten sehr beliebte Thema Sexualität bzw. Geschlechterverhältnisse in der Bravo weiß die Autorin Renate Freund viel und interessant zu schreiben. Martin Goldstein, besser bekannt bei den Bravokennern als Dr. Sommer, erzählt anschließend über seine Arbeit bei der Jugendzeitschrift. Dabei geht er unter anderen darauf ein, mit welcher Sorgfalt die Probleme der Jugendlichen in seinem Team bearbeitet und beantwortet wurden. Sehr interessant für diejenigen, die schon immer mal hinter die Kulissen vom Dr. Sommer-Team schauen wollten.
Kai Kolwitz schreibt über die Stars in der Bravo und vor allem davon, wie die Bravo diese an die Jugendlichen vermarktet hat. Bei seinem Bericht lernt man vor allem, wie stark die Zeitschrift Einfluss darauf hatte, die Meinung der Bravoleser über die Stars und Sternchen zu beeinflussen. In weiteren Texten von ihm erzählt er von den leicht unübersichtlichen Zeiten der 80er Jahre, sowie von den sich wandelnden 90er Jahren. Sehr flott geschrieben, vor allem auch einiges zu den Modeerscheinungen dieser Zeiten.
Punk in der Bravo? Sehr selten, so Andreas Kuttner, der genauestens aufzeichnet, wie sich die Bravo gegenüber Punks verhalten hat/verhält und wie die Jugendzeitschrift sie darstellt/e. In seinem anderen Bericht erklärt Kuttner ebenfalls auf sehr ausführliche Weise, was in dem Jahr 1968 in der Bravo so alles passierte.
Sehr interessant ist der Beitrag von Antje Pfeffer, welche über die Bravo in der DDR schreibt. Dabei lässt sie viele Zitate von Bürgern der ehemaligen Republik einfließen, was den Text sehr lebhaft macht.
Sean Nye, ein Amerikaner, schreibt über den Techno und dessen Geschichte in der Bravo. Man merkt, dass der Autor sehr in der Materie steckt, denn als ein Leser, der nicht gut Bescheid weiß über diese Musikszene, kommt man manchmal gar nicht hinterher.
Wer die Bravo regelmäßig gelesen hat/liest, weiß, dass es ab und zu Berichte über Drogen gab. Drug Scouts (Drogeninformationsprojekt) erzählt, wie die Bravo Drogen darstellt und die Jugendlichen davor abschrecken will. Regina Vierkant interviewt einen ehemaligen Drogenabhängigen, der über seine Geschichte erzählt und wie er einstmals ein Interview in der Bravo gegeben hat.
Im letzten Bericht schreibt Nina Lammers über die Bravo in Bezug zu anderen Medien und zu der Medienentwicklung von 1956 bis heute.
Alles in allem bekommt man mit diesem Buch sehr viel vermittelt. Vor allem über die Zeiten "rund um" die Bravo, denn nicht immer steht diese im Vordergrund, wie man es eigentlich erwarten könnte, sondern die Ereignisse, die einen starken Einfluss auf die Zeitschrift haben. Es ist teilweise ein Geschichtsbuch über einige Musikrichtungen oder -epochen Deutschlands, andererseits auch ein Buch, welches über Drogen aufklärt, es ist einfach extrem vielfältig. Also, das Buch schreibt nicht nur über die Bravo, man könnte es genau so wie eine Bravo lesen, einfach mal durchblättern und das lesen, was einen interessiert. Oder man schaut sich erst mal nur die vielen Bilder an, welche größtenteils das Zeitschriftcover oder Berichte und Poster aus der Bravo darstellen.
Ein Buch also zum Schmökern für jene, die ebenfalls gern die Bravo lesen oder mal gelesen haben, aber auch, erstaunlicherweise, für jene, die nie wirkliche Bravoleser waren.

Archiv der Jugendkulturen (Hrsg.): 50 Jahre Bravo. Berlin: Archiv der Jugendkulturen 2006. ISBN 3-86546-036-4, 28 Euro. www.jugendkulturen.de






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