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Factory Of Art, Black Of Steel
25.12.1998 Leipzig, Geyserhaus
von
rls
Gute Mucke wird einem zu Weihnachten
mitunter nicht nur konservenartig unter dem Tannenbaum, sondern auch livehaftig
serviert. Im vorliegenden Fall hatten Factory Of Art nach einer bandinternen
Umstrukturierungsphase beschlossen, endlich mal wieder auf die Bretter,
die die Welt bedeuten, zu steigen.
Im letzten CrossOver waren
als Support Stormbringer N.T.L. angekündigt
gewesen - statt dessen spielte indes 'ne Truppe namens Black Of Steel,
welche mir vorher völlig apocryph geblieben war. Die fünf Jungs
fuhren eine Mucke auf, bei der ich mich permanent fragte, welche Zielgruppe
denn das hören soll: Das Repertoire reichte von der kuschligen Ballade
"Love" (etwas an Kiss' "Beth" erinnernd) über mehr oder weniger straighten
Power Metal und diverse Onkelz-Anklänge bis hin zu atmosphärischem
Death Metal im Stile von Tiamat zu "Astral Sleep"-Zeiten - dies alles hübsch
nacheinander gespielt klang so, als ob man einen stilübergreifenden
Metal-Sampler im CD-Schacht hätte. Den Death Metal-Gesang besorgte
übrigens der Keyboarder, und die Texte pendelten zwischen Deutsch
und Englisch hin und her - was zu verstehen war, klang schlicht, aber nicht
uninteressant. Spieltechnisches Potential haben die Jungs auf jeden Fall,
aber um richtig professionell mitmischen zu können (und mehr als Höflichkeitsapplaus
einzuheimsen), müssen sie noch ein wenig in den Proberaum und sollten
sich auch mal auf eine Stilrichtung einigen. Andererseits: Die erwähnten
Tiamat hatten mit einem ähnlich kruden Mischmasch auf ihrer "Clouds"-Scheibe
riesigen Erfolg ...
Für Factory Of Art war
dies erst der zweite Gig in ihrer neuen Besetzung. Die Frischlinge (Sänger
Petri, Drummer Ralph und Keyboarder Ekky) machten jedoch deutlich, daß
sie sich gut ins Bandgefüge eingepaßt haben. Kann durchaus sein,
daß sie auch an den stilistischen Änderungen im Factory-Sound
nicht unbeteiligt waren. Galten die Jungs früher als "Leipzigs Antwort
auf Dream Theater", so ist man heute doch ein Stück weiter ins Power
Metal-Genre eingedrungen, ohne indes auf die geliebten Progressivspielereien
zu verzichten. Stellt euch eine Mixtur aus Dream Theater, Stigmata IV,
Grave
Digger und Savatage (zu "Hall Of The Mountain King"-Zeiten) vor, und
ihr wißt ungefähr, wie Factory Of Art heute klingen. Der Grave
Digger-Vergleich beruht nicht zuletzt auf Petris Stimme, die einer etwas
melodischeren Version von Chris Boltendahl gleichkommt. Das hat indes leider
zur Folge, daß meine geliebten hohen Gesangspassagen nicht mehr zum
Zuge kommen, aber Schwamm drüber - auch Petris Interpretationen alter
Klassiker wie "Never Dying Hero" (Setopener), "Wings Of Destiny" oder "Twilight
Zone" sind nicht von schlechten Eltern, und zum neuen Material paßt
seine Stimme wie angegossen. Spieltechnisch macht den Jungs eh keiner aus
der Region was vor (brillante Gitarrensoli!), und wenn man bedenkt, daß
laut Basser Ron der Bühnensound hyperschlecht war, so daß sie
sich untereinander kaum hören konnten, muß man sich vor dem
tighten Zusammenspiel fast in den Staub werfen. Dies taten die Fans im
ordentlich gefüllten Geyserhaus zwar nicht, aber sie applaudierten
trotzdem fleißig, und nach 75 Minuten progressiver Power war eine
Zugabe unumgänglich. Da Factory Of Art indes noch nicht mehr eingeprobt
hatten, spielten sie kurzerhand zwei Songs nochmal, und nach dem abschließenden
"Story Of Pain" müßte eigentlich jedem Nörgler klargeworden
sein, daß diese Jungs nach dem stillen Ableben von Dying In Silence
"Leipzig's Finest Metallic" sind.
© by CrossOver
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