L.E.-BANDig 15.11.1998 Bad Lausick, St. Kilian von rls Friedensdekade im Kirchenbezirk
Borna zum ersten: Bekanntlich ruhte Gott am siebenten Tag, aber am achten
machte er sich wieder an die Arbeit, und so spielten an eben jenem achten
Tag der Dekade die Leipziger Nachwuchsrocker L.E.-BANDig in der ehrwürdigen
Kilianskirche zu Bad Lausick. Als "Funk-Rock-Jazz" war ihr Stil angekündigt
worden - nun, der angedrohte Funk reduzierte sich auf einige wenige danach
klingende Baßläufe, und abgesehen vom abschließenden Instrumental
und ein paar krummeren rhythmischen Elementen war auch nicht viel Jazziges
zu hören. Statt dessen wilderten L.E.-BANDig fleißig im Blues,
mit dem sie ihre ehrlichen traditionellen Rockklänge würzten.
Die vier Herren an Klampfe, Baß, Tasten und Fellen entpuppten sich
dabei ungeachtet ihres noch nicht allzu hohen Alters (geschätztes
Gesamtalter des Quintetts: definitiv unter 100 Jahren) als technisch versierte
Zeitgenossen, der Schwachpunkt der Band indes war weiblich, blond, nicht
unhübsch und stand am Mikro: Die Dame hat zwar eine schöne Stimme
und melodiehaltetechnisch ebenfalls durchaus was drauf, sollte sich aber
dringend angewöhnen, deutlicher zu singen und weniger zu nuscheln.
Außerdem wären mehr als nur eine Ansage zu Beginn und eine zum
Schluß auch nicht schlecht gewesen - die sonstige Kommunikation mit
dem Publikum beschränkte sich auf die jeweils nach drei Songs verlesenen
Texte zur Friedensdekade, und diesen Job übernahmen die hiesige Pastorin
und zwei Leute aus der lokalen Jungen Gemeinde. Mit einem bißchen
mehr Engagement auf dem Entertainment-Sektor hätte sich dann auch
Licht in die Setlist bringen lassen. Falls da Eigenkompositionen drunter
waren, dann ist die Band auf jeden Fall auch songwritingtechnisch für
ihr Alter schon sehr weit, denn eine ziemlich geschlossene Atmosphäre
in einzelnen Songs zu erzeugen schafft auch nicht jede größere
Band. Der eine oder andere der elf Songs kam mir allerdings bekannt vor,
also werden sicher ein paar Coverversionen dabeigewesen sein. Der einzige
Song, den ich zweifelsfrei erkannte, war der, den ich mittlerweile nicht
mehr hören kann, weil ihn wirklich JEDE Nachwuchsband spielen zu müssen
glaubt, und auch L.E.-BANDigs Version von "Knocking on heaven's door" riß
mich nicht unbedingt vom Hocker, obwohl der Gesang hier wenigstens einen
halben Originalitätsfaktor darstellte. Ansonsten waren die 75 Minuten
aber durchaus unterhaltsam, und wenn L.E.-BANDig Durchhaltevermögen
beweisen und dazu ein bißchen Glück haben, können sie auf
der Erfolgsleiter sicher noch ein ordentliches Stück nach oben klettern
- das Potential dazu ist auf jeden Fall vorhanden, und überbewertete
Combos wie Somehow Different steckt dieses Quintett locker in die Tasche.
Time shall tell ...
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