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Gospel - Ein Boom beginnt
Gospel-Gesangskurs
in Eisenach (21.-23.11.1997)
von
Dieter Gasde
In der musisch-kulturellen
Jugendarbeit gibt es viele Angebote, und gerade diese Vielseitigkeit entspricht
dem wachsenden Bedürfnis der Jugendlichen nach musischer Betätigung
in ihrer Freizeit. Speziell der Gesang hat es vielen angetan, und so singen
viele Kinder und Jugendliche im Kinderchor, Schulchor, in den Musikschulen,
im Kirchenchor oder in Bands und Theatergruppen. Neben den traditionellen
Liedern werden in den Chören immer mehr auch Gospels gesungen. Diese
Musik entstand in den 20er Jahren und ist somit noch recht jung. Die Depression
trieb die Leute in den USA wieder in den Schoß der Kirche. In dieser
Zeit der schlechten Wirtschaftslage und der Armut traf sich gerade die
schwarze Bevölkerung in den Baptisten- und Methodistenkirchen zu den
Gottesdiensten. Die Gospels wurden meist von religiös engagierten
Dichtern und Komponisten verfaßt oder entstanden aus den alten Spirituals,
die ihren Ursprung schon in Afrika und der Sklavenzeit hatten. James Baldwin,
der selbst einmal Prediger an einer Harlemer Straßenkirche war, schreibt
in „The Fire Next Time“: Es gibt keine Musik, die so ist wie diese,
kein Drama wie das Drama der jubilierenden Heiligen, der seufzenden Sünder,
der rasenden Tamburine und all jener Stimmen, die zueinander finden und
Gott seligpreisen.
Viele der verschiedenen Stilrichtungen
in der Rock- und Popmusik haben auch ihren Ursprung in der Gospelmusik.
So ist es sicherlich verständlich, warum dieses Musik speziell auch
bei Jugendlichen einen so großen Zuspruch hat. Ein großer Teil
der heute zu Weltstars gewordenen Blues-, Soul- und Pop-Interpreten hat
seine musikalische Laufbahn in einem Gospelchor begonnen. Gibt es in den
alten Bundesländern schon seit vielen Jahren Gospelgruppen und Chöre,
so sind diese in den neuen Ländern erst im Entstehen. Zum Gospel-Gesangskurs
ins Neulandhaus/Eisenach vom 21.11. - 23.11.1997 kamen Kinder und Jugendliche,
die Freude an dieser Musik haben, die in ihrer Freizeit gern Gospel singen
wollen, ob im Chor, in kleineren Gruppen oder auch allein. Sie lernten,
wie der mehrstimmige Gospel-Satz entsteht, sollten möglichst auch
ein Feeling für diese Musik bekommen und wurden geschult, mit ihrer
Stimme als Instrument richtig und schonend umzugehen. Geleitet wurde dieses
Gospel-Wochenende von der Sängerin und Gesangspädagogin Marlies
Nicolmann. Sie leitet neben ihrer eigenen Konzerttätigkeit, verschiedene
Chöre und Gesangsgruppen und unterrichtet im Fach Gesang und Bewegung.
Durch ihre Ausbildung an der Musikhochschule Weimar und jahrelange Berufspraxis
konnte sie den Jugendlichen viele fachliche Tips geben. Dank der großen
von ihr ausgehenden Motivation konnte man nach knappen drei Tagen einen
relativ homogenen und von der Intonation her sauber singenden Gospelchor
hören. Die Teilnehmer waren überrascht und begeistert über
den eigenen Sound, auch wenn es wie so oft an männlichen Teilnehmern
mangelte. Singen als Ausdruck von Lebensfreude: das konnte man den Kindern
und Jugendlichen deutlich anmerken. Begeistert waren viele Gottesdienstbesucher
am Ewigkeitssonntag in der Eisenacher Paul-Gerhardt-Kirche, als der Chor
im Rahmen des Gottesdienstes auftrat. Viele sogar der älteren Gemeindemitglieder
bedauerten, daß so was nicht öfters den Gottesdienst bereichert.
Gospelmusik - sicherlich ein neuer Boom, der hoffentlich noch viele begeistern
wird, vor allem in unseren Kirchen und Gottesdiensten.
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