Winfried "Daffy" Dalferth 3.05.1997 Frohburg, Stadtkirche von rls Wer mit dem Terminus "Gitarre"
lediglich wildestes Hendrixsches Feedback oder brutalstes Death Metal-Riffing
assoziierte, dürfte an diesem warmen Samstagabend im westsächsischen
Rennstädtchen Frohburg (Dreieckrennen - you remember?) wohl nicht
auf seine Kosten gekommen sein. Solche Figuren schienen sich allerdings
nicht unter den etwa 50 Besuchern zu befinden. Das spärliche Auditorium
hingegen wußte sich an den von Daffy dargebotenen Zupfereien auf
der akustischen Sechssaitigen durchaus zu ergötzen. Der gemütliche
Vollbärtige aus dem Schwabenländle - Jugendpfarrer in Reutlingen
isser normalerweise - stellte unter Beweis, daß man aus einer Akustikklampfe
bedeutend mehr herausholen kann als nur akkordunterstützendes Pling-Pling.
Diverse Gesangbuch-Standards Marke "Herz und Herz vereint zusammen", aber
auch Anhang-Obskuritäten wie "We shall overcome" wurden vom Publikum
mehr oder weniger fleißig mitgesungen, und bei Daffys eigenen Songs
war genaues Lauschen angesagt - schließlich ist die Lyrik dieser
Tracks fast noch wichtiger als die Musik selbst, die allerdings auch keinesfalls
von schlechten Eltern stammt; mal mit leichtem Bluestouch und mundharmonikaunterstützt,
mal gar rock`n`rollig, dann wieder sanft dahinplätschernd. Und das
Kultigste am ganzen Abend sollten die Ansagen werden, die selbst ernste
Themen noch mit einer Prise knochentrockenem Humor würzten. So blieben
knapp zwei Stunden, die sowohl unterhielten als auch zum Nachdenken anregten,
und das dürfte das größte Kompliment sein, das man einem
derartigen Performer machen kann.
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