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Dem Abenteuer auf der Spur   20.09.2015   Uslar
von tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Ein ganz neues Rezensionsfeld erschloss sich mir mit dem Besuch der Veranstaltung "Dem Abenteuer auf der Spur", welche im Rahmen des Literaturfestes Niedersachsen stattfand, das in diesem Jahr mit dem Schwerpunktthema "Abenteuer" kulturell und literarisch interessierten Besuchern verschiedene Angebote unter Beteiligung renommierter Schauspieler, Schriftsteller und Dramaturgen unterbreiten konnte. Initiator und Förderer des Projektes ist die Stiftung VGH. Für die in Uslar stattfindende literarische Schnitzeljagd konnte mit Rüdiger Nehberg einer der bekanntesten deutschen Abenteurer gewonnen werden. Zudem verbindet sich für den Rezensenten mit der Kleinstadt im Solling auch noch etliches Familienbiografisches, so dass gleich ein doppelter Anreiz bestand, sich an diesem grau-frühherbstlichen Sonntagnachmittag in die südniedersächsische Provinz zu begeben.

Am alten Rathaus in Uslar eingetroffen, wurde ich bereits vom Orga-Team begrüßt und sogleich mit wichtigen Informationen und dem dazu gehörigen Survival-Paket versorgt. Der Literatur- und Kunstkreis Uslar e.V. hatte die Organisation vor Ort mit übernommen. Nachdem uns VGH-Intendantin Susanne Mamzed und Uslars Bürgermeister Bauer willkommen geheißen hatten, starteten wir in Gruppen von je 8-10 Teilnehmern zeitversetzt auf unterschiedlichen Routen. Da ich in der letzten Gruppe mitlief, blieb noch genug Zeit, um mit einigen Mitstreitern ins Gespräch zu kommen und sich über so manches Abenteuer auszutauschen. Die Strecke war gut mit Wegweisern präpariert, so dass wir den im Survivalpaket befindlichen Kompass gar nicht benötigten. Zunächst ging es zu drei Vorlesestationen innerhalb der Stadt, bevor wir auf einem Wald-Trimmpfad Richtung Ziel, einem urigen Gehöft, weiter wanderten. Das Wetter war zwar feucht, aber in Strömen geregnet hat es Gott sei Dank nicht.



  

  
Schauspielstudierende der HMTM Hannover hatten sich entlang der Strecke postiert, um uns mit auf Spurensuche in der Abenteuerliteratur zu nehmen. Die Palette reichte von klassischen Werken von Jules Verne ("In 80 Tagen um die Welt"), Stanislav Lem sowie Alphonse Daudet bis hin zur lokalen Abenteuergeschichte aus dem nahe gelegenen Vernawahlshausen. Den Vorlesern gelang es dabei eindrücklich, die unterschiedlichen thematischen Bezüge lebendig werden zu lassen, so dass man sofort in die Welt der Autoren eintauchen konnte.



  
Am Ziel angekommen stärkten sich alle erst einmal mit Stockbrot und Bratwurst vom Grill, bevor mit Rüdiger Nehbergs Vortrag "Abenteuer mit Sinn" der Höhepunkt der literarischen Schnitzeljagd folgen sollte. Nehberg ist ein wahrer Survival-Gigant, der auch mit 80 Jahren so viel Dynamik und Leidenschaft für Mensch und Natur in sich trägt wie kaum ein anderer. Mit seiner unverkennbar selbstironischen Art trug er autobiographische Anekdoten vor, angefangen vom Klettern in der heimischen Konditorstube bis hin zur Atlantiküberquerung mit seinem selbst gebauten Floß, selbstverständlich inkl. äußerst bedrohlicher Lebenslagen. Sein Kampf für die Yanomami-Indianer im brasilianischen Urwald gehört ebenso zu seinen bleibenden Errungenschaften wie das jüngste Engagement mit der Organisation TARGET gegen die Frauenverstümmelung in der islamischen Welt. Nehberg ist alles andere als der typisch gutmenschliche Weltverbesserer und Menschenrechtsaktivist. Er ist ein Mann der Tat und des kompromisslosen Handelns und damit Vorbild für uns alle. Er ist zudem der Inbegriff des unkaputtbaren Überlebenskünstlers, der selber Grenzen überschreitet, damit andere ihre Grenzen erkennen. Mit diesen Eindrücken gingen wir bewegt und beeindruckt nach Hause.

Fazit: Ein in jeder Hinsicht spannender, ereignisreicher Tag, der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Ein Dank gilt den Organisatoren und Mitwirkenden, die meine Lust auf Abenteuerliteratur neu geweckt und mit einem hochkarätigen Gast ein mehr als würdiges Finale realisiert haben.

Fotos: tk



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