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Panteón Rococó   14.08.2015   Berlin, Lido
von Corey5

Wir dachten, die letzte Woche sei mit einer Durchschnittstemperatur von über 30°C zu heiß zum Arbeiten, zu heiß für den Wochenendeinkauf und schweißtreibend genug, als darüber hinaus noch ins Fitnessstudio zu gehen. Wenn man die Fans der mexikanischen Band Panteón Rococó am Freitagabend vor dem Lido stehen sah, schien es dann fast, als wäre es selbst für ein Konzert am Abend noch zu heiß. Entspannte, fröhlich miteinander quatschende Personengrüppchen standen vor dem Eingang des umgebauten Kinos und süffelten in der nicht kühler werden wollenden Abendluft des Stadtbezirks Kreuzberg ihr Bierchen. Erst 20 Minuten nach offiziellem Konzertbeginn setzte sich die kleine Menschenmasse träge in Bewegung. Im Inneren des Lido angekommen wurde jedoch schnell klar, dass die ruhige und träge Zeit mit dem Erscheinen von Panteón Rococó vorbei war. Die ersten Takte erklangen und zeitgleich setzte sich die Masse der Konzertbesucher in Bewegung. Dicht gedrängt und mit etwas zum Trinken in der Hand fühlte man sich nun doch unweigerlich in den Kursraum eines Fitnessstudios versetzt. Abgesehen von der Hitze kam aber im Unterschied dazu nicht das Gefühl auf, sich anzustrengen und für eine gute Figur abmühen zu müssen. Auch wer diese Band zuvor nicht gehört hatte, fühlte sich mitgerissen und konnte nicht anders als zu tanzen, zu springen und Spaß zu haben.
Panteón Rococó  Panteón Rococó

Panteón Rococó  Panteón Rococó
Die Mitte der 1990er Jahre gegründete mexikanische Band zeichnet sich durch Energie, Freude an der Musik und ihre Einzigartigkeit aus. Wenn es um Latin-Ska und Latino-Rock geht, ist diese bis zu 12-köpfige Band ein fester Begriff. Seit 15 Jahren nun schon verstehen sich Panteón Rococó als Sprachrohr der Unterdrückten, die sich in ihren Barrios sozial engagieren und in ihren Liedern Rassismus, die Vergehen der mexikanischen Regierungen und die Enttäuschung der mexikanischen Bürger thematisieren. Aber dieser politische Anspruch schließt nicht aus, dass Panteón Rococó auch Musik machen können, zu der man tanzen kann oder die mitfühlend die Sehnsucht nach Liebe ausdrückt. Nicht nur in Mexiko und Lateinamerika bewegen sie das Publikum, auch in den USA und Europa haben sie bei der musikalischen Linken Gehör gefunden. Ihre 15-jährige Bandgeschichte runden die Jungs von Panteón Rococó mit ihrem 5. Album "Ejército De Paz" ab.
Panteón Rococó  Panteón Rococó

Panteón Rococó
Wer zum Ende des Konzertes im Lido doch vorzeitig die Tanzfläche verlassen musste, ging also mit Sicherheit nicht, weil die Stimmung fehlte. Vielmehr wies die eigene Sportlichkeit noch Nachholbedarf auf, um bei einem solchen Konzert bis zum Schluss durchzuhalten. Es bleibt nur den Hut zu ziehen vor dieser Band, die nicht weniger geschwitzt und nach Wasser gelechzt hat als ihr Publikum und trotzdem kein größeres Vergnügen hatte als die Leute zum Springen und Mitsingen zu animieren! Chapeau! Und apropos Mitsingen: Wer nach diesem Abend nicht das Bedürfnis verspürt Spanisch lernen zu wollen, war offensichtlich aufgrund von Dehydration und damit verbundenem Geistesverlust nur noch physisch anwesend! Ich jedenfalls lerne ab sofort Spanisch und hab schon ein Buch zur mexikanischen Geschichte im Bücherregal stehen.






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