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Voicepoint-Choir   28.12.2014   Limbach-Oberfrohna, Lutherkirche
von rls

Unter dem Titel "Joy" hatten Voicepoint anno 2009 eine Weihnachts-CD veröffentlicht, und selbiger Titel gibt auch den Namen für eine Konzertserie in der Advents- und Weihnachtszeit ab, der Voicepoint-Chor und -Band auch anno 2014 durch diverse Kirchen im Chemnitzer Umland führt. Das Konzert in der Lutherkirche Limbach-Oberfrohna bildet dabei so eine Art Heimspiel, schließlich steht die Heimatbasis der Voicepoint-Chefdenker Conny und Michael Fröhlich gleich nebenan in Niederfrohna, und so ist die große neugotische Hallenkirche denn auch sehr gut gefüllt.
Was das Publikum dann geboten bekommt, sind anderthalb Stunden Weihnachtsgospel überwiegend vom Feinsten, wobei unterschiedlichste Vorlagen eine gospelite Färbung bekommen haben, und dank Michaels Arrangierkünsten können auch die meisten Klippen, die lauern, wenn man stilfremde Vorlagen zu gospelifizieren versucht, erfolgreich umschifft werden. Ergebnis ist auch nicht etwa ein Einheitssound (eine gefährliche Klippe), sondern eine individuelle Version, die sich aber dennoch in den allermeisten Fällen prima ins große Gesamtbild einfügt und vergessen läßt, daß da rein physiognomisch eben keine "echten" schwarzen Stimmen im Altarraum stehen, selbst wenn gerade Conny mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung eine solche durchaus gut nachbilden kann und Hammondorganist Carsten in "Stern über Bethlehem" eine beeindruckende Baßstimme offenbart. Die Band besteht neben ihm aus einem Drummer, einer Bassistin, drei gelegentlich aktiven Holz- bzw. Blechbläsern und Chefdenker Michael am Keyboard, dazu kommt der etwa fünfzehnköpfige Chor, der allerdings von etlichen der Instrumentalisten gesangsseitig verstärkt wird. Zweimal bekommt das Publikum Gelegenheit zum Mitsingen: in "Children, Go Tell It", das zur Sicherheit auch in Notenform im Programmheft abgedruckt ist, und bereits zuvor im allgemein bekannten "O Bethlehem, du kleine Stadt", das mit seiner gekonnten Mixtur aus verschleppten Zwischenspielen und flotten Strophen auch arrangementseitig interessant ausfällt und nur ein paar Erkenntnisprobleme beim Publikumschor aufwirft, wann er denn zur nächsten Strophe einzusetzen hat. Auch der Swing von "Go Tell It On The Mountain" weiß zu überzeugen, aber die Chorsänger nehmen es dem Rezensenten hoffentlich nicht übel, wenn er ausgerechnet das Instrumentalstück des Sets, nämlich die Posaunen-Jazz-Jam über "Ich steh' an deiner Krippen hier", als Highlight bezeichnet - auch der Rest des Publikums scheint so zu denken, denn das Stück erntet den bis dato stärksten Applaus und läßt etwaige letzte Dämme im Publikum brechen, das sich spätestens ab da in Weihnachtsfeierlaune befindet. Da der Solosänger für das eigentlich geplante "Choclat-Chip-Cookies" mit Fieber im Bett liegt, muß dieses Wise-Guys-Stück entfallen, wird aber kongenial ersetzt, nämlich durch "Mister Santa", hinter dem sich eine weihnachtlich umgedichtete Fassung des alten Pat-Ballard-Hits "Mr. Sandman" verbirgt. Drei Lesetexte lockern das Konzert auf und setzen interessante Impulse, auch wenn etwa in der "Weihnachtsfabel der Tiere" das Publikum mit dem Applaus gar nicht an sich halten kann und der eigentlich wünschenswerte Nachdenkemoment nach der Schlußpointe somit nicht zustandekommt. Aber angesichts der Gesamtleistung ist das ein eher kleines Problem, genauso wie der Fakt, daß "Joy To The World" so komplex arrangiert ist, daß es vom einmaligen Hören her kaum zu erfassen ist. Spätestens beim enorm stimmungsvollen Setcloser "Breath Of Heaven" ist die Welt wieder in Ordnung. Die erste Zugabe "Joyful, Joyful" beruht auf Beethovens "Ode an die Freude"-Umsetzung und ist angenehmerweise weniger überhastet ausgefallen als Herbert von Karajans Aufnahme, die man allnächtlich kurz vor 24 Uhr im Deutschlandfunk als Europahymne zu hören bekommt, und "Auld Lang Syne" setzt einen merkwürdigen Schlußpunkt: Die traditionell harmonisierte erste Strophe läßt einem wohlige Schauer über den Rücken laufen, die bei der völlig anders harmonisierten zweiten Strophe wie weggeblasen sind und durch angestrengtes Lauschen ersetzt werden. Vielleicht nicht ganz die Ideallösung an dieser Setposition - aber das Gros des Publikums scheint kein Problem damit zu haben. Insgesamt also ein weitgehend richtig gutes und stimmungsvolles Konzertprogramm - wer das Review gleich nach Onlinegehen liest, hat die Gelegenheit, es am 3.1.2015 um 17 Uhr in der Strobelmühle im Pockautal bei Marienberg im Erzgebirge selber zu erleben, ansonsten hilft nur ein Blick auf www.voicepoint-web.de, ob in der nächsten Advents- und Weihnachtszeit wieder Termine auf dem Programm stehen.

Setlist:
Baby Born A King
Christmas Glory Halleluja
Go Tell It On The Mountain
All On A Starry Night
O Bethlehem, du kleine Stadt
Lesung Lukas 2, 15-20
Stern über Bethlehem
Pretty Little Baby
Ich steh an deiner Krippen hier
Mister Santa
Les Anges Dans Nos Compagne
Weihnachtsfabel der Tiere
Children, Go Tell It
Uns ist zum Heil ein Kind geboren
Ein kleiner Junge besuchte seinen Großvater
A Child Is Born/Silent Night
Gently He Comes
Joy To The World
Great, Great Joy
Breath Of Heaven
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Joyful, Joyful
Auld Lang Syne



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