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Risen from the Depths of Doom IV mit Ophis, Doomed, Et Moriemur, Marche Funebre   14.11.2014   Leipzig, Bandhaus
von ta

Grunzdoom im Quadrupel. Klar, da muss man hin.
Marche Funebre leiten um kurz nach 20 Uhr den Abend ein. Der Sound des Quintetts aus dem belgischen Mechelen hat seine Ausgangsbasis im britisch tönenden Death/Doom und ist um rockige Grooves, ein paar Tempoausbrüche und Elemente aus dem Traditional Doom angereichert. Das Ergebnis ist relativ leichtgängig und darum ein guter Einstieg in den Abend, mir persönlich fallen Songs wie das dramatische "As In Autumn" und die abschließende Semiballade "Crown Of Hope" aber nicht düster genug aus. Und auch der Funke zum Rest des Publikums springt nicht über. Zwischen Band und erster Reihe sind trotz der kleinen Location zwei Meter Platz und Sänger Arne Vandenhoeck gelingt es trotz oder gerade wegen seiner überengagierten Performance nicht, die Leute mitzureißen. Als Antwort auf die Frage "Wer von euch kennt das Album 'Shades Of God'?" vor dem Paradise-Lost-Cover "As I Die" erntet er jedenfalls nur eisiges Schweigen. Doomster halt.
Bei Et Moriemur ist die Ausgangslage gar nicht so verschieden. Die Tschechen sind hierzulande kaum bekannt und spielen ebenfalls Death/Doom. Ihre Ausdeutung des Genres fällt jedoch komplett anders aus, ist sphärisch, unaufgeregt, voll mit Flüsterpassagen und Synthesizerflächen aus der Konserve und wird maximal introvertiert dargeboten - Bewegungsradius null, Interaktion mit dem Publikum null. Insbesondere Sänger Zdenek Nevelík fährt seinen eigenen Film und erinnert mit androgyner Körpersprache an Eviga von Dornenreich. Musikalisch sind in Songs wie "Deep" viele gute Ansätze ebenso vorhanden wie viel Platz nach oben. Sollte man im Auge behalten.
Doomed, die Ego-Spielwiese des Zwickauers Pierre Laube, sind die Shootingstars der Stunde im Doom. Die Frage nach dem Warum beantwortet dieser Auftritt: Einfach sämtliche Songs von Doomed sind Single-kompatibel. Knackige Einstiege, geradlinige Rhythmen, kompakte Bauart, schöne Melodien. Das ist Death/Doom ohne Schnickschnack, aber dennoch stimmungsvoll. Der Gig ist gleichbleibend gut, aber auch ohne Höhepunkte. Die Livebesetzung aus Leadgitarrist Yves Laube, Bassistin Frenzy Pfeifer und Schlagzeuger Andreas Böse agiert zurückhaltend, während Laube selbst angeschlagen wirkt und einen kurzen Atem hat. Musikalisch dennoch die stärkste der drei Vorbands.
Setlist Doomed:
1. Sun Eater
2. In My Own Abyss
3. She's Calling Me
4. My Hand In Yours
5. Downward
6. The Ancient Path
7. Caesars Whore
Headliner sind Ophis, die jüngst ihr neues und bis dato bestes Album "Abhorrence In Opulence" veröffentlicht haben und kurz nach Mitternacht die Bühne betreten. Der Einstieg mit "Somnolent Despondency" von eben diesem Album ist dick, fett und schwerfällig, und so bleibt es auch. Bei dieser Band reicht ein Blick in die Liedtitel und alles ist klar: "Convert To Nihilism" und "Earth Expired" lassen wohl keine Fragen offen. Selten unter zehn Minuten und stets an der Grenze zum Funeral Doom kriechen einem die Songs von Ophis böse und kalt in den Nacken. Die Tempoausbrüche wie in "Resurrectum" sind an einer Hand abzuzählen und ein unnötiger Originalitätsversuch. Die Ansagen von Sänger/Gitarrist Philipp Kruppa sind zynisch und mitunter von bissigem Galgenhumor geprägt: "Das nächste Lied stammt von unserem neuen Album, das ihr euch aber nicht kaufen braucht, da ihr es überall im Internet schon kostenlos bekommt." Quatsch, unbedingt kaufen! Qualität des Auftritts und Publikumsresonanz zeigen: Ophis sind verdienter Headliner dieses Abends. Und als die Hanseaten nach dem mächtigen "Godforsaken" die Bühne verlassen wollen, gibt es erstmalig Zugaberufe, die mit "Funeral" von der 2004er-EP "Nostrae Mortis Signaculum" leider etwas flach belohnt werden. Dann ist Schicht im Schacht. Vor der Tür wartet die kalte Herbstnacht. Bis zum nächsten Mal Doom.



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