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Boris Beck, Carlo Vivary, Centaur, Dark Suns, Immortalists, Jakob Hummel, Mjuix, NeoKaliske, Velt und Viererbob spielen Beck's Songreader   10.01.2014   Leipzig, Werk II
von sk

Es ist wohl Rezensentenschicksal, wenn nach dem Konzert die mühsam angelegten Notizen flöten gehen. Umso schlimmer, wenn an einem Abend 10 Bands auftreten und das Gedächtnis ein wenig löchrig ist. Also fleißig meditiert, die Tiefenschichten des Bewusstseins befragt und siehe da: Ein bisschen was ist noch auffindbar!
Es war eine mehr als geniale Idee von Beck, entschleunigenderweise ein Album nur als Songbook herauszubringen und das Heranwachsen der Lieder anderen zu überlassen. Genial auch, dieses Songbook im Rahmen der CammerConcerts-Reihe in Leipzig auf die Bühne zu bringen. Zehn Bands, je zwei Lieder und alles sollte abgedeckt sein.
Manche der Frauen und Mannen auf der Bühne im Werk II haben sich nur für diesen Abend zusammengefunden und dementsprechend durchwachsen war das Ergebnis. Ohne jetzt auf Einzelheiten einzugehen: Beck hatte allen, die sich seiner Lieder annehmen, freie Hand gegeben. Umso mehr verwundert es, wenn die Mehrzahl im Bereich der gediegenen Americana verbleibt und scheinbar werktreu arbeitet. Gut, unterhaltsam, meist sehr angenehm zu hören. Aber auch nicht mehr. Ein echtes Highlight waren NeoKaliske. Meine Fresse, was hat der Mann doch für eine Stimme zwischen Festigkeit und Falsett. Etwas ulkig muten Boris Beck in ihren Tennisgewändern an, ohne wirklich musikalische Marker zu setzen. Viererbob hat den Dreh raus, mischt in dem Lied aus Becks Songbook ein Loop aus dessen größtem Hit "Loser" bei und zieht das Publikum auf seine Seite. Nur leider, leider ist mir der Name der Band entfallen, die wirklich eigene Akzente setzte. Mit fetten Bläsern, noch fetteren Gitarrenriffs und Arrangements weit weg von Americana.
Ein großartiger Abend im Werk II, wenn, ja wenn es nicht noch was zu meckern gäbe. Da wäre einerseits die Dramaturgie des Abends. Es wäre sicher nicht zu viel verlangt, die musikalischen Höhepunkte an das Ende zu setzen (NeoKaliske, Viererbob und die Band, deren Name mir nicht mehr einfällt. Wenn jemand weiß, wen ich meine - große Besetzung, Bläser und ein langhaariger Derwisch am Mic -, dann gebt Bescheid). Aber was kommt als Höhepunkt: Ein Holzbläserensemble, das die beiden einzigen Instrumentaltracks aus Becks Notenbüchlein vertont. Zweifelsohne auf einem hohen Niveau, aber auch so surreal, dass man gar nicht genug trinken kann, um das wirklich geil zu finden. Und zweitens: Der arme Mensch, der zwischen den kurzen Umbaupausen durch den Abend führte, hätte auch gerne am Tresen seinen Abend verbringen können. Er langweilte mehr als dass er unterhielt mit seinen vermeintlichen Informationen aus Becks Leben. Nach der vierten Umbaupause habe ich dann auch lieber eine Zigarette geraucht, als mir das Gerede anzuhören. Vielleicht sind da ja irgendwo meine Notizen in Rauch aufgegangen.






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