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Protest The Hero, TesseracT, The Safety Fire, Intervals   08.01.2014   Berlin, Magnet
von Corey5

Protest The Hero - kein Album einer Band lief die letzten knapp drei Monate öfter meinen MP3-Player rauf und runter als "Volition" (VÖ: 29.10.2013). Als generell eine meiner Lieblingsbands haben sich die vier Kanadier mit dieser Scheibe selbst übertroffen. Nach den drei Vorgängern "Kezia" (2005), "Fortress" (2008) und "Scurillous" (2011) gaben sich die Progressive-Metaller nun im Magnet die Ehre, ihre neue Scheibe live zu präsentieren. Wenngleich die Akustik in dem kleinen Club, der eher für Partys als Konzerte zu empfehlen ist, nicht die allerbeste ist, so konnten Protest The Hero dennoch auf ganzer Linie überzeugen.
Die Vorband Intervals habe ich, obwohl ich kurz vor acht (offizieller Beginn) offensichtlich verpasst, was ich schade finde. Scheinbar sind diese schon aufgetreten, bevor es eigentlich los ging. Somit fehlt diese Band im Review. Kurz nach acht starteten somit The Safety Fire. Die Band an sich klang zwar - in diesem Falle kann man durchaus das Wort "nett" nutzen -, konnte aber doch nicht recht überzeugen. Die fünf Londoner - ebenfalls Progressive Metal zelebrierend - haben - zumindest für mich - nicht unbedingt Wiedererkennungswert. Auch wenn die Band seit knapp 8 Jahren besteht, so kam das erste offizielle Studioalbum doch erst 2012. Da auch wahrscheinlich erst seitdem kommerzielle, größere Auftritte stattfinden, ist es nicht verwunderlich, dass noch ein wenig Bühnenerfahrung fehlt. Es wirkte alles ein wenig einstudiert und aufgesetzt. Allein dass der Bassist, ein Gitarrist und der Frontmann die quasi gleiche Hipster-lastige Frisur hatten, wirkte sehr monoton. Zudem kam in den Liedern, in denen sich des Growlings bedient wurde, eben dieses aus der Konserve. Alles in allem also eine nette Vorband - doch wahrlich nichts, das einen vom Hocker reißt.
Anschließend traten TesseracT auf. Schon beim Soundcheck merkte man, dass da allein stimmlich etwas Großes auf einen zukommt. Offensichtlich ist die Band auch kein unbeschriebenes Blatt mehr - hier ging wohl in der Vergangenheit etwas an mir vorbei. Viele der anwesenden konnte die Texte, gröhlten mit und bewegten sich um ein vielfaches mehr als noch bei The Safety Fire. Die Stimme des Sängers Ashe O'Hara (seit 2012) hat auch einen starken Wiedererkennungswert. Generell ist mir der Gesang zwar zu ruhig und ein wenig zu hoch (minimal feminin) und poppig angehaucht, wirkt als Gegenstück zur teils recht ruppigen Musik aber passend. In einigen Stücken beweist O'Hara aber auch, dass er anders kann - und das gefällt. Das aktuelle Studio-Album "Altered State" wird es wohl damit in den nächsten Wochen auch in meine Playlist schaffen.
Nach einer anschließenden - viel zu langen - Pause standen dann 5 Jungs auf der Bühne. Alle mit Basecap. An dieser Stelle war ich noch der Meinung, dass es laut Plan ja erst die dritte Band von vier sein müsste und befürchtete schon das Schlimmste. Wer außer Hoppern und Vollprolls (à la MCFitti) trägt heutzutage schon noch ein Basecap!? Dank des Vollbartes hatte der Frontmann zudem auch eine gewisse Ähnlichkeit mit eben diesem. Schon nach genau zwei Riffs fiel mir allerdings die Kinnlade nach unten - denn ich stellte fest, dass Protest The Hero schon auf der Bühne standen. Dieser Sound ist einfach unverkennbar. Beim letzten Konzert in Leipzig (dürfte wohl Anfang 2011 gewesen sein?!) sahen die Kanadier noch ganz anders aus - Vollbart? Fehlanzeige. Glücklicherweise ging aber in dieser Zeit nichts vom Esprit verloren. Allen Enthusiasmus, den die fünf aufbringen konnten, steckten sie inbrünstig in ihren Auftritt. Der kleine Floor bebte. Auch kurze Witze zwischendurch und Interaktion mit dem Publikum waren eine willkommene Pause und sehr amüsant. Rody erzählte von einen Schwank, wie er mal betrunken in den Orlando auf einer Bühne stand und nach vorn in den Sicherheitsbereich gekippt ist, weil dezente motorische Aussetzer ihn ins Leere treten ließen. Dies aber auch in einer wunderbar komischen Erzählweise. Weiterhin sind die Jungs offensichtlich auch stark sarkastisch veranlagt und suchten den schönsten Mann des Abends - den "Hunk of the day". Vorher setzte sich Rody eine Nerd-Brille auf und zog dann einen jungen Mann mit ebenso einer Brille aus dem Publikum, machte ein paar extrem sarkastische Bemerkungen (was dieser aber nicht zu bemerken schien). So z.B. sagte der Typ im Karohemd "I will go down to my girlfriend now" und bekam als beiläufige Bemerkung mit einem leichten Augenrollen "Oh what a lucky girl she is!" zur Antwort. Anschließend flog Rodys Brille mit einem "Let's get off these fuckin' glasses" in die Ecke und das nächste Lied fegte allen Anflug von Humor, Sarkasmus und Nerdigkeit mit einem Schlag aus dem Raum. Weiter ging das Gitarrengemetzel mit der unverkennbarsten Stimme, die derzeit die (Progressive-)Metal-Welt unsicher macht.
Protest The Hero
Kurz vor Ende wurde noch kurz (scherzhaft?) über das nächste Album erzählt und auch ein kurzer Rap - in einer extrem hohen Fieps-Stimme - brachte den Saal zu lautem Gelächter. Anschließend liefen noch zwei Lieder und der Zauber des Abends war viel zu schnell dahin. Somit bleiben Protest The Hero auch nach diesem Konzert weiterhin ganz weit oben in der Riege meiner am häufigsten gespielten Interpreten. Die Songs sind einfach sehr diffizil, variieren stark - auch innerhalb eines Titels - und bringen Abwechslung in den Einheitsbrei, der sich momentan durch die (Progressive)-Rock- und -metal-Szene zieht. Absolute 5-Sterne-Empfehlung; live ebenso wie auf Datenträger gebannt. Hauptsache laut.






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