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Skindred, Crossfaith, Deadly Circus Fire   13.11.2013   Berlin, BiNuu
von Corey5

Skindred live? Da muss ich hin! Nach bisher mehreren Live-Konzerten (u.a. 2011 auf dem Highfield und 2012 im Lido) wusste ich ganz genau, dass ich mir diese Band keinesfalls entgehen darf. Schon viele Bands haben mich live überzeugen und in ihren Bann reißen können. Doch Skindred bieten eine der wenigen Ausnahmen, die einfach nicht enttäuschen können und keine schlechten Tage kennen. Nach jedem Konzert war ich bisher so fertig, dass ich mich erst einmal setzen musste. So sollte auch diese Veranstaltung im BiNuu in Berlin keine Ausnahme darstellen.
Das BiNuu wollte ich schon seit geraumer Zeit besuchen, da ich neugierig war - jedoch bot sich nie die Möglichkeit. Die Location ist direkt im Schlesischen Tor an der U1 nahe der Warschauer Straße in Kreuzberg. Ich stellte mir immer Kellergewölbe vor, da das Stationsgebäude nicht sonderlich groß ist, auf der anderen Seite aber die Eingangshalle zur Bahn, ein Späti, ein Bäcker und ein Blumenladen untergebracht sind. Nach minimaler Anstehzeit kam ich in die Räumlichkeiten und wunderte mich schon einmal über die nicht vorhandene Treppe nach unten. Somit war mir eines klar: Die Location muss verdammt klein sein. Für Konzerte hat das des Flairs wegen ja aber eigentlich immer einen positiven Charakter. Die Garderobe ist direkt am Eingang, dahinter ein Barbereich um die Ecke, von welchem aus man durch verspiegeltes Glas auf die Straße davor schauen kann. Interessant gemacht. Um eine weitere Ecke geht es dann in Richtung Bühne. Doch ist man um die Ecke rum, steht man quasi schon vor der Bühne. Sechs Meter Breite und nach hinten Alles in Allem vielleicht 15 Meter Platz sind geboten. Kuschelig. Noch während ich an der Bar stand, ertönte von der Bühne um die Ecke der erste Ton von Deadly Circus Fire. Selbst hier war es schon verdammt laut - natürlich ist dies der kleinen Location geschuldet. Die Band überzeugte mich persönlich nicht ganz durch ihr Zusammenspiel und das Aufheizen des Publikums ging mäßig - bis müßig - voran. Dennoch war der Sound recht eingängig und gut anzuhören, ohne dass ich mir jetzt gleich eine CD zulegen müsste. Der Spaß war auch recht schnell vorbei, da den Jungs offensichtlich wenig Zeit eingeräumt wurde.
Der anschließende Umbau jedoch zog sich dafür ganz schön in die Länge. Beim Sound-Check wusste man allerdings schon, dass sich das Warten lohnen würde. Bis auf Maximum The Hormone stehe ich bisher ja nicht sonderlich auf japanische Bands, doch von Crossfaith konnte durchaus etwas erwartet werden. Und das Versprechen wurde gehalten. Selten habe ich eine so enthusiastische und emotional geladene Band gesehen. Musikalisch stark orientiert an einer Mischung aus Linkin Park (Keyboard und elektronische Einflüsse, die mir ein wenig "too much" waren) und einem Querschnitt vieler PostHardCore- und MetalCore-Bands ertönte eine Mischung, die wohl getrost dem Trancecore zugeordnet werden kann, welche den kleinen Saal - oder besser Raum - schon beim ersten Lied mitriss. Noch vor Ende des ersten Liedes wurde zur Wall of Death aufgerufen. Auf sechs Meter Breite durchaus eine Herausforderung, die jedoch ohne zu zögern angenommen und durchgezogen wurde. Es ging zu wie auf einem Mega-Hardcore-Festival, nur eben im Miniatur-Maßstab. Diese Band weiß, wie man die Crowd direkt nach drei Liedern um eine Pause winseln lässt. Unfassbar. Vom Circle Pit bis zum Crowdsurfing durch den Frontmann wurden hier alle Rock- und Metal-Konzert-"Klischees" erfüllt, doch mit Bravour gemeistert. Die Jungs gehören auf eine große Bühne. Entertainment pur.
Nach einer weiteren Pause, die - wenn ich hier großzügig sage, ist das untertrieben - sehr lang ausfiel, erhallten die ersten Schreie im Publikum, noch bevor Skindred überhaupt richtig zu sehen waren. Die Jungs aus Newport (UK) um Benji Webbe zögerten keine Sekunde und bliesen die erste Reihe nach zwei Sekunden direkt einen Meter weit nach hinten. Wer hätte gedacht, dass man mit Reggae doch so viel anstellen kann - und dass es mir dann auch noch so gut gefallen würde. Wie sagt man so schön: "Die Mischung macht's!". Und wenn das auf irgend eine Band zutrifft, dann auf Skindred. Reggae wird hier mit einer minimalen Prise HipHop gemischt (bis hier klingt das Ganze noch nicht sonderlich interessant) und anschließend mit einem Hauch Punk abgeschmeckt. Anschließend wird das Konzept mit einer gepfefferten Prise Metal überbacken und als unverwechselbares Hörerlebnis serviert. Lieder wie "Pressure" und "Nobody" sind dabei bekannt wie bunte Hunde (die sie rein musikalisch gesehen sogar tatsächlich sind).
Zu meinem Bedauern schwächelten Skindred mit ihrem letzten Album "Union Black" jedoch leider stark. Deshalb wurde wohl auch von größeren Locations abgesehen - das Konzert wurde sogar aus dem wesentlich größeren C-Club ins BiNuu verlegt. Das kann nur bedeuten, dass der Andrang geringer ausfiel als geplant. Sagen kann man das natürlich nicht eindeutig, aber ich bin der Meinung, dass "Union Black" daran Schuld sein dürfte. Allerdings möchte man meinen, dass die Briten das auch erkannt haben. Von diesem Album wurde relativ wenig gespielt. Stattdessen griff man auf Altbewährtes zurück - und das kam an. Auch erste Tracks vom neuen Album wurden gespielt. Seitdem kann ich es kaum erwarten, das Anfang 2014 erscheinende Album "Kill The Power" im Händen zu halten. "Kill The Power" war auch das Credo des Abends. Die Crowd wurde ausgepowert bis zum letzten. Auf und vor der Bühne gaben alle Anwesendes ihre letzten Kräfte und dafür buchstäblich ihr letztes Hemd. Kurz vor Ende wurden alle Männer aufgefordert, ihre T-Shirts auszuziehen und damit den Helikopter zu machen. Die Idee, muss ich sagen, ist jedoch am Ende eines schweißtreibenden Konzertes nicht unbedingt die beste Idee. Das hätte man sich durchaus sparen können. Es war so schon stickig, heiß und eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Wenn dann noch nasse, durchgeschwitzte T-Shirts von nicht unbedingt ansehnlichen Männerkörpern direkt neben einem geschwungen werden, trägt das nicht unbedingt zur Stimmung bei, die gerade dermaßen am Kochen war ... Schade eigentlich, das hat mir das Ende ein wenig vermiest. Generell weiß ich aber, dass ich niemals ein in meiner Nähe stattfindendes Skindred-Konzert verpassen werde.
Für Partys mit DJ oder ähnlichen Veranstaltungen werde ich auch garantiert das BiNuu noch einmal besuchen - für Konzerte ist es jedoch fraglich, da die Location einfach grenzwertig klein ist und dafür die Lautstärke der Boxen bis zum leichten Übersteuern aufgedreht wird, dass es fast schon nicht mehr schön ist. Schade eigentlich. Sobald aber eine Band dort ist, die ich unbedingt sehen will, werde ich jedoch auch wieder in dem kleinen "Kabuff" stehen - keine Frage.






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