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30 Seconds To Mars, We Fell To Earth   06.06.2013   Berlin, Zitadelle
von Kristin Kretzschmar

Langsam aber sicher füllt sich die Zitadelle Spandau in Berlin. Herrlicher kann ein Sommerabend im Juni nicht sein, mild und strahlend, blauer Himmel. Dennoch ist das Publikum im ausverkauften Veranstaltungsort recht verhalten, versucht anzukommen, plündert die Merchandise-Stände und ist um das eigne leibliche Wohl besorgt. Den größten Anteil des Publikums machen junge Frauen aus, die Zielgruppe eben. Punkt 19 Uhr betritt die Vorband die Bühne - ohne sich vorzustellen beginnen sie wortlos ihr Programm gemäß dem Motto "Rockig aussehen, aber nicht einmal annähernd so klingen". Man versucht sich an seinem scheinbaren Vorbild Paramore zu orientieren. Doch da helfen kein versuchtes Rocken, keine leisen Töne und auch keine Elektroeinflüsse, das Publikum verweigert sich schlicht und einfach. Nach einer knappen halben Stunde verschwinden sie mit einem simplen "Thank you" genauso klanglos, wie sie erschienen waren, und lassen das Publikum rätselnd zurück: "Wer hat da jetzt eigentlich gespielt?". (Kurioserweise läßt sich auch im sonst so allwissenden Internet so gut wie keine diesbezügliche Information finden. Es könnten allerdings von der Optik der Sängerin her We Fell To Earth gewesen sein, die bereits anno 2009 als Opener für 30 Seconds To Mars in Berlin im Astra gespielt hatten. - Anm. rls)
Es folgt eine Pause, Zeit für mehr leibliches Wohl und mehr Merchandise. Um 20:10 Uhr fängt es auf der Bühne an zu knallen und zu leuchten; mit langen Haaren und unrasiert erscheint er, begrüßt von unzähligen kreischenden Mädels: Mr. Jared Leto. Er eröffnet das Konzert mit einem Song aus dem aktuellen Album "Love Lust Faith + Dreams", "Conquistador", und erobert damit, im wahrsten Sinne des Wortes, noch mehr Frauenherzen. Besonders auffällig sind auch die Effekte bzw. Animationen auf der Videoleinwand hinter der Band. In allerlei verschiedenen Sprachen wird das Publikum zum Springen aufgefordert, also dann, Berliner: "Springt" (doch endlich mal)!
Beim zweiten Song, dem wohl auch bekanntesten 30-Seconds-To-Mars-Song "Kings And Queens", zeigt man doch recht einfallslos den dazugehörigen Videoclip. In diesem wie auch im darauffolgenden Song "This Is War", vom gleichnamigen Album, beweist Jared Leto, dass er neben seinen qualitativ guten Vocals auch so richtig "schreien" kann, genau wie auch die Mädels vor der Bühne, als es riesige, bunte Luftballons in die Menge "regnet".
Die anfänglichen Tontechnikschwierigkeiten sind immer noch nicht komplett beseitigt, immer wieder klingen einzelne Passagen leicht übersteuert. Sehr schade, denn die Zitadelle Spandau ist normalerweise von der Akustik gesehen ein sehr geeigneter Veranstaltungsort, gerade für Open-Air-Konzerte.
Nun wieder ein älterer Song: "Night Of The Hunter" soll das doch ein wenig zu ruhige Publikum anheizen. Aber das scheint, bis auf die kreischenden Mädels vor der Bühne, genauso müde zu sein wie die Band selbst.
Dann folgt aus einem älteren Longplayer "Search And Destroy". Dieser scheint das doch recht international bzw. scheinbar aus ganz Deutschland angereiste Publikum (den Dialekten nach zu urteilen) ein wenig aufzutauen. Dem Ganzen versucht Jared auch mit einem "I love you, Berlin" ein wenig mehr einzuheizen.
Für den nächsten Song, so die Band, haben sie extra die Sonne aus Kalifornien mit nach Deutschland gebracht, in Form eines Songs vom neuen Album: "City Of Angels", die Band lässt sie alle schreien, endlich Berlin, ihr seid ja tatsächlich da! Dieser Song ist auch bei weitem die beste Performance an diesem Abend. Ein über den Horizont fliegendes Flugzeit macht die Szene perfekt und beamt uns alle nach Sunny California.
Beim nächsten Song tanzen im Hintergrund rote Blutkörperchen auf der Leinwand, wahrscheinlich genauso wie beim Publikum mittlerweile: "End Of All Days".
Nun fliegt auch Jareds Jacke weg, "Pyres Of Varanas" vom neuen Album erhält eine fast schon epische Introduktion mit 2 Artisten auf der Bühnen, die fleißig Saltos schlagen.
Es folgen leisere Töne mit Akustik-Gitarrenriffs. Jared fragt ins Publikum: "Do you like this song?". Und ob wir das tun! "Hurricane" kennen wir ja auch alle "von früher".
Leider scheint das Publikum bei all den Akustiktönen wieder ein wenig einzufrieren ... Zum Glück aber knallt es inmitten des Akustiksongs "The Kill" richtig, die Gitarrenriffs explodieren förmlich. Alle sind wieder wach und voll dabei!
Nach dem folgenden Song "Do Or Die" verabschiedet sich die Band bereits. Doch was wäre ein Konzertabend ohne Zugaben! Bei "Closer To The Edge" sind alle (Handy-) Kameras gezückt. Ruhiger wird es wieder mit Klavierklängen zu "Alibi". Beim wirklich letzten Song für diesen Abend holt sich die Band Fans auf die Bühne und alle feiern zu Papierschnipseln, Feuerwerk und "Up In The Air". So hätte das von Anfang an sein müssen!
Zusammengefasst ein schönes Konzert, das leider etwas an der Müdigkeit beider Seiten, des Publikums und der Band, krankte, auch der Tontechniker hätte ausgetauscht werden müssen. Beim nächsten Mal wird es perfekt!






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