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Vicious Rumors, Iron Knights, Phallax   28.05.2013   Kassel, K19
von tk

Das Plakat zur Veranstaltung
Sie gehören mit zu den Begründern des US-Powermetals. Die aus Kalifornien stammende fünfköpfige Combo VICIOUS RUMORS hat eine bewegende Bandhistory vorzuweisen, in der auch unendlich viele Besetzungswechsel erfolgten und ein tragischer Todesfall Mitte der 1990er (Sänger Carl Albert starb nach einem Autounfall) passierte. Auch wenn ich mich mit der Band nie ausgiebig beschäftigt habe, wurde es langsam mal Zeit, sie auf ihrer "Electric Punishment Over Europe"-Tour livehaftig unter die Lupe zu nehmen. Da Sänger Brian Allen aus familiären Gründen verhindert war, die Tourtermine wahrzunehmen, angelten sich Geoff Thorpe und seine Mannen Allround-Sangesikone James Rivera, der auch schon einmal für kurze Zeit als Mitglied bei VICIOUS RUMORS involviert war und das 2006er Werk "Warball" eingesungen hat. Das Kulturzentrum K19 auf dem Kasseler Uni-Gelände war an einem Werktag mit Kuttenträgern und Mattenschüttlern gut gefüllt, so dass einem gepflegten Metalabend nichts im Wege stand. Vorab schon mal ein dickes Dankeschön an Jana Brepohl für die Bereitstellung der Bilder.

Phallax
Den Abend eröffneten die schwäbischen Powermetaller PHALLAX, die mit ihrem kurzweiligen Auftritt eine erste Duftmarke setzten. Für eine Nachwuchscombo agierte das Quintett recht professionell und zeigte eine energiegeladene Show, die allen Anwesenden ein anerkennendes Nicken entlockte. Beim Songwriting ist sicherlich noch nicht alles Gold, was glänzt. Die mit NEVERMORE-Schlagseite präsentierten Songs könnten noch etwas mehr Schliff vertragen und eingängiger gestaltet werden. Sänger Johannes Schurr zeigte dafür seine exzellenten Entertainerqualitäten. Was den Unterschied zwischen Kasselänern, Kasselanern und Kasselern betrifft, sollte er sich allerdings noch mal bei einem Einheimischen kundig machen. ;-)

Iron Knights  Iron Knights
Mit im Schlepptau hatten VR auch die britischen Metaller IRON KNIGHTS, die aus den ehemaligen STUKA SQUADRON hervorgegangen sind, womit man auch gleich die lyrische Thematik der Londoner erfasst hat. Musikalisch sorgte der Fünfer mit leicht punkigem Flair und einigen folkloristischen Anleihen durchaus für gute Laune, wobei sich die Songs mit einer gewissen Sperrigkeit zumindest für meinereiner nicht immer nachvollziehbar gestalteten. James Begley erwies sich als sympathischer Fronter, der das Publikum permanent anfeuerte und auf der Bühne alles gab. Angesichts seines hölzernen Stageactings und oftmals quälend wirkenden Brüllgesangs konnte sich so manch Anwesender ein leichtes Schmunzeln aber nicht verkneifen. Trotz livehaftiger Power und Spielfreude wollte der Funke nicht so recht überspringen, so dass das Quintett mit seinem Set nicht mehr als Gefälligkeitsapplaus erntete.

Vicious Rumors  Vicious Rumors

Vicious Rumors  Vicious Rumors
Nach einer längeren Umbaupause, die die Kuttenträger zum Biergenuss und Fachsimpeln über den allerheiligsten Metal nutzten, enterte endlich der Hauptact VICIOUS RUMORS die stage und sorgte schon mit den ersten Akkorden für kollektives Ausrasten. Der Sound war glasklar und die Instrumente bestens aufeinander abgestimmt. Schlagwerker Larry Howe trieb mit exzessivem Drumming die Meute voran. Magischer Mittelpunkt des Livegeschehens war aber Sänger James Rivera, der nahezu dauergrinsend jeden Besucher herzte und frohlockte, als wolle er die ganze Welt umarmen. Dass er an diesem Abend eine absolute Weltklasse-Gesangsleistung zeigte, indem er nahezu ausschließlich die Kopfstimme bediente, geriet dabei fast zur Nebensache. Das Auftreten des kleinen Energiebündels erinnerte entfernt an große Bühnenmomente von Ronnie James Dio. Eingerahmt wurden die Gänsehaut-Vocals von einer perfekt in Szene gesetzten Instrumentierung. Besonders das kongeniale Duo Thorpe/Rasmussen zauberte mit gedoppelten Gitarrenläufen und fast schon beängstigender Präzision ein brodelndes Dauerriffgewitter auf die Bühne. Der Schwerpunkt der Setlist lag logischerweise auf dem jüngst erschienenen Album "Electric Punishment", das durchweg gute bis sehr gute Kritiken einheimsen konnte, und natürlich dem 2006er Werk "Warball", welches James auch eingesungen hat. Viele Fans hätten sich sicherlich noch mehr Klassiker der ersten drei Scheiben gewünscht. Zumindest im Zugabenblock konnten sie noch mal etwas 1980er-Nostalgie schnuppern und mit dem abschließenden "March Or Die" vom Erstlingswerk "Soldiers Of The Night" US-Powermetal in Reinkultur inhalieren. Selten hat man soviel Präzision, gepaart mit Power und Leidenschaft in knappen zwei Stunden erlebt wie an diesem Abend. VICIOUS RUMORS überzeugen somit nicht nur auf den großen Festivalbühnen, sondern auch in kleinem Rahmen und in familiärer Atmosphäre. Hier stand die goldene Generation des Metal auf der Bühne und zeigte den Jungspunden, wo der Metalhammer hängt. Definitiv eines der Konzerthighlights 2013!

Setlist VICIOUS RUMORS
Intro / I Am The Gun
Black X List
Mr. Miracle
Sonic Rebellion
Don't Wait For Me
Murderball
Razorback Blade
Black
Abandoned
Electric Punishment
D-Block
Let The Garden Burn
Drum Solo
Blood Stained Sunday
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On The Edge
Immortal
A Ghost Within
March Or Die

Fotos: Jana Brepohl



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