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Neaera, Bury Tomorrow, The Counterparts, Landscapes, The Defiled   01.03.2013   Leipzig, Conne Island
von js

Das Conne Island war erneut Schauplatz brillanter Interpreten der harten Rock-Schiene, sodass selbst die zartesten Gemüter vom Feinsten aufgemischt wurden. Ich möchte die nachfolgenden Bands nicht als Créme de la Créme bezeichnen, aber es war eine gelungene Darbietung, die man nicht so schnell aus dem Gedächtnis streichen wird.

Mittlerweile ist es typisch: Die erste Band, in dem Fall The Defiled, verpasst man grundsätzlich, zumindest wenn man mit mir unterwegs ist. Nach reichlicher Publikumsbefragung und analytischer Auswertung kann an dieser Stelle festgehalten werden: Die Band war soweit OK - also nett für die Lauscher zur feinfühligen Einstimmung auf den Abend. Allerdings strahlen sie ein Image aus, dass sie sich im endlosen Teich der Hardcoreszene breit machen und ihr Revier markieren wollen. Leider verhaspeln sie sich immer noch in ihrem Gothic-Tokio-Hotel-Klang. Man sollte dem Ganzen wohl beim nächsten Konzert noch eine Chance geben.

Die Landscapes wiederum ließen die Rockerherzen wieder höher schlagen. Die Zeit dafür zu investieren, der Band eine halbe Stunde seines Gehörs zu schenken, hat sich gelohnt. Der Sound war überragend manifestiert. Alle Instrumente waren eindeutig zu verstehen und wurden von den teilweise märchenhaften Cleanparts des Sängers untermalt.

Counterparts  Counterparts
Das nächste Highlight des Abends waren auf jeden Fall The Counterparts. Die stählerne Härte war den Jungs buchstäblich auf die Haut geschrieben. Der Hang zur Melodie scheint nicht ihre Spezialität, jedoch haben sie eine grandiose Show zum Besten gegeben. Nicht ein Fleck der Bühne wurde von dem bewegungsintensiven Sänger ausgespart.

Bury Tomorrow  Bury Tomorrow
So weit, so gut. Jetzt analysieren wir pathologisch die Sahneschnitten des Abends: Bury Tomorrow haben einen - ich geb's ja zu - gut aussehenden aber leicht eitlen und selbstverliebten Sänger. Bei der Leistung, die der junge Herr Daniel Winter Bates auf der Bühne dargeboten hat, kann man ihm das allerdings nachsehen. Die anwesenden Mädels haben auf jeden Fall bei dem zum Sabbern anregenden Anblick des Goldjungen ihre Träume für die Nacht besiegelt. Gleichermaßen ist die Band so herausragend sympathisch, dass man nicht genug von ihr bekommen kann. Als hätten sie nie was anderes gemacht, erobern sie die Fans im Sturm, was sich allein an der Bewegungsrate des Publikums erahnen lässt. Ob Circle Pit oder Wall Of Death: Der Saal hat hypernervös gebrodelt. Das Zusammenspiel zwischen Davyd (Bass) und Kristan (Guitars) war eine überwältigende Performance. Ein derart eingespieltes Team sieht man auch nicht alle Tage. Mittlerweile waren auch die Fans beim Crowdsurfing nicht mehr zu stoppen. Fazit: Der wehrlosen Hörer sind geflashed und wollen in Zukunft noch mehr davon!

Neaera  Neaera
Jetzt fliegt uns auch noch der musikalische Knüppel schlecht hin um die Ohren. Neaera lassen den Puls derart in die Höhe steigen, dass einem Hören und Sehen vergehen könnte - mit dem Unterschied, dass man danach noch in glücklicher Erinnerung schwelgen kann. Diese Band weist keinerlei Berührungsängste auf. Unzählige Fans hatten die Ehre, sich die Bühne mit den Prinzen des Melodic-Death-Metal zu teilen. Die begeisterten Anhänger, deren Blut in den Adern vor Adrenalin und Freude zu pulsieren schien, konnten sich kein schöneres Geschenk von ihren Helden vorstellen. Was bis dahin an Brutalität in der Menge ausgeartet ist, wurde mit weiteren Circles und Walls nur noch auf die Spitze getrieben. Bei der musikalischen und zähnefletschenden Leistung gibt es einfach nichts auszusetzen. Wie man es von diversen Songs der Band kennt, sind die Gitarren äußerst tief gestimmt. Die Riffs, die durch das virtuose Saitenspiel von Stefan und Sebastian erklingen, zeigen mehr als nur ansatzweise das Talent, was ihnen in die Knochen gemeißelt wurde. Wir sprechen hier von zermürbenden Thrash/Death-Riffs, die uns zeigen, dass sie weiterhin als die Hoffnungsträger in der europäischen Szene voranschreiten. Sänger Benny zeigt uns auch wieder, wie hoch er shouten und wie tief er grunzen kann. Die Bandbreite sei damit bedient. Halten wir fest: Die Zugaben allein am Ende beweisen, dass wir von Neaera noch lange nicht die Nase voll haben.

Fotos: Philipp Triebner



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