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Tremonti, Malrun   04.02.2013   Berlin, Lido
von Corey5

Mark Tremonti: ein Name, der in der Reihe der größten Gitarristen der Rockgeschichte neben Slash oder Edward "Eddie" Van Halen einfach nicht fehlen darf. Der Gitarrengott, der schon bei Creed und Alter Bridge beherzt in die Saiten griff und noch immer greift, ist nun also vor dem Erscheinen eines neuen Alter-Bridge-Albums im Jahre 2013 zusätzlich auf Solopfaden unterwegs. Kann dieser Spagat gut gehen? Um es kurz zu fassen: JA!
Das Album "All I Was", welches im Juli 2012 erschien, machte von vornherein schon klar, dass das Projekt TREMONTI sich von Creed und Alter Bridge um einiges unterscheidet und ordentlich eine Schippe draufpackt. Mehr Heavy, mehr Speed, mehr Thrash. Dennoch bleibt ein Anklang von Melodiosität, welche an seine anderen Projekte erinnert, nicht aus.
Für seine fünf Headliner-Auftritte in Deutschland suchte Tremonti sich die passende Vorband aus: Malrun. Diese waren Ende 2011 schon im Vorprogramm von Alter Bridge zu sehen, was die Suche wohl durchaus vereinfachte. Deutschland ist den fünf Dänen auch nicht unbekannt, da sie schon die Emil Bulls, Engel und Die Apokalyptischen Reiter tatkräftig unterstützten.
Die Location für das Konzert in Berlin - das LIDO - hat für die Qualität der Akustik definitiv ein großes Lob verdient. Trotz härtester Gitarrenriffs und der abgedrehtesten Sounds, die man auf E-Gitarren nur daher zaubern kann, blieb der Klang durchweg glasklar und in perfekter Relation zum Gesang.

Malrun  Malrun

Malrun  Malrun

Malrun
Pünktlich 21:00 ging es nun also los und Malrun stürmten die Bühne. Man merkte sofort, dass da Energie raus wollte, die auf der kleinen Bühne nicht wirklich losgelassen werden konnte. Das Publikum war auch noch sehr zurückhaltend und passte nicht wirklich zum ersten Reißer "Shadowborn", den die 5 Dänen von der Bühne schoben. Direkt im Anschluss nach einer kurzen Begrüßung - auf Deutsch - folgte auch schon "New Blood". Vom Lied zu Lied schaukelten die Jungs das Publikum so langsam hoch bis zum Song "The Lyapunov Exponent". Dann wurde kurz aus dem Nähkästchen geplaudert und Frontman Jacob Løbner erzählte, dass der erste deutsche Film, den er je gesehen hat, auf der Fahrt nach Berlin im Tour-Bus lief. Er trägt den Titel "Spritz mir in's Gesicht".
Nach diesem kleinen Griff unter die Gürtellinie wurde es etwas gefühlvoller und die Ballade "Sink Forever Down" klang durch. Kurz darauf kam die Frage, ob wir Berliner es nicht eher etwas härter mögen, auf - und wurde prompt mit einem eindeutigen "JAAA" in Richtung Bühne zurückgegeben. Damit war Zeit für "Ostracized". So langsam wurde auch das Publikum munter und die ersten Reihen bewegten sich etwas mehr, als nur gezwungen mit den Köpfen zu nicken. "The Iron March" und "Trim The Fat" stellten dann noch den Höhepunkt dar. Während ersterem schlug dann doch wie eingangs schon "befürchtet" mehr Energie über, als die kleine Bühne vertragen konnte und so wurde diese kurzerhand hinterrücks liegengelassen. Ein ausgelassenes Bad in der dafür doch sichtlich noch etwas zu verhaltenen Menge folgte und Jacob ließ sich ausgedehnt feiern. Die Jungs gehören eindeutig auf die etwas größeren Bühnen - zumal man bei dem Spektrum, das musikalisch geboten wird, etwas mehr Platz braucht, um seinen Gefühlen in Form von Bewegung Ausdruck verleihen zu können. Das Versprechen wiederzukommen wurde auch gleich gegeben. Vielleicht kann man sie demnächst ja auch einmal als Headliner erleben.

Tremonti

Tremonti  Tremonti

Tremonti  Tremonti
Der folgende Umbau ging dann recht fix vonstatten, das Warten auf TREMONTI entpuppte sich allerdings als kleine Geduldsprobe. Über eine halbe Stunde war dann leider etwas ernüchternde Stimmung, welche binnen Sekunden umschlug, als die Konstellation um Mark die Bühne betrat. Ohne großartig ein Wort zu verlieren wurden direkt die Saiten malträtiert - gänzlich ohne Erbarmen. Man wurde direkt mitgerissen von der beherzten Begeisterung, die die 4 Amerikaner an den Tag legten. "So You're Afraid" war der erste Titel - und ja, das hätte man fast sein können, so wie die Riffs direkt auf einen niederprasselten. Und was braucht es, um einem dermaßen ins Gesicht zu schlagen? Nicht viel: 2 Gitarren, eine Bassgitarre und ein Schlagzeug. Fertig. Unterstützung am Bass finden Tremonti während ihrer Tour jedoch nicht wie auf dem Album bei Brian Marshall (schon bei Alter Bridge und Creed in der Stammbesetzung), sondern bei keinem Geringeren als Wolfgang Van Halen (seit 2006 Bassist der Band Van Halen), dem Sohn von Eddie Van Halen (Lead-Gitarrist bei Van Halen).
Garrett Whitlock am Schlagzeug konnte auch durch seinen Einsatz hervorstechen. Bei jedem Anschlag holte er aus, als würde sein Leben davon abhängen.
Tremonti scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, die guten alten "Old-School-Gitarrensoli" wieder in den Bereich des neueren Hard Rock aufzunehmen. Diese vermisst man teilweise schon bei den moderneren Rockbands, wenngleich es weitere Ausnahmen geben mag. Hier sei Brian Elwin Haner Jr. aka. Synister Gates (Avenged Sevenfold) als Paradebeispiel genannt.
Auch nur kürzeste Pausen wurden während des Konzertes tunlichst vermieden und nur zum nötigen Wechsel der Gitarren mitgenommen. Ansonsten fand die Feuersbrunst von aneinandergereihten Riffs und Saitenanschlägen quasi kein Ende - und genau so soll es sein!
Zwischendurch durfte das Publikum mal mitgrölen und wurde zum ausgiebigen Mosh/Circle of Death eingeladen. Auch "verschwand" das Mikro mal im Publikum und jemand aus der ersten Reihe durfte eine Zeile mitsingen.
Als dann nach geschätzten zwei Dritteln des Konzertes die ersten Melodien von "Wish You Well" durchdrangen, gab es kaum noch ein Halten und die hauptsächlich vordere Masse des Publikums konnte bei diesem Sound einfach nicht mehr die Füße stillhalten. Es wurde quasi die komplette Scheibe "All I Was" gespielt, doch für die Fans gab es eine kleine Überraschung: Extra für die Tournee wurden noch zwei Lieder, die wohl auf folgenden B-Seiten zu hören sein werden, einstudiert. Somit war auch für Neues gesorgt und man lernt den Vorteil von Livekonzerten noch einmal richtig zu schätzen.
Alles in Allem, dank der Location, des wirklich guten Sounds, der fast so klar und gut abgemischt klang wie von CD, und dem großartigen Repertoire der beiden Bands, war dieses Konzert wirklich absolute Klasse. Ich habe bisher auch kaum ein Konzert erlebt, bei dem so viele Plektren im wahrsten Sinne des Wortes zerschrotet wurden, um am Ende wie Konfetti ins Publikum geschmissen zu werden. Von dem Plektrum, welches ich fangen konnte, war tatsächlich nicht mehr sonderlich viel übrig.
Danach gab es am Merchandise-Stand für die geduldigeren Fans noch eine Signierstunde und jedes verkaufte Stück - von CDs über T-Shirts - konnte man sich signieren lassen und einen kurzen Plausch mit den Hauptakteuren des Abends halten. Schon Klasse, wenn sich Bands besonders viel Zeit für jeden einzelnen ihrer Fans nehmen.
Bleibt zu sagen: Wer auf ordentlichen Hard Rock mit einer guten Packung metallischer Riffs und klarem, aber bestimmt hartem Gesang steht, ist hier genau richtig und sollte sich die Scheiben der beiden Bands (MALRUN: 2010 - "Beauty In Chaos"; 2012 - "The Empty Frame"; TREMONTI: 2012 - "All I Was") unbedingt aneignen und sich das Ganze wenn möglich live anschauen, da die Emotion, mit der die Instrumente gequält werden, noch einmal einen ganz anderen Charakter an den Tag legt.






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