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Ebenbild   12.03.2010   Glauchau, Gewächshaus der Gärtnerei Bahr
von rls

Die CD-Releaseparty einer Metalband in einem Gewächshaus zu feiern dürfte eine vermutlich noch nie in die Realität umgesetzte Maßnahme sein - und sie bleibt auch nach diesem Abend Desiderat, denn da sind noch drei Faktoren, die in die Betrachtung einbezogen werden müssen. Erstens ist die gewählte Lokalität nicht das eigentliche Gewächshaus, sondern der überdachte und verglaste ehemalige Verkaufsraum an der Vorderfront des Gewächshauskomplexes, zweitens ist das Gewächshaus als solches auch nur noch eingeschränkt in Betrieb (aber es steht trotzdem noch genügend Interessantes von der Marokkanischen Minze bis zu Agave filifera darin), und drittens schließlich spielen Ebenbild den zur Releaseparty gehörigen Gig nicht als Metalband, sondern als Akustikduo. Der Grund dafür ist simpel: "Schattenspiel", der Anlaßgeber für die CD-Releaseparty, ist kein Metalalbum wie das Debüt "Morgenlicht", sondern eine Unplugged-Scheibe, und da keiner von deren Gastmusikern anwesend sein kann, beschränken sich Maria und Silas Hofmüller halt auf eine Duodarbietung, die man gleich noch mit der Festivität zu Silas' 26. Geburtstag koppelt. Ergo gibt's erst was zu essen (Küchenchef Alex erntet vor allem für seinen Zwiebelkuchen positive Resonanzen), bevor Ehepaar Hofmüller die Bühne entert, zunächst mit einem witzigen Intro: Maria sitzt verschleiert am Keyboard, Silas entschleiert sie und bringt sie dann in Marionettenmanier zum Spielen. Schließlich spielt sie selbständig weiter, was er noch für eine Jonglierdarbietung nutzt, bevor er in seine eigentliche Hauptfunktion wechselt, nämlich die des Gitarristen, in diesem Falle eines Akustikgitarristen. Zehn Songs plus zwei Zugaben bekommt das gutgelaunte Publikum geboten, zunächst mit "Unterwegs" und "Vom Wind" recht flotten "Akustikrock", wenn man das so beschreiben will, obwohl eine klassische Rhythmusgruppe nicht vorhanden ist und sich auch die perkussive Nutzung der Gitarre, die man sonst bisweilen erlebt, auf winzige Momente beschränkt. Statt dessen kommt eine andere Sorte Perkussion hinzu: Während des Sets beginnt es zu regnen, und das Auftreffgeräusch der Tropfen auf der Dachhaut hört man im Innenraum sehr deutlich - diese ungeplante "Einlage" verleiht einigen der ruhigeren Songs des mittleren Blocks, der mit der Tempoherunterschaltung im Titeltrack der CD beginnt, ungeahnte neue Qualitäten und macht einen Perkussionisten mit Regenrohr überflüssig. Allerdings wirkt gerade "Träumer" vom einmaligen Hören her noch etwas hektisch und hätte mit einem etwas fließenderen Arrangement über noch weiter gedrosseltem Grundbeat möglicherweise eine noch stärkere Wirkung entfalten können. Zudem müssen die beiden noch am Lebenlassen von Spannung an manchen Songenden feilen - so gut sie sich auch verstehen (quasi blind, was man bei ihrem privaten Status zwar nicht sklavisch voraussetzen, aber doch erhoffen durfte), hier ist noch ein wenig Arbeit vonnöten, um gerade den "Träumer" nach dem letzten Ton nicht gleich aufzuwecken. Diesen Job erledigt schon "Der Fremde" an nächster Setposition problemlos, denn der stellt mit seinem flotten Boogierhythmus quasi die Antithese zum "Träumer" dar und gibt Maria die Gelegenheit zu locker-flockigem Barpianospiel. Überhaupt beschränkt sie sich zumindest in der Livesituation dieses Abends fast durchgängig auf einen klassischen Klaviersound (wunderbar: die ultratiefen Einzeltoneinwürfe in "Vom Wind"!). In "Rondo" allerdings wechselt sie das Instrument und greift zum Akkordeon, das leider abmischungstechnisch etwas schwankt und daher nicht ganz die gewünschte Wirkung entfaltet, obwohl der Song an sich nach einmaligem Hören zweifellos als interessant zu bewerten ist. "Abschied" beendet den regulären Set, aber damit ist das Publikum natürlich nicht zufrieden und erklatscht sich noch die Zugaben "Über das Leben" und "Sommernacht", auch wenn letzteres nun nicht ganz so zur Wettersituation (Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt, in Schnee übergehender Regen) draußen passen will. Aber man sitzt ja im Gewächshaus gemütlich, geschützt und warm, und so geht der Abend nahtlos in den "inoffiziellen Teil" über ... Mehr Infos: www.ebenbildmusik.de



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