Der Club Loppen liegt am Eingang zum "Freistaat Christiania", dem seit den 70ern besetzten und inzwischen zur Touristenattraktion tradierten Hippieviertel von Kopenhagen. Vorm Eingang stehen, liegen, lagern - für Kopenhagen typisch - etliche Fahrräder.



  
Den Auftakt gibt an diesem Abend passenderweise das dänische Punkduo Mig & Min Ven, was so viel heißt wie "Ich und mein Freund". Wer ich ist und wer der Freund, ist nicht ersichtlich. Beide schreien platte dänische Texte ins Mikro, einer spielt Schlagzeug und einer Gitarre. Aber dass sie ihrem Label "Punk" gerecht werden, daran besteht kein Zweifel. Die Nummern sind kurz und ähneln sich sehr, unterscheiden sich fast nur durch die Texte, die zum Beispiel von "transvestiter" handeln oder ausgefeilte Titel tragen wie "Mig og min ven kann godt lide rock'n'roll" (Mein Freund und ich mögen Rock'n'Roll). Nach einer Weile brüllt einer der beiden ins Mikro: "Jetzt kommt ein Liebeslied!" - und darauf folgt in gleicher Lautstärke und gleichem Tempo ein weiterer Song á la Frühphase der Toten Hosen.
Dass sich ein Teil des Publikums zu langweilen begann, wurde ganz offensichtlich, als mir jemand mein Notizbuch aus der Hand nahm und darum bat, auch mal was reinschreiben zu dürfen. Der Unbekannte schrieb dann folgende Kritik:
"Schwacher Start, Gesang: ziemlich hoch. - Man denkt sich seinen Teil, wenn man zwei Männer mit einer Gitarre und einem Schlagzeug auf einer Bühne sieht. Runterrasierter Garagenrock a la Supercharger und The Mummies. Es geht nicht so sehr um die Technik als darum, dass es funktioniert; und wenn man die zwei Jungs so sieht, ist es schwer, ihnen nicht einen kleinen Kredit vorweg zu geben. Der Anfang war schwach mit großer Verwirrung sowohl bei der Band als auch am Mischpult. Aber nach den ersten Liedern fanden sie die Melodien ihrer Lieder wieder, die trotz, dass sie so simpel, doch gar nicht so übel waren. Auf einer Skala von 1 bis 5 kann das Genre im Grunde nur 4 erreichen und an Mig & Min Ven vergebe ich 3 Punkte mit einem Pfeil nach oben." (frei übersetzt aus dem Dänischen)
Dazu muss gesagt werden, dass die Dänen gern Punkte und Sterne und ähnliches vergeben. Der Freund des Unbekannten wollte auch noch seinen Senf dazu geben und bewertete den Auftritt der Vorband nur an Hand einer Bewertungstabelle mit Punkten von 1 bis 10. Der Stil sei bekannt (7), das Schlagzeug erhielt eine 5, die Gitarre auch, der Mix ebenfalls, der Text auch (mit Ausrufezeichen) und bei "Zusammenspiel" vermerkte der zweite unbekannte Kritiker schlicht "NEED COACH". Alles in allem finde ich, das war eine gute Einschätzung von Mig & Min Ven - und auch das Publikum durfte mal zu Wort kommen.

  


Eigentlicher Held des Abends aber war die amerikanische One-Man-Band Bob Log III, der von weitem wie eine übergroße Stubenfliege wirkt und sich ganz adelig "the third" nennt. Eine beinahe größere Rolle als die Musik spielt bei Bob Log III das Image, und sein Outfit in glänzendem schwarzem Leder mit schwarzem Motorradhelm und einem Telefonhörer, der aus dem Visier heraushängt, hinterlässt einen teils coolen, teils lächerlichen Eindruck. Am Ende seiner Songs ist man angeblich schwanger. - Sagt er.
Bob Log III spielt mit den Händen durchaus gekonnt auf einer Silvertone Archtop-Gitarre und trommelt mit den Füßen. Dabei brabbelt er beinahe Unverständliches in seinen Telefonhörer und klingt ein bisschen nach einem Polizeiaufruf aus weiter Ferne. Die One-Man-Show des Rieseninsekts fällt eindeutig unter "Kurioses". Bob Log III ist Alleinunterhalter aus Leidenschaft und würde er nicht ständig mit seinem Publikum in Dialog bleiben, sich Bier holen lassen und hübsche Mädchen auf die Bühne bitten, würde sein Auftritt schnell langweilig werden. Denn so gut man seine Songs anfangs findet, nach spätestens einer Stunde erscheinen sie monoton und gleichklingend. - Und Bob Log III spielt seine tanzbaren Rhythmen länger als zwei Stunden lang, bis in die Nacht hinein. Dabei lobt er sich die ganze Zeit selbst und hat dabei begeistert tanzende Fans in der ersten Reihe, die ihm zustimmen und zujubeln.
Bog Log IIIs Texte sind nicht ganz so kreativ wie die Grundidee der One-Man-Band, sie gehen zum Beispiel so: "Turn on the fucking guitar" und "you got your boob in my jar". Bier trinkt Bob Log reichlich auf der Bühne, was aber gut in den dänischen Rahmen passt. Allerdings hat er es ein bisschen schwer, den Flaschenhals irgendwie an seinen unterm Helm versteckten Mund zu zwängen. Erst dann hat er wieder Zeit für die nächste Slapstick-Einlage, für die er zwei Mädchen sucht, die auf seinen Knien reiten, während er mit den Füßen trommelt (siehe Bild). Besonders amüsant fürs Publikum ist, dass er - nachdem er einen pummeligen Bärtigen wieder von der Bühne verscheucht hat - an diesem Abend nur ein Mädchen und dafür noch einen jungen Mann mit langen Haaren für diese Aktion begeistern kann. Bob Log III nennt den Langhaarigen dann einfach Katrina und macht weiter im Programm.

Links:
http://www.boblog111.com/
http://www.myspace.com/migogminven
http://www.loppen.dk/

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