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Spock's Beard   23.05.2007   Hamburg, Markthalle
von lene

Langer, ausführlicher Trommelwirbel, dann treten die fünf Musiker von Spock's Beard auf die Bühne. Ryo Okumoto trägt einen nicht so recht nach Hamburg passen wollenden grauen Filzhut und beginnt gleich seiner gewohnten Tätigkeit nachzugehen, nämlich zwei Keyboards gleichzeitig zu spielen. In der Markthalle haben sich rund 200 Leute versammelt, einer hält ein Schild hoch: "Beards grow on". Spock's Beard sind an diesem Abend fünf Leute mit vier Keyboards, zwei Schlagzeugen, einem Ensemble unterschiedlichster Gitarren und einem Bass. Das durchschnittliche Spock's Beard-Lied dauert mindestens fünf Minuten und beinhaltet ausgiebige Instrumental-Passagen. Die Band legt großen Wert auf die kunstvoll gezupften Gitarreneinlagen von Alan Morse und die Keyboard-Akrobatik Ryo Okumotos. Auf einem etwas oberflächlich gestalteten gelben Plakat irgendwo vor der Markthalle wurden Spock's Beard fröhlich als "Punk/Hardcore" angekündigt - und sollte jemand nach dieser Beschreibung gegangen sein, musste er sicher schnell feststellen, dass Prog-Rock nun mal viel zahmer und melodischer klingt. Manche Stücke von Spock's Beard erinnern beinahe an Irish Folk, andere sind rockig und mitreißend, vor allem aber sorgen Spock's Beard für viel Abwechslung - "Reinstopfen" in Kategorien ist da nicht drin. Die Musiker warten mit einer Menge alter Hits auf, die sie mit neuen Songs vom neunten Studioalbum "Spock's Beard" mischen. Mit "On A Perfect Day", dem ersten Lied des aktuellen Albums, beginnt das Konzert sehr melodisch und vom Publikum gefeiert. "This is your last chance to loose control", singt Nick D'Virgilio und die Band macht schon mal vor, wie das geht, indem sie ihre langen Instrumentalphasen - in denen dann auch mal an zwei Schlagzeugen gespielt wird - voll auskostet. Gitarre, Keyboard und Schlagzeuge bekommen je ein ungefähr zehnminütiges Solo im Laufe des Abends und es werden ausgedehnte Gitarrenduette vorgebracht, was mir in der rauchschwadenbeladenen Markthalle manchmal etwas zu lang wird. "The Slow Crash Landing Man", eines der neuen Stücke, ist nach meinem Geschmack etwas bassüberladen (etwa weil es der Bassist Dave Meros geschrieben hat?), ansonsten aber sehr melodisch bis abgehoben-schwebend-theatralisch. Weiter geht es mit erneuten langen Instrumentalpassagen, abgewechselt von rockigeren, schnelleren Stücken und hinterm Lautsprecher muss ständig eine andere Gitarre gestimmt und auf die Bühne gereicht werden. Mal wird im Chor gesungen, mal singt Nick D'Virgilio sehr hoch, dann wieder sehr tief und oft auch gar nicht. Einige Stücke wie "Thoughts Part 2" haben folkige Einschläge, andere wie "Walking On The Wind" sind richtige Popballaden - das Spock's Beard-Spektrum ist wirklich zu breit für normale Konzertplakate. Nach dem Konzert konnte man sich am Merchandising-Stand noch nett mit der Band unterhalten - Aschaffenburg, dessen komplizierten deutschen Namen Ryo Okumoto erst nach mehreren Anläufen richtig aussprechen kann, ist die nächste Station.

Band:
Nick D'Virgilio (Gesang, Gitarre, Schlagzeug, Keyboard) - www.ndvmusic.com, www.myspace.com/ndvmusic
Ryo Okumoto (mehrere Keyboards) - www.ryookumoto.com, www.myspace.com/ryookumotoscodered
Alan Morse (Gitarre, Background-Gesang) - www.myspace.com/alanmorse
Dave Meros (Bass, Keyboard) - www.myspace.com/davemeros
Jimmy Keegan (Schlagzeuger auf dieser Tour, Background-Gesang) - www.jimmykeegan.com
Kontakt: http://www.spocksbeard.com



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