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Coem, The Sea   21.04.2007   Hamburg (St. Pauli), Prinzenbar
von lene

Die Prinzenbar liegt in einer Nebenstraße der Reeperbahn, doch von den Menschenmassen, die abends über die Reeperbahn strömen, ist hier nichts mehr zu merken. Von außen eher unscheinbar, entpuppte sich die Bar jedoch als ein gemütliches Plätzchen - gestaltet als barockes Gewölbe in schummrigem Licht -, das gerade einmal (maximal) fünfzig Leuten Platz bietet. Ein Viertel der Fläche nahmen zumindest schon einmal Bühne und Bar ein. Ich suchte mir einen "Logenplatz" hinter einem schicken schwarzgeringelten Geländer.
In dieser "intimen", sehr privaten Atmosphäre spielten zuerst die Vorband The Sea, eine Hamburger Nachwuchsband, die allesamt etwas frustriert wegen diverser dem Konzert vorangegangenen organisatorischen Schwierigkeiten waren. Zudem war es bei auf halb 9 vorverlegtem Konzertbeginn draußen noch hell - "Ein wirklich merkwürdiges Gefühl für uns Nachteulen ...", so die Band in ihrem Blog. Nach einigen Liedern hatte sich die Stimmung jedoch gehoben und auch das Publikum zeigte sich inzwischen eingestimmt für ein zeitig beginnendes Konzert. The Sea bestehen aus Christian (Gesang, Keyboards und gelegentlich auch noch Gitarre), Torben (Gitarre), Tobias (Schlagzeug und ab und zu auch Gesang) sowie Jan (Bass). In der Prinzenbar präsentierten sie sich als gute, wenn auch noch nicht "professionelle" und routinierte Liveband (was ja nicht schlecht sein muss) und warteten mit sehr melodischem Rock auf. Sänger Christian bildet eigentlich so etwas wie den zentralen Punkt der Band und ist der chaotische Allrounder, der mehrere Instrumente gleichzeitig spielt und auch mal über ein Kabel stolpert. Eine Zugabe durfte es nicht geben, weil die Zeit drängte.
Die Zeit drängte deshalb, weil nach COEM noch eine House-Party in der Prinzenbar stattfinden sollte - die Organisation ließ also zu wünschen übrig, zumal das auch das Publikum bemerkte. Trotzdem ließ sich auch die belgische Hauptband COEM (siehe auch CD-Review) nicht entmutigen und bot einen mitreißenden Live-Auftritt. Nach anfänglicher Aufwärmphase - die bei Sänger Marc neben singen auch aus hüpfen und springen besteht - rissen COEM auch das Publikum voll und ganz mit. Marc begeisterte vor allem durch sein unglaubliches Lautspektrum, mit dem er die Instrumentalstücke ergänzte. Die Songs von COEM variierten nicht nur im Tempo, sondern auch an Stil und Intensität. Mal Sprechgesang, mal instrumental, meistens Marcs gefühlvoller Gesang. Je länger sie spielten, desto mehr schien ihre Musik den Raum zu füllen und die Zuschauer in eine Art Trance zu versetzen. COEM bewiesen sich auch bei diesem Konzert als hervorragende Live-Band, die auf ihren Konzerten noch mehr zu überzeugen weiß als auf den CDs. Ohne Mikro sangen Marc und Jo aus verschiedenen Ecken des Raumes, nach anfänglichem Zögern stimmte auch das Publikum mit ein - ein COEM-Konzert ist ein wahres Klangerlebnis. Ein Konzert scheint für die Belgier nicht nur ein Auf-der-Bühne stehen zu sein, sondern ein Miteinander mit dem Publikum, das hier auf jeden Fall auf seine Kosten kommt. Ich hatte das Gefühl, die Lieder steigerten sich immer mehr im Laufe des Abends. Weil der Veranstalter aber Druck machte (wegen der House-Party), war die Band gezwungen einige Lieder von der Playlist zu streichen, als die Stimmung gerade auf ihrem Höhepunkt schien. Mit "Leave This Town" brachten COEM noch einen absoluten Knaller von ihrem neuen Album "Move/The Mountain". - Ironischerweise bei diesem Lied rief jemand was von der Seite und obwohl Publikum und Band gerade jetzt so richtig in Fahrt gekommen waren, sollte die Show beendet werden. COEM spielten aufmüpfig noch "Extra Stuck" und "Been Mistaken", bevor sie dann endgültig rausgeschmissen wurden, obwohl es erst halb 11 war. Zur "Aftershowparty" luden COEM ihr Publikum freundlichst in eine andere Bar ein. Fazit: Trotz der organisatorischen Turbolenzen haben sich COEM als eine sympathische und vor allem mitreißende Live-Band herausgestellt.

Vermutliche Setlist COEM:
Reply
Giv' In
The Hiding
How I Remember
Through Tired Eyes
Me & My Sister On A Picture When We Were Much Younger
O A Mi Nadia
Hands Off My Melody
Leave This Town

Extra Stuck
Been Mistaken

COEM sind:
Marc Wetzels - vocal, electric guitar and bass, piano, sampling
Stoffel Hias - electric guitar and bass, rhodes, guitar loops, vocal
Patrick Calvelo - electric guitar, piano, vocal
Jo Wetzels - drums, percussion, vocal
http://www.coem.be/
http://www.coem.de/
http://www.myspace.com/coem

The Sea:
Christian (Gesang, Keyboards, Gitarre)
Torben (Gitarre)
Tobias (Schlagzeug, Gesang)
Jan (Bass)
http://www.theseamusic.com
http://thesea.blogsport.de/



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