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Cottonbomb   19.08.2005   Chemnitz, ZV-Bunker
von rls

Die ehemals unter der assoziativ falschen Flagge Iridium segelnde Truppe lud zur Releaseparty ihres zweiten Albums "Don't Worry Little Baby" ein, und man hatte mich vorgewarnt, daß weder das Album noch der Gig hundertprozentig repräsentativ für das Schaffen der Combo ausfallen würden. Selbige zwar vom Debüt "Mississippi Coma" her kennend, aber noch nie live gesehen habend, durfte man also gespannt sein. Zunächst galt es den Ausfall der eigentlich angedachten The Barley Brothers zu konstatieren, so daß der recht ordentlich gefüllte ZV-Bunker (der Eintritt war übrigens frei) um ihren selbstbestimmten "Irish Chaos Folk" herumkam. Die bunkerübliche Verspätung führte gekoppelt mit besagtem Ausfall zu einer Startzeit von ca. 22 Uhr, was dem mal wieder recht spät eingetroffenen Rezensenten allerdings durchaus recht war. Cottonbomb betraten die Bühne teilweise im, ähem, gewagten Outfit, was die Wahl der Oberhemden anging, wobei man auf größere Entfernung nicht auseinanderhalten konnte, ob es sich bei Basser Carsten Kuniß um ein Oberhemd oder aber um eine Oberkörperkomplettätowierung handelte (bei näherer Betrachtung stellte sich erstgenannte Option als zutreffend heraus). Die Truppe spielte das neue Album komplett durch, und dabei wurde schnell klar, daß die stilistische Materialverschiebung des Bluescore, die auf dem Debüt eher in Richtung des zweitgenannten Stils wies, diesmal eher eine reziproke Anwendung erfahren hatte, was sich nicht nur in den Liveversionen, sondern auch beim späteren Anhören der CD bestätigte. Soll heißen: Die Härte wurde drastisch reduziert, der Blues dominierte deutlich mehr, zahlreiche halbakustische Passagen nahmen zusätzlich Druck aus den Songs, und auch Martin Scheiters Gesang hatte eine größere Variationsbreite in Richtung cleaner Artikulation bekommen. Das mag von der stilistischen Provenienz her jeder bewerten, wie er gerne möchte - im Liveset jedenfalls hätte eine temporäre Anhebung des Energielevels den teilweise auftretenden Längen im Mittelteil erfolgreich Paroli geboten, wenngleich die Band schon während des Gigs umstellte und die Akustiknummer "I Can't Breathe Anymore", die eigentlich auch noch in der Setmitte vorgesehen war, statt dessen als allerletzte Zugabe spielte, wo der verträumte Song auch hervorragend plaziert war und seine ganze Wirkung entfalten konnte. So leitete das packende Cover von Rage Against The Machines "Killing In The Name Of" das Finale des regulären Sets ein, der vorher bereits ein weiteres Cover enthalten hatte, nämlich "Black Horse" von 16 Horsepower (vergleiche die Cottonbomb-Version mit dem Original, wer letzteres kennt), wozu dann noch ein "Eigencover" kam: Man hatte "Backyard", den druckvollen Opener des Debüts, in eine halbakustische, fast countrylastige Version verwandelt, die zwar gewöhnungsbedürftig, aber definitiv interessant klang und sich zumindest stilistisch in die Ausrichtung der neuen Tracks gut einfügte. In selbigen spielt Gastkeyboarder Steffen Schürer eine wesentlich markantere Rolle als auf dem Debüt - folgerichtig war er auch live beim Gig dabei und konnte mit einigen herrlich altmodischen Soli reizvolle Glanzlichter setzen. Selbiges gelang dem anderen Gastmusiker der neuen CD, Andreas "Hilli" Hiller, nur optisch, denn ein Tubist auf der Bühne macht schon was her - nur konnte man sein Spiel akustisch absolut nicht vernehmen (was übrigens auch auf der CD sehr schwierig ist, da sich seine Frequenzen mit denen des Basses weitgehend überlagern). Der Rest der Band leistete bei ordentlichem Sound gute Arbeit, und besonders Carsten entpuppte sich als Aktivposten auf der Bühne, wohingegen Gitarrist Mario Uhlig eher den ruhenden Pol bildete. Im Zugabenteil packten Cottonbomb dann nochmal älteres Material aus, diesmal aber in druckvolleren Versionen: Die Soziohymne "I Want To Burn My TV" bildete den Auftakt, "Cold Hand" und "Thrill Is Gone" leiteten zum programmatischen und vom Auditorium begeistert mitgeshouteten "This Is Bluescore" über, bevor wie erwähnt "I Can't Breathe Anymore" den bezaubernden chilligen Schlußpunkt setzte.

Setlist:
A Pile Of Broken Glass
Short Story 'Bout Women
If You Fly Away
1967
Don't Worry Little Baby
Backyard
Black Horse
Johnny Tells His Story
One Hundred Days
The Day He Struck Back
Armchair
Killing In The Name Of
The Beast In Me
Blackmen
4'o'Clock
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I Want To Burn My TV
Cold Hand
Thrill Is Gone
This Is Bluescore
I Can't Breathe Anymore



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