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Populario Festival   24.-25.06.2005   Kleinkoschen
von ks

Ja, Senftenberg ist unterschätzt, definitiv. Und das Populario-Festival in Kleinkoschen noch viel mehr. Oder wie anders ist es zu erklären, dass sich nur so wenige Besucher bei dem Top-Angebot von Musikern auf dem Gelände einfanden? Und das Billing konnte sich wirklich sehen lassen. Von Altbekannten wie Die Sterne über die deutschen Newcomer Tele, Anajo und Klee bis hin zu internationalen Acts wie Sugarplum Fairy und The Ark.
Wer, wie ich, Freitag noch zu viel zu tun hatte, um sich dem Festival zu widmen, wurde am Samstag doppelt überrascht. Wenngleich nicht alle Bands bekannt waren, überzeugten die Veranstalter doch durchweg durch guten Musikgeschmack und Organisationstalent.
Der Vorteil, wenn man sich mit nur 4500 Menschen ein großes Festivalgelände teilt, ist offensichtlich - ganz viel Platz, gute Sicht und - falls erwünscht - Kontakt zu den Musikern.
Die erste Band, 200 Sachen, rannte mit eben dieser Geschwindigkeit in das eine Ohr hinein und aus dem anderen hinaus. Gut, sie hatten es schwer, als erste Band nach einer langen Festivalnacht. Aber der Mischung aus Nena und Juli fehlte einfach die Stimme - andere würden sagen: das Talent.

Anajo  Olli von Anajo
Weitaus besser, wenn auch nicht in hundertprozentiger Topform: Anajo, die Band, die immer wieder und immer öfter aus Radios und von Bühnen ihre Lieder über die "Villa am Strand", der "Honigmelone" und "Monika Tanzband" von sich geben. Die Fans kannten sie und die Hits - es wurde getanzt, gesungen und sich des Lebens gefreut.
Die erste Überraschung am Tag - und schon deshalb lohnte sich die Anfahrt: Timid Tiger. Abgesehen von einigen ausgewählten Magazinen hat anscheinend noch niemand von dieser grandiosen Band Notiz genommen. Völlig berauscht kaufte ich die CD und kann nur sagen, dass sie live genau so gut sind, wie es die CD "Timid Tiger & A Pile Of Pipers" vermuten lässt. Sie beschreiben ihren Stil als Comic-Rock und schaffen Tanzmusik, die schon beim ersten Hören in den Ohrgängen hängen bleibt und süchtig macht.
Die von den Medien gehypten Astra Kid hatten das Pech, im strömenden Regen spielen zu müssen. Wer aber ihren Indie-Hit "Unsinkbar" kennt, kann sich vorstellen, was sie darbieten: typische Jungs-Combo-Musik, wie es auch Tele, Die Sterne, Sportfreunde Stiller oder Virginia Jetzt! darbieten - natürlich mit eigenem Stil.

Suzie von Klee  Klee
Eine weitere medienbekannte Band folgte: Klee. Auch sie spielten im Regen, einige zeigten Begeisterung, die meisten warteten jedoch nur darauf, den bekanntesten Song "Gold" zu hören. Der Vergleich zu 2Raumwohnung liegt auf der Hand - und wahrlich, für Nichteingeweihte wie mich klingen sie genau so (mögen mich die Fans, die das jetzt lesen, auch für unprofessionell halten).
Ich gebe zu, ich bin ein Banause und wurde meinen Pflichten als Journalistin nicht gerecht - aber ich verzichtete auf Scumbucket. Und wer diese Band erlebte, weiß, warum. Das war nicht wirklich gut - lustlos, die Lieder nur so herunter geschrammelt, eins wie das Nächste - im Gegensatz zu den vorangegangenen und nachfolgenden Bands wird man von dieser nichts hören - jede Wette!
Und dann kam endlich die Band, auf die ich am meisten wartete, der Grund (neben Anajo), wieso ich zum Populario reiste - Sugarplum Fairy. Doch ich wurde bitter enttäuscht. Ja, die CD ist super und ich bin immer noch am grübeln, ob die kleinen Brüder vom Mando Diao-Sänger besser sind als die von den Medien so gehypte Band. Sie sind auf jeden Fall genau so arrogant. Sie behaupten, die beste Band der Welt zu sein (auch dies sagten schon Mando Diao). Aber auf der Bühne wirkten sie lustlos: die Stimmen waren schwach, die Texte kaum zu verstehen. Sie enttäuschten sich und das Publikum, wenngleich sie sich die Mühe gaben, ihren gerecht zu werden. Leider genügt es nicht, Mick Jagger und Oasis zu imitieren.
Aber: die beste Band des Tages kam erst noch: The Ark aus Schweden. Glamrock vom feinsten - fern jeglicher plumper Versuche von Bands wie The Darkness oder Scissor Sisters. Sie rockten. Die Lieder wurden zu Hymnen und der Sänger war großartig: wechselnde Kostüme, stimmungsvolle Melodien und eine Show, die gute Laune machte und zum Springen animierte - so sehr, dass ich danach völlig erledigt war und nach Hause gehen musste.
Summiert: Das Festival ist eine Empfehlung wert: Lauter Ehrenamtliche, die sich für gute Musik einsetzen. Die kulinarische Versorgung war top - die Preise super (Kaffee für einen Euro, warmes Essen ab zwei - was will man mehr). Die Bands gaben sich publikumsnah, lange Gespräche nach den Konzerten waren inbegriffen. Da wurden die Wünsche aller Fans erfüllt und diejenigen, die noch keine waren, wurden es.
Ein großes Lob und die Hoffnung, dass nächstes Jahr vielleicht mehr "Fans der guten Musik" den Rufen aus Kleinkoschen folgen!

Billing Samstag:
200 Sachen
Anajo
Timid Tiger
Astra Kid
Klee
Scumbucket
Sugarplum Fairy
The Ark
Le Tigre
Zoot Woman



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