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Europe   31.10.2004   Stuttgart, LKA - Longhorn
von gl

"Veteranentreffen", wie ein Kollege der schreibenden Zunft bemerkte, und alle waren sie da an diesem zum Glück gar nicht Halloween-typischen Abend. Einschließlich vieler Musiker und alle wollten sehen, wie sich die Schweden nach 12-jähriger Live-Abstinenz präsentieren würden. Und jünger konnte man sich auch fühlen: An der Abendkasse wurden als Zugangsberechtigung Tickets von der "DIO - Killing the dragon Tour 2002" ausgegeben (!) und auf den offiziellen Tickets stand sogar "The Final Countdown" (?) - anzuzweifeln, dass dies im Auftrag der Künstler geschah. Die Halle war dunkel und blieb dies auch, obwohl es schon sehr voll und wohl auch ausverkauft war - vermutlich sollte das riesige fluoreszierende Backdrop (das keine 2 Meter größer hätte sein dürfen, dann hätte es nämlich nicht mehr reingepasst!) schon mal auf den Abend einstimmen. Wer aber noch jemand bei dem Gedränge suchte, hatte Pech gehabt. Das Licht brauchte also gar nicht mehr ausgehen zu Konzertbeginn, die geplante Vorgruppe MOB RULES musste aus "technischen Gründen" absagen. (Was auch immer das in diesem Fall bedeutete, ist unklar; "technische Probleme" müssen ja immer herhalten, auch bei RUSH, als für deren Dafürhalten in München mit 1000 Tickets zu wenig verkauft wurden und die Show gecancelt wurde ...)
In etwa so viele neugierige Leute oder ein paar mehr waren heute vor Ort und bekamen einen Einstieg mit der neuen Single "Gotta Have Faith" einer blendend aufgelegten Band geboten. Eine Begrüßung auf Deutsch von Joey Tempest folgte und danach "Ready Or Not" und selten dieses Jahr war eine so spielfreudige, sympathische Band, die deutlich Freude am Auftreten hatte, zu sehen. Die Jungs, denen man die Freundschaft untereinander abnimmt, hatten wirklich Spaß da oben und wir unten auch, denn es ging weiter mit "Superstitious" und "America", wobei bei letzterem vom neuen Album "Start From The Dark" doch sehr deutlich zu sehen war, dass nur wenige Anwesende die neue Platte kannten, denn der Stimmungsabfall war nicht zu übersehen. John Norum ist das an der Gitarre, was in einem weiteren neuen Song (Textauszug: "She's a sucker for a guitar hero" ...) besungen wird, und stellt dies auch nach seiner Rückkehr zur Band deutlich unter Beweis. (Er war ja nach dem 1986er Album ausgestiegen und wurde seinerzeit durch Kee Marcello ersetzt.) Der Sänger stellte ihn vor mit den Worten, dass er mit ihm, als sie 17 Jahre alt waren, gemeinsam auf Konzerte ging und er damals schon ein "Guitar Hero" war. Passend dazu wurde die (Halb-)Ballade "Hero" genutzt, ein wenig zu verschnaufen, bevor mit "Wake Up Call" wieder die Post abging.
Joey wirbelte über die Bühne mit ausgestreckten Armen und zeigte seine Freude endlich wieder auftreten zu können und sang tadellos, die Band ist bestens aufeinander eingespielt, in sehr guter körperlicher Verfassung und an dieser Show gab es mal gar nichts auszusetzen.
Genügend Songs vom neuen Album, sechs an der Zahl, wurden dargeboten und aus den "alten" Alben wurde ein repräsentativer Querschnitt incl. aller Hits gespielt, einschließlich meines persönlichen Lieblingssongs "Girl From Lebanon" - DANKE!!! Ein Song, über dessen Erscheinen im Set ich mich wunderte, war "Yesterday News" - dieses Lied war damals 1991 auf dem Advance-Tape zu "Prisoners In Paradise", aber erschien auf dem fertigen Album gar nicht, worüber ich mich damals schon wunderte. (Vermutlich wurde er auf der Best-Of dann nachgereicht, die ich nicht kenne.) Lobenswert, dass auch ganz frühe Songs wie "Wings Of Tomorrow" und "Seven Doors Hotel" gespielt wurden. Klar, auch "Carrie" durfte da nicht fehlen. Nach dem ebenfalls laut mitgesungenen "Rock The Night" war dann kurzzeitig Schicht, und die Musiker gingen die Treppe hoch, was man im Longhorn gut beobachten kann, auch wie sie von oben auf die "Zugabe!" fordernden Fans sichtlich zufrieden hinunter blicken. Doch es fehlte ja noch ihr berühmtester Song ... doch zuvor gab's erstmal den starken Titelsong der neuen Platte - sehr schön und auch noch "Cherokee" und dann zum Abschluss "The Final Countdown". So, nachdem ich jetzt das ganze Konzert mitgegangen bin und einige Umstehende bei einigen Songs wie die Ölgötzen dastanden, jetzt aber plötzlich aufwachten, schaute ich mir dann den Song und die Begeisterungswelle im Publikum an.
Auch wenn "uns" die ach-so-coolen Zeitgeistmagazine und ihre hippen Schreiberlinge, nennen wir sie ruhig mal beim Namen, Musik Express, Rolling Stone, Visions oder Intro was anderes vorgaukeln, diese melodische Rock-Musik ist alles andere als tot, braucht keine Werbung oder Hypes ...
Fazit: BESTES Konzert 2004 (und ich sehe nicht nur 20 Konzerte ...)!

Setlist:
Gotta Have Faith
Ready Or Not
Superstitious
America
Wings Of Tomorrow
Let The Good Times Rock
Seven Doors Hotel
Heart Of Stone
Hero
Wake Up Call
Sign Of The Times
Girl From Lebanon
Scream Of Anger
Carrie
Flames
Yesterdays News
Rock The Night
Start From The Dark
Cherokee
The Final Countdown

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