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Rhythm is it! (Film-Preview)   06.09.2004   Mannheim, Atlantis-Kino
von gl

Das Filmplakat
Wann hat man schon einmal die Möglichkeit einen Film zu sehen, der danach vom Regisseur selbst erläutert und weiter erklärt werden kann? Dies war im Vorfeld des meines Erachtens sehr gelungenen und sehenswerten Film "Rhythm is it!" in 22 deutschen Städten möglich. Thomas Grube war in Mannheim, während sein Kollege und Mit-Regisseur Enrique Sanchez Lansch dieselbe Arbeit in Essen vollzog und den Dokumentarfilm vorab (allen) Interessierten öffentlich vorstellte. Nun klingt ja die Beschreibung der Verfilmung von 250 Kindern bzw. Jugendlichen, die zu den Klängen von Igor Strawinskys "Le Sacre du printemps" tanzen, zunächst einmal nicht so spannend, als dass man sich dafür ins Kino begibt. Die musikalische Aufführung der Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Sir Simon Rattle, ergänzt durch die Übungsstunden, welche von dem englischen Choreographen und Tanzpädagogen Royston Maldoom geleitet werden, führt jedoch nach einem mehrwöchigen Training, bei dem die Kamera ständig dabei ist, zum Schluss zu einem wunderbaren Finale. Vorher stehen Prozesse, bei denen man richtig mitfühlen kann, die aber auch zeigen, wie wichtig es ist, jungen Leuten etwas zuzutrauen, und dies wissen Maldoom und seine Kollegin - wenn sie vordergründig streng die Schüler aus sozialen Problemgebieten (Kreuzberg) behandeln, sie aber auch loben. Schließlich hatten die meisten von ihnen vor den Proben nichts mit Tanzen oder klassischer Musik am Hut. Drei der teilnehmenden Schüler werden etwas näher in "Einzelportraits" beleuchtet, zunächst die junge, 14jährige Hauptschülerin Marie, die Freude am Tanzen entwickelt und sich Sorgen macht, ob sie ihren Abschluss schafft. Da sie Talent hat, wird sie zum weiterführenden Training in eine Fortgeschrittenen-Klasse eingeladen wird, wo sie sieht, wie diszipliniert es da zugeht, im Vergleich zu "ihrer" Gruppe, wo man erst mal lacht, wenn was nicht klappt oder wenn man "keinen Bock" hat. Oder der ca. 16-jährige nigerianische Kriegswaise Olayinka, der ganz auf sich allein gestellt in dem fremden Land klarkommen muss. Hier fällt ein Schlüsselsatz von ihm, dass das menschliche Klima bei uns recht unterkühlt sei, in seiner Heimat gehört Tanz zum Leben dazu. Und der 19-jährige Martin, der vor allem sich selbst beweisen will, dass er es kann und seiner Familie erst in letzter Minute von dem Abschlusskonzert / der Aufführung berichtet. In Einblendungen sieht man parallel dazu die Proben der Philharmoniker, so dass klar ist, dass die Musik von Strawinsky die beiden "Handlungsstränge" verbindet, die dann am Ende bei der Uraufführung in Berlin zu einem schönen bewegenden Abschluss des Education-Projekts zusammenführen.
Gerade in Deutschland, wo noch immer von Begabtenförderung statt von Chancengleichheit für alle gesprochen wird, finde ich die Botschaft des Films sehr wichtig und zutreffend. JEDES Kind ist begabt, und dies zeigt dieser Film und auch dass Kultur kein Luxus ist, sondern, um mit Simon Rattle zu sprechen "so notwendig wie die Luft zum Atmen".
RHYTHM IS IT! startete am Donnerstag, dem 16. September 2004 deutschlandweit in den Kinos! Investiert ein wenig Zeit, verlasst den Mainstream-Pfad der Multiplex-Kino-Zentren und schaut euch jenseits von Pop-Corn-Kino aus Amerika dieses liebenswerte Kleinod an!
Weitere Infos auf www.rhythmisit.de






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