www.Crossover-agm.de
Martin Pepper   02.07.2004   Bad Lausick, Gemeindezentrum Energie
von rls

Der Name ließe sowohl einen Künstler angloamerikanischer als auch einen deutscher Abkunft zu - die erste Ansage Martin Peppers, getätigt noch vor dem eigentlichen Konzertbeginn, verdeutlichte das Zutreffen zweitgenannter Option. Pepper erklärte den Anwesenden, daß er statt eines Konzertes eigentlich einen musikalischen Gottesdienst spiele, und dieses Vorhaben setzte er in den folgenden ca. 70 Minuten auch in die Tat um. In der Setlist fand sich ein bunter Querschnitt aus seinem Schaffen wieder, der auch stilistisch eine große Farbigkeit aufwies - bestand etwa die Setmitte hauptsächlich aus ruhigen Kompositionen seines Akustikalbums "Flügelleicht", waren andere Tracks eher in der fast schon klassischen christlichen Popmusik zu verorten (um den gräßlichen Terminus Sacropop zu vermeiden); das exzellente "Voller Freude" stand am oberen Ende der Härteskala, zitierte in der Gitarrenarbeit anfangs bei ZZ Top und landete letztendlich irgendwo in der Nähe der härteren Toto-Nummern. Wer sich nun fragt, wie man so etwas als Solokünstler hinbekommt - die Antwort lautet "Halbplayback": Pepper agierte am Flügel und Frontmikro, der Rest wurde von der CD eingespielt. Mit einer eingespielten starken Liveband im Hintergrund hätte mancher Song vermutlich noch bedeutend mehr Spaß gemacht, als er es so schon tat - einige etwas schwächere Nummern hätten aber vermutlich auch dadurch nicht mehr gerettet werden können. Zudem besitzen Peppers Stücke über weite Strecken eine recht einfache Melodik, was es zwar einem noch nicht mit ihnen vertrauten Publikum bedeutend erleichtert, entsprechenden Zugang zu finden, aber auch die Gefahr der relativ schnellen Abnutzung in sich birgt - da ich ihn an diesem Abend zum ersten Mal live gesehen habe und auch keine seiner CDs besitze, kann ich hierzu allerdings keinen Erfahrungsbericht abgeben. Noch ein anderes Problem darf nicht verschwiegen werden: Pepper legt seine individuelle Beziehung zu Gott in die Texte, neigt aber dazu, diese durch sich wiederholende Phrasen zu verschlagworten und damit eben genau diesen wertvollen individuellen Charakter einzubüßen - ein Problem, das noch dadurch verstärkt wird, daß er Inhalte oftmals nicht weiterentwickelt; nach dem ersten Refrain fügt er nicht etwa eine zweite Strophe an, sondern wiederholt einfach die erste nochmal (was anhand der per Beamer an eine Leinwand geworfenen Texte sehr deutlich nachvollziehbar war). Das sind Punkte, an denen der sympathische 46jährige arbeiten sollte - vielleicht stellen sie sich anhand seines mir nicht bekannten sonstigen Schaffens auch als nicht so dramatisch dar. Gesanglich und pianistisch tat Pepper jedenfalls das Nötige - seine mittelhohe Stimme ließ Grenzen erkennen, die er aber mit der Melodik seiner Stücke nicht überschritt, sein pianistisches Können (er wollte früher mal Konzertpianist werden und war auch bei "Jugend musiziert" erfolgreich) deutete er über weite Strecken nur an (schöne Ausnahme: eine Simulation perlenden Wassers oder einer vergleichbaren Stimmung). Ein insgesamt unterhaltsamer und zumindest in einigen Details anrührender Abend vor einem vielleicht zu zwei Dritteln gefüllten Gemeindesaal endete mit "Der Herr segne dich" auf hohem Niveau.



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver