Unter der Headline "Die Neue Kultrevue - Highlights, Hits & Superstars aus 5 Jahrzehnten" fand am Jahresende zum 2. Mal (nach der Premiere im Mai) diese Show im vollbesetzten Rosengarten statt. Im Vorfeld gab es einige Unruhen, so wollte ein Konkurrenzunternehmen den Namen untersagen, der ohnehin bereits um das "all" verlängert wurde - eben um einen Rechtsstreit zu vermeiden! Eine Lachplatte angesichts der ca. 20 Produktionen, die mit ABBA-Titeln unterwegs sind. Wie ernst das ganze genommen wurde, zeigte die Tatsache, dass man sich eigens in Karlsruhe eine von der Akustik her ähnliche Halle zum Proben gemietet hatte, und prompt grassierte unter den Protagonisten eine Krankheitswelle. Zur Show waren sie aber wieder alle gesund und Initiator, Ideengeber und Sänger Peter Baltruschat kündigte eine musikalische Zeitreise durch 5 Jahrzehnte an. Er ist in Mannheim ein bekannter Impressario und hat auch das "Schatzkistl"-Musikkabarett erfolgreich installiert.
Eine echte Band spielte live Musik, das muss wohl heute explizit erwähnt werden, und es wurde live gesungen (Superstars waren zwar keine da - das Wort wurde eh strapaziert in letzter Zeit ...), aber die 4 Solisten - und zugleich Schauspieler - Annette Kienzle, Claudia Domjanic, Frank Landua (der auch gleichzeitig Regisseur war) und Peter Baltruschat glänzten alle in ca. 15-20 Rollen, wobei man sich manchmal wunderte, wie schnell sie die Kostümwechsel vollzogen. Unterstützt wurden sie durch weitere 15 Tänzer(innen), welche die jeweiligen Szenen durch kleine gespielte Sequenzen untermalten. Begonnen wurde natürlich in den 50ern mit deutschen Schlagern wie z.B. "Kalkutta liegt am Ganges" und "Ich will 'n Cowboy als Mann" oder den "Capri-Fischern".
In den 60ern wurde natürlich den BEATLES gehuldigt und durch den Saal rennende kreischende Fans taten ihr übriges dazu. Klar, dass die Flower Power-Generation mit entsprechendem Outfit sowie Songs von "Hair" oder "Aquarius" nicht vergessen wurde.
Als Glanzpunkt und auch längsten Teil des unterhaltsamen Abends muss man die 70er nennen. Hier verdient besonders Anette Kienzle mit ihrer voluminösen Stimme und dem angenehmen Timbre ein ganz großes Lob! (Sie singt übrigens auch in der Band ACOUSTIC AFFAIR.) Das ABBA-Medley war wohl das Highlight des Abends. Alles immer schön mit passenden Kostümen und dem damaligen Disco-Ambiente dazu, wie auch bei "Lady Bumb".
Deutsche Gassenhauer wie "Bruttosozialprodukt", "Skandal im Sperrbezirk" und "99 Luftballons" wurden mit großem Aufwand spielerisch umgesetzt und standen für die 80er. Nach der Pause stand dann auch ein riesiger Würfel auf der Bühne - jeder (West-)Deutsche erinnert sich an diesen "Magic-Cube". (Den gab's auch in der DDR: Rubiks Zauberwürfel aus Ungarn - Anm. rls) Ein Mutiger meldete sich und bekam die Aufgabe, einen kleinen verdrehten Würfel bis zum Ende der Show hinzubekommen (was jedoch nicht klappte). Es ist sicherlich mehr als schwer "Stayin' Alive" von den BEE GEES nachzusingen, wer hat schon solche eine Stimme? Deswegen soll hier nicht kritisiert werden angesichts der Gesamtleistung und der Tatsache, dass ca. 40 Songs gesungen wurden. Dann wurde nur ganz kurz "Dalli-Klick" gespielt: Jochen Brauer, jahrelang der Bandleader bei "DALLI, DALLI", nahm durch eine Saxophon-Einlage und das in Deutsch gesungene "My Way" etwas Tempo raus. (Irgendwann während der 3 Stunden müssen die Künstler, die ständig in Bewegung waren, ja auch mal verschnaufen.)
Bevor dann die 90er dran waren, ein kleiner Schnitzer im chronologischen Ablauf, wenn es denn überhaupt so konzipiert war: "Sie ist weg" von den FANTASTISCHEN VIER erschien Jahre nach "Die da", aber egal. "Verpiss Dich" von TIC TAC TOE überraschte doch in der Zusammenstellung neben z.B. "Sex Bomb" oder "I Will Always Love You" wiederum hervorragend gesungen von Annette Kienzle. Wenn hier jemand heute ein Star war, dann sie. Alle dargebotenen Lieder sind nicht mehr erinnerlich, aber zum Abschied wurde vom ganzen Ensemble "Thank You For The Music" (ohne das Wort "all"!) gesungen, und sicher werden die anwesenden 2300 Zuschauer zufrieden unterhalten mit Fünfzig Jahre Musik von ihrer leichten Sorte nach Hause gegangen sein.
Weitere Infos auf www.thankyouforallthemusic.de

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