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Wir sind Helden, Otterpost   01.10.2003   Mannheim, Alte Feuerwache
von gl

Es ist Mittwochabend und vor der Feuerwache steht ein so großer Pulk von Menschen, dass der Bürgersteig komplett zu ist! Obwohl das Konzert aufgrund der überaus großen Nachfrage eigens von Weinheim nach Mannheim verlegt wurde, reicht die Kapazität hier (ca. 1200 Personen) auch nicht aus! (Über solche Zustände würde ich gerne mal bei Hardrock- und Metal-Gigs berichten ...) Die Vier sind zweifelsohne die Shooting-Stars der Saison, erst im Juli spielten sie im völlig überfüllten Schwimmbad-Club in Heidelberg und alles sang mit. Wir kümmern uns ja einen feuchten Kehricht um die Charts, aber man kann es ruhig mal erwähnen, wenn eine Band ihre eigenen Songs schreibt, in Eigenregie zunächst eine EP presst, und dann plötzlich mit ihrer ersten vollen CD Platz 6 der deutschen Album-Charts erklimmt! (Jetzt ist auch plötzlich MTV da und hängt ein Riesen-Transparent in die Halle, das ist wieder typisch ...)
Doch zunächst ein großen Ärgernis: Die Vorgruppe OTTERPOST, drei Möchtegern-Fanta 4s, die rumkasperten und mit ihrem Mist-Sound tierisch nervten und mit ihren Hamburger Sprüchen total fehl am Platz waren. War es eine verlorene Wette, ist einer von den Helden mit einem verwandt, man weiß es nicht - jedenfalls ist diese Truppe unerträglich - meine Begleitung verlangte Schmerzensgeld, denn wieder raus oder zum Klo brauchte man ja auch ne Viertelstunde!
Trotz des dichten Gedränges und der hohen Temperaturen 30 Minuten (!) Umbaupause - obwohl ein Saunagang doch normal höchstens 15 Minuten geht ... Dann "Caravan Of Love" vom Band ... aber nicht nur ein paar Sekunden sondern das KOMPLETTE Lied wird laufen gelassen, ungewöhnliche eigenwillige Art eine Show zu eröffnen, aber mal was anderes. Die Band um Judith Holofernes, die ja überall nun hofiert und als Aushängeschild präsentiert wird, steigt mit "Ist das so?" gut ein. Diese Frau hat einfach Ausstrahlung, nichts wirkt aufgesetzt, die Ansagen kommen frisch, intelligent artikuliert und einfach sympathisch herüber. Nach "Heldenzeit" wird mit "Alphamännchen" gleich ein Song von besagter EP gespielt, und obwohl sich der Song eben nicht auf ihrer CD befindet, ist er allseits bekannt - das Internet machte es möglich. Judith erklärt, sie sei nun wieder gesund, dafür seien alle anderen nun angeschlagen, und sie schmeißt kurzerhand die Setlist durcheinander und präsentiert "Halt dich an Deiner Liebe fest" von TON STEINE SCHERBEN und ihrem Vorbild Rio Reiser. Die Aufforderung zu swingen bzw. die Umsetzung davon misslang jedoch bei der neuen Single "Aurelie", wohingegen die Stimmung bei "Guten Tag" und "Müssen nur wollen" ausgelassen und fast schon euphorisch war. Als Zugabe schleudert man "51st State" von NEW MODEL ARMY, rotzfrech gecovert in die Menge. Doch gemach, für Heldenverehrung ist es zu früh, und wenn dann demnächst mehr Material als von einer Platte zur Verfügung steht und die Musiker wieder fit sind, kann man ggf. auch länger als 80 Minuten (inkl. Zugaben) performen.



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