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30 Jahre Adora   06.09.2003   Burgstädt, Stadtkirche
von rls

30 Jahre Adora? Mancher Alt-Aktive der Bandarbeit unter sächsischen Kirchendächern mag sich verwundert am Kopf kratzen und sich fragen, weshalb er denn dann noch nie was von einer Formation dieses Namens gehört hat. Gemach, gemach, dem Manne kann geholfen werden: Die Band heißt erst seit Anfang 2003 Adora, und der vorherige Name Gospellight dürfte dann doch einen größeren Bekanntheitsgrad aufweisen (wurde aber geändert, da man mit dem Begriff "Gospel" in Deutschland allgemein eher "Black Gospel" im engeren Sinne assoziiert, womit indes die Musik Gospellights nicht sonderlich viel gemein hat). Man nutzte das anstehende Bandjubiläum, um an diesem ersten Septemberwochenende ein Ehemaligentreffen zu organisieren, und erfreulich viele Ehemalige waren auch anwesend, sogar einige Gründungsmitglieder aus dem Jahre 1973, von denen indes heute keines mehr aktiv bei Adora mitwirkt.
Zum Jubiläumskonzert hatte man am Samstag in die Stadtkirche Burgstädt eingeladen, und zwar um 17.00 Uhr - keine ganz gewöhnliche Zeit, aber wohl notwendig, um den Abend für eine gesellige Runde mit den Ehemaligen nutzen zu können, indes vielleicht auch ein Grund für den durchaus noch Reserven nach oben offenlassenden Besuch (ein weiterer dürfte in etlichen parallel laufenden Veranstaltungen in Burgstädt und im globaleren Rahmen gelegen haben). Auf dem Programm stand ein poprockiges Oratorium namens "Menschenfischer", das an diesem Abend seine zweite Aufführung erlebte (in den Genuß der Premiere waren einige Wochen vorher die Elbingeröder gekommen). Gitarrist/Hauptsongwriter Andreas Munke hatte sich etliches Gutes von den ähnlich gearteten Werken der Nachbarn von Sunrise abgeschaut, das Ganze aber doch in recht eigenständiger Weise in Songs gegossen. Die fünfköpfige Band machte einen gut eingespielten Eindruck und harmonierte über weite Strecken auch gut mit dem insgesamt 18köpfigen Chor (zumindest fielen dem Außenstehenden, nicht so intensiv mit dem Material Vertrauten nur wenige kleine Unstimmigkeiten auf - beispielsweise ließ der Sologesang in "O Haupt voll Blut und Wunden", dem einzigen echten "Traditional" im Rahmen des Oratoriums, noch Verbesserungsmöglichkeiten in der Atemtechnik erkennen). Aber nicht nur der Chor sang, auch die komplette Band übernahm noch Sangespflichten, so daß eine große Stimmvielfalt entstand, die vom kindlichen Sprechgesang über mannigfache "Normallagen" bis hin zur jedem Gothicsänger zur Ehre gereichenden tiefen Artikulation von Keyboarder Holger reichte. Zweitkeyboarder Martin Munke übernahm die Titelrolle des Petrus (dazu trug er ein Shirt mit dem Frontaufdruck "Jesus", was anfänglich irritierte, da ja auch die Rolle des Jesus im Oratorium vorkam, die aber wieder jemand ganz anderes sang) und bot eine starke, variable, wenn auch noch nicht ganz perfekte Leistung, während Andrea Munke (Ehefrau von Andreas M. und Mutter von Martin M. - es gibt im Line-up auch noch etliche andere "Familienbande") für die stückverbindenden Rezitationstexte verantwortlich zeichnete. Sparsamer Einsatz von Nebel- und Lichteffekten erhöhte den Anschauungswert des Gigs ebenso wie das Einblenden der Texte den Verständnisgrad. Die unterlegte Musik pendelte zwischen klassischem Sacropop und mäßig hartem Rock hin und her und bezog ein besonderes Spannungsmoment durch einige gewagte, beim Intensiverdrübernachdenken aber alles andere als unlogische Harmoniewechsel. Auch der Gesamtsound (in gemäßigter Lautstärke) verdient das Prädikat "gut" - zu "sehr gut" fehlte dann doch ein wenig, denn speziell Andreas' Gitarre hätte ein wenig mehr in den Vordergrund gehört. Spielte er nämlich keine Riffs, sondern Leads, hörte man ihn nur noch unter größter Anstrengung oder gar nicht mehr durch. Und das war schade, denn das, was er spielte, war, soweit man es hörte, nicht von schlechten Eltern.
Insgesamt betrachtet bleibt dennoch ein mehr als positiver Eindruck und die Hoffnung, daß die Burgstädter mit dem Werk auch mal auf Tour gehen können. Verdient hätte es "Menschenfischer", an diesem Tag komplettiert durch zwei in der Gemeinde ohrenscheinlich nicht unbekannte Zugaben, allemal. Interessenten können sich auf www.adora-band.de weitere Infos holen.



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