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Guildo Horn   09.05.2003   Mannheim, Matthäuskirche
von gl

Und wieder ein Konzert in der Serie CROSS'n'GROOVE in der innovativen Gemeinde in Neckarau, was noch für Unruhe sorgen sollte - dazu später. Zunächst war man in den fast vollen Kirchenbänken gespannt, wie sich der "Meister" präsentieren würde und bereitete sich mit Bier und den obligatorisch verkauften Nussecken - welche Kombination! - auf die Show vor. Im Vorfeld wurde daran erinnert, dass es auf den Tag genau fünf Jahre her ist, dass Guildo beim Grand Prix war, und wie viele, die heute mit einer ablehnenden Handbewegung abwinken, waren damals bei einer der unzähligen Grand-Prix-Parties und haben mitgefeiert?!?

Der Meister der Nussecken jetzt auch als Seemann: Guildo Horn
Da kamen sie auch schon: Von hinten zogen die ORTHOPÄDISCHEN STRÜMPFE (wie die Ministranten und der Pfarrer an kirchlichen Feiertagen) langsam ein, gehüllt in weiße Gewänder und Guildo Horn selbst trug einen Purpurmantel mit Plüsch! Am Altar angekommen zog er diesen aus, und darunter hatte er einen gelben Anzug über violettem Hemd und rote Samtflügelchen wie ein Engel! Natürlich Stimmung im Kirchenschiff, es hatten sich auch einige Riesenfans mit T-Shirt des Meisters eingefunden (Anfahrtsweg bis zu 400 km!). Doch zur Musik: Geboten wurde eine Streifzug durch deutsche Schlager-Evergreens mit etwas zu vielen Coverversionen wie "Wunder gibt es immer wieder" (im Original übrigens von Katja Ebstein - ja, meine Begleitung wusste solche Facts noch!) oder "Ich mag Steffi Graf" (nach der Melodie von "How Deep Is Your Love". "Steht ihr auf Rock'n'Roll?" - einige rufen "Ja!" - Guildos Antwort: "Warum seid ihr dann hier!?", bevor er in seine Version des Klassikers "I Love Rock'n'Roll" namens "Ich find Schlager toll" einleitet: "Wirf noch eine Mark in die Jukebox, Baby!" Gegen Ende noch "Ein bisschen Frieden" nur auf Glocken unterschiedlicher Größe gebimmelt und dann "Ein bisschen Frieden Teil 2", das neue Lied der Band, eine Eigenkomposition, von denen man sich ein wenig mehr gewünscht hätte.
Die Stimmung war heiter und ausgelassen, die Fröhlichkeit von der "Bühne" herunter verbreitete sich in dem geheiligten Raum, da der Meister immer wieder bin hin zur letzten Reihe nach hinten eilte, mit den Leuten kommunizierte und sie zum Mitmachen aufforderte. Also sicherlich ein spontaner, impulsiv agierender Künstler. Bereits recht früh im Set bot er seinen Revuekörper zur Ansicht, kletterte dann auf Bänke und oben sogar auf den Rednerpult. Dies sorgte während dem Konzert eher für Lacher oder Gejohle - erst die "second hand Informierten", nachdem dies im Mannheimer Morgen berichtet wurde, beschwerten sich dann im Pfarrhaus und bei der Zeitung! Dies zeigt einmal mehr eine seltsame Doppelmoral vieler sogenannter Christen: Man war nicht dort, aber beklagt sich nun hinterher, wirklich lächerlich. Die Stimmung war gut, die Band hatte sichtlich Spaß an ihrem wohl ungewöhnlichsten Auftrittsort, das Publikum war zufrieden, niemand hat sich daneben benommen.
Selbstironie ist eben eine schwere Kunst, die hier in Perfektion zelebriert wurde.






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