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Snakegod, Second Floor   06.-11.05.2003   D, A
von Christian

Die teilnehmenden Probanden:

Second Floor:
Denny (Gesang)
Prinz (Gitarre)
Fisch (Bass)
Meisenmann (ich, Keyboards)
Andre (Drums)
Plöti Plötmann (Chef der Roadcrew, Kaufmännischer Leiter des Merchandisings, Psychologischer Betreuer der Musikanten, PR-Manager)

Snakegod:
Jari (Gesang)
Make (Gitarre)
Pete (Bass)
Jani (Keyboards)
Christian (Drums)
Yvonne (Tourmanagerin)

Dienstag, 06.05.03, Berlin
Der erste Kontakt

Das Second Floor-Tourmobil
Halb acht fing alles an. Im strahlenden, später stechenden Maisonnenschein laden wir den ganzen Kram in unseren Lastzug. Gepäck, Instrumente, ein wenig Bier für uns und die Bierberge, die die Finnen vorab bei uns bestellt hatten. Unser Lastzug besteht aus Andres Volvo Kombi mit einem Getränkehandel-Anhänger. Plöti und der Fisch fahren getrennt von uns mit dem Zug zum ersten Gig, weil wir noch ein Mann zuviel sind. Der wird dann später das Snakemobil fahren. Den Club, das K17/Jailbreak finden wir spielend, weil sich Andre in Berlin-Friedrichshain auskennt. Der Laden ist total kultig. Völlig in den Hinterhöfen versteckt besteht das Lokal aus einem mehrstöckigen Gebäude mit verschiedenen Club-Ebenen. Unser Auftritt wird im ersten Stock stattfinden, während gleichzeitig eine polnische und eine tschechische Band das Erdgeschoss aufmischen. (Was ist eigentlich ursprünglich ein Erdgeschoss? Eine Art Kanonenkugel aus Dreck??) Beim Eintreffen im Club: Der erste Kontakt mit den Snakegöttern. Erster Eindruck: Sie sind sehr zurückhaltend und sehen genauso aus wie auf den Fotos.
Plöti übernimmt den Merchandising-Stand. Vor dem Gig kommt Yvonne (die Tourleiterin) nochmal vorbei und fragt nach einer Snakegod-CD ohne Cellophan-Hülle. Als sie sie wiederbringt, erklärt sie den Zweck. Die Snakegötter hatten einige Texte vergessen und schlugen diese im Booklet nach! Die Bühne ist etwas eng, der Sound sehr schwierig. Als die Opener Morbid Mind loslegen (müssen), ist vor der Bühne noch kaum was los. Später bessert sich das ein wenig. Wir dürfen unseren kompletten Set spielen, ernten Höflichkeitsapplaus und vereinzelte Juchzer und sind mit unserer Leistung einigermaßen zufrieden. Dann das erste Mal Snakegod: Sie beschränken sich nicht auf den Stoff des Debüt-Albums, sondern bringen auch einige neue Stücke. Highlights des Programms sind für mich schon jetzt "Divine High Priestess" und vor allem "Another Part Of Heaven". Nach der Show ist die Geburtstagsparty von Gitarrist Make geplant. Morbid Mind empfehlen zu diesem Zweck "Paules Metal-Eck", wo sich alle zum Besäufnis treffen wollen. Da wir zuerst noch die Bühne räumen müssen, geraten Snakegod und wir ins Hintertreffen. Nach einem sehr weiten, tagelangen Fußmarsch finden wir schließlich das Lokal. Es ist keine Sau und auch kein Morbid Mind da. Wir tanken zwei, drei Bier, führen erste Beschnupperungsgespräche und sehen uns auf einer Leinwand ein Stück der Übertragung des Eishockey-WM-Spiels Finnland-Deutschland an. Dann gehen wir sang- und klanglos wieder heim. Übernachtung erfolgt im obersten Stockwerk des Clubs auf Matratzen auf dem Fußboden. Wir streiten uns noch ein wenig und ich schmeiße aus Versehen meinen Schuh aus dem Fenster. Yvonne will mich mit einer Tafel Schokolade beruhigen, weswegen ich vor Lachen meine Wut vergesse.

Mittwoch, 07.05.03, Fürstenwalde
Jugendweihe

Enthusiasmus in Fürstenwalde
Gegen Mittag löst sich der jetzt komplette Tourkonvoi vom K17 in Richtung Fürstenwalde. Der Prinz fährt das Snakemobil, ich übernehme das Gefädele mit der Volvo-Anhänger-Kombination in den Berliner Hinterhöfen. Beim Eintreffen in Fürstenwalde werden wir von Second Floor-Plakaten begrüßt. Ein erhebendes Gefühl. Der Abstand zwischen diesen beiden Gigs ist der kürzeste und bequemste. Sehr angenehm im Vergleich mit den Weltreisen, die vor uns liegen. Das gibt uns zwei Stunden Zeit in der gemütlichen Pension. Kommt auf der Tour später nie wieder vor. Der Gig findet im "Fürstenwalder Hof" statt. Uns empfängt ein nobler Saal, Fassungsvermögen mindestens 500 Leute. Die Bühne ist perfekt, die PA steht schon da. Kein Stress beim Aufbauen. Der Sound ist viel besser als gestern. Die Backstageräume umfassen viel Platz, eine Künstlergarderobe mit Spiegeln und Schminktischen (wir können den Prinz aber noch zurückhalten), und extra Klos (oder heißt das Klöße?). Vom Feinsten! Beim Aufbau haben wir reichlich Zeit. Die Besucherzahl lässt dann ein wenig zu wünschen übrig. Durch die Größe und den Charakter des Saals stellt es sich als sehr schwierig dar, Rockkonzert-Stimmung zu erzeugen. Aber wir lassen uns nicht beeindrucken und spielen unseren Set. Wir werden langsam warm und es läuft besser als gestern. Snakegod sind wieder in Topform und lassen sich ebenfalls nicht von der ungewöhnlichen Kulisse beeindrucken. Was niemand weiß: Hinter unseren Backdrops verbirgt sich ein großes Schild von der vorherigen Veranstaltung: "Jugendweihe 2003". Wußte gar nicht, daß es das noch gibt.

Donnerstag, 08.05.03, München
Der Volvo im Regal

Second Floor live in red
Vor uns liegen 620 km. Weil der Volvo-Hängerzug 30 km/h schneller ist als das Snakemobil, schaffen wir's locker, unterwegs nochmal zu Hause vorbeizuschneien und eine Rolle Gaffa und vergessene Plakate zu holen. Als man uns zu Hause sieht, spricht man uns an, ob wir zu schlecht gewesen wären und von der Tour geflogen! Bei der Weiterfahrt kommt es auf einer Raststätte tief im Bayernland zu einer Begegnung der dritten Art. Wir langhaarigen Rockstars kommen den grünen Männern von der bayrischen Gendarmerie verdächtig vor, und wir werden erstmal nach Drogen durchsucht. Die Damen und Herren sind aber ausgesprochen lieb zu uns. Um Leibesvisitationen kommen wir herum. Schließlich in München ist es schweineeng. Die Pension finden wir dank Navigator Fisch recht schnell. Allerdings gibt es keinerlei Parkplätze für unser Geschoss. Nach mehreren Umkreisungen der Blocks geben wir auf und fahren in eine Tiefgarage. Diese ist jedoch von der Art, wo man sein Auto in so eine Art Regal reintut und hochklappt. Wir passen da nicht rein. Also trennen wir den Anhänger von der Basisstation und schieben ihn von Hand in eine Box. Die Dinger sind etwa 20° geneigt. Der Hänger ist schwer, weil voller Keyboards und Bier. Rauswärts haben wir das Problem, daß uns der Hänger überfahren will. Wir haben die Schnauze total voll. An der Ausfahrt des Parkhauses steht der Ticketautomat zum Bezahlen. Der geht aber nicht automatisch, nein darin sitzt ein Student, der den Zahlungsverkehr abwickelt. Ist wohl billiger. Die Zeit von Parkplatzsuche über Einräumen des Autos ins Regal, schnell Duschen, Auto wieder aus dem Regal räumen und Club suchen braucht unseren Zeitvorsprung auf und wir kommen kurz nach Snakegod in der "Garage" an. Der Club gehört zur größten Party-Meile Europas! Das ist ein Komplex aus unzähligen Cafés, Spielcasinos, Clubs und Diskotheken. Ziemlich Klasse! Die Garage selber ist ein gemütlicher Rockschuppen, der mit verschiedenen Autostücken garniert ist. In der Mitte kann man in einem Cadillac sitzen, und unter der Decke hängt ein Trabant. Vor dem Gig bleibt wieder nicht viel Zeit, herumzulümmeln. Der Barkeeper ist ein verdammt netter Kerl, und er hat sogar Hefeweizen im Fass. Hmmmm! Janis Deutsch wird immer besser. "Gommen sie biede auf mein Schoß, sie glaine gaile Sau." Wir vermuten, Plöti hat das mit ihm geübt. Vor dem Abend haben wir etwas Bammel, weil bekannt ist, daß heute Vertreter von Snakegods Plattenfirma und Verleger und Presseleute kommen. Ich hatte einen dicken Mann mit hintergegelten Haaren, Zigarre im Mundwinkel, Glas Sekt in der Hand und zwei Blondinen in den Armen erwartet. Es kommt ein Langhaariger in Jeans. Yvonne gibt ihm eine CD von uns. Der weltweite Durchbruch ist so gut wie sicher. Der Gig ist durchwachsen besucht. Ein junges Paar - die Frau stammt aus Dresden - ist extra aus Ingolstadt angereist, weil sie gelesen haben, daß eine Band aus Jena in München spielt. Am Mischpult sitzt heute Gott. Der Sound ist Spitze, mein Monitorsound erreicht CD-Qualität. Beim Soundcheck ruft der Fisch dem hinter dem Mixer stehenden Plöti zu: "Was meinst Du zum Gitarrensound, Plötmann?" Der Mixmann denkt, wir meinen ihn und reagiert befremdet. Ich versuche ihm zu erklären, daß Plöti Plötmann Plötner heißt. Wir spielen den schlechtesten Set der Tour. Snakegod sind wie immer spitze, werden von uns zu einer Zugabe gebeten und spielen "Stand Up And Shout". Jari klingt genau wie Dio.

Freitag, 09.05.03, Oberwart (A)
Hecking

Groupies und ???
Selbst Andre steht heute fast freiwillig um 7:00 mit uns auf. Yvonne ist voll des Lobes, wie professionell wir wären. Das wussten wir aber schon. Die Heimfahrt gestern abend war eine Art Odyssee durch die Münchener Innenstadt. Die beiden Fahrzeuge irrten ziellos im strömenden Regen durch die Gassen und kamen nach langer Zeit aus verschiedenen Richtungen gleichzeitig an der Pension an. Ich war so totmüde, daß ich die ganze Sucherei verpennt habe, was der Plötmann dazu nutzte, mir die Fingernägel mit Edding zu verzieren. Während alle ihre Klamotten packen, kratze ich nun hilflos an mir herum, um das Malör wieder zu beseitigen. Der Prinz flucht, weil ihm die Schminke ausgelaufen ist und zwischen den Klamotten klebt, was mich erheitert. Wir quälen uns aus der Innenstadt. Jani frequentiert an einer kleinen Tankstelle das Klo und erklärt uns später: "I had to let my snake out." Aus München raus wird die Landschaft immer schöner. Nach Österreich reinwärts wird's dann ein wahrer Traum. Herrlichste Berge. Die beiden Fahrzeuge reisen wieder getrennt, damit wir am Club schonmal alles klar machen können. Wir suchen uns auf der Karte den kürzesten Weg über kleine Ortschaften und Pässe raus, weil wir was von der Landschaft sehen wollen. Dadurch lernen wir das deutsche Ausschilderungssystem schätzen. Selbiges ist in Österreich eine Katastrophe. Keine Kilometerangaben. Keine Hinweise auf Ortsschildern was kommt als nächstes. Die Ausschilderung der Autobahn beginnt, hört aber wieder auf und man ist dem Schicksal überlassen. Abzweige zu Ortschaften werden zwar aus der einen Richtung beschildert, aber aus der anderen nicht. Man muß also bei der Suche an manchen Orten erstmal vorbeifahren und dann umlenken. Bei dergleichen merken wir, daß wir tanken müssen. Wir halten in einem kleinen Kreisverkehr und fragen einen Eingeborenen, wo's Benzin gibt. "Yo do drrrüben!" Wir merken auch gerade, daß wir vor einem Schild halten, auf dem steht "Diesel Hier!". Wir fahren also auf die Tankstelle zu. Die Straße wird zum Feldweg, vereinzelte Hühner wollen nur sehr ungern die Fahrbahn räumen. Schließlich rollen wir auf einen Bauernhof. In der Mitte steht ein großer Tank. Daran steht "Diesel / Honig / Kernöl". Wir fragen, ob's denn auch Benzin gäbe. "Nah." Das heißt in der Landessprache, "Bedaure, wir führen kein Benzin." Man erklärt uns aber, wo welches zu finden ist. Irgendwann erreichen wir das Offene Haus Oberwart. Ein sehr schönes Projekt, ein sehr praktischer Bau. Der Empfang ist mittelherzlich. Als Vorband dürfen wir unseren Kram nicht auf die Bühne räumen. Erstmalig werden uns auch von Snakegod streng getrennte Backstageräume und Kühlschränke zugewiesen. Wir fühlen uns etwas diskriminiert. Beim späteren Vergleich stellt sich auch heraus, daß Snakegod ein größeres Glas Gurken erhalten haben als wir. One Colour Black, die heute und morgen eröffnen werden, treffen ein. Überaus nette Kerle, mit denen wir uns gleich prima verstehen. Snakegod gehen nochmal ins Hotel und bitten uns, sie zu rufen, wenn wir auf die Bühne gehen. Wir dürfen das Bier aus ihrem Backstageraum mit austrinken. Da zum ursprünglich geplanten Konzertbeginn 20:30 Uhr noch kein einziger Gast da ist und wir One Colour Black nicht vor leerem Haus stehen lassen wollen, verhandle ich mit Yvonne per Telefon eine Beginnverlegung. Als ich das dem Chef des Hauses unterbreite, sagt der in etwa "WIR FANGEN JETZT AN." Gezwungenermaßen legen One Colour Black los. Als sich die Jungs vorstellen, knallt's mich weg. Das hört sich in der Landessprache etwa so an: "Yo servus, mir san wann kaller bleeehg." Da der Hauschef auf dem straffen Zeitplan besteht, diskutieren wir in unserer Garderobe ewig über die Kürzung der Setlist. Der heftige Streit führt widerwillig zu einer Einigung. Das Ganze stellt sich wenig später als überflüssig raus, als sich Snakegod wundern, wieso wir unseren Set kürzen wollen. Wir spielen alles. Vor dem Gig ist Thomas weg. Der Prinz findet ihn zufällig, eingesperrt auf dem Klo. Tür kaputt. Keiner hat das Klopfen und Schreien gehört, weil oben One Colour Black spielen. Grade nochmal gutgegangen. Der Gig macht einen Wahnsinnsspaß. Wir sind in Weltklasseform und fühlen uns sauwohl. Unsere CD-Verkäufe erreichen den Rekordstand, obwohl die Besucherzahl hier den Negativrekord markiert. Danke Oberwart! Mit dementsprechend guter Laune kochen wir den Saal beim Snakegod-Auftritt und lassen die Haare (oder so) fliegen. Nach dem Abbauen ist uns allen noch nicht nach Bett, und wir ziehen durch Oberwart. Denny zeigt sich begeistert über eine Hecke am Wegesrand. Nimmt immer wieder Anlauf und läßt sich herrlich hineinplumpsen. "Hecking" nennt man das. Die Hecke sah danach etwas niedergeschlagen aus. Wir kehren in eine Art Irish Pub ein, Jani schmeißt eine Runde. Snakegod, Andre und Denny wollen unbedingt noch in eine Disko einfallen. Wir Restlichen lassen den Abend im Pub ausklingen.

Sonnabend, 10.05.03, Graz (A)
Grande Finale de Kikeriki

Die Grazer Fans mit Bandopa und Chronist Christian
Frühmorgens Abfahrt in Oberwart. Snakegod haben etwas Probleme aus dem Bett zu kommen. Wir fahren derweil los und halten Telefonkontakt. In Oberwart spielt sich folgendes ab: Snakegod wollen langsam los, erreichen aber Jani und Make nicht. Die gehen nicht ans Telefon. Beim Klopfen am Zimmer hören sie auch nicht. Sind sie überhaupt gestern nach Hause gekommen? Gesehen hatte man sie. Leichte Panik macht sich breit. Man sucht und wartet eine Stunde im Hotel. Zur gleichen Zeit im Snakemobil: Jani und Make sitzen abfahrbereit, warten eine geschlagene Stunde und wundern sich, wo die Anderen bleiben, bis die Sache auffliegt.

Entsorgungssituation in Österreich
Graz - Kulturhauptstadt Europas 2003 (nicht zuletzt wahrscheinlich wegen unserer Darbietung). Der letzte Tag. Erste Wehmut macht sich breit. Wir beginnen gerade, uns daran zu gewöhnen. Da die Entfernung nicht groß ist, haben wir Zeit, im sehr gemütlichen "Gasthof Meyer" in Graz noch ein paar gepflegte Bier zu verhaften, bevor wir zum Club fahren. Ein klassischer Rockschuppen. Sofort sehr sympatisch. Im Backstageraum, diesmal tatsächlich hinter der Bühne, steht ein Riesenkühlschrank voller Bier. Das Klo ist - ähm - echt lecker. Nach Aufbau und Soundcheck fahren fast alle nochmal ins Hotel zum Duschen. Denny und Prinz kommen pünktlich zum Auftritt von One Colour Black. Da ruft Andre aus dem Hotel an, weil er vergessen wurde. Prinz und Denny fahren zurück (10 min Wegstrecke, 14 km). Fisch und ich hören One Colour Black zu. Der Club ist locker gefüllt und die Mugge kommt gut an. Nach einer halben Stunde machen wir uns langsam auftrittsfertig. Da klingelt mein Telefon. Andre fragt, ob ihn nun jemand abholt, oder nicht. Auf meiner Stirn bilden sich kleine Schweißperlen. One Colour Black spielen noch einen Song. Ich rufe Denny an. Es stellt sich heraus, daß die beiden sich völlig verfahren haben und von den Einheimischen bald hierhin, bald dorthin geschickt werden. Sie eiern seit einer halben Stunde durch Graz. Alle fünf Minuten rufe ich an. Thomas und ich heizen One Colour Black mit Zugaberufen zu immer neuen Höhenflügen an. Irgendwann hören sie aber trotzdem auf. Wir beide gehen auf die Bühne und beginnen betont langsam mit dem Umbau. Der Club ist ganz anständig gefüllt. Da kommen die drei Verschollenen. Mir plumpst ein Stein vom Herzen. Ich stürme raus ans Auto, um meine Bühnenklamotten aus meinem Rucksack zu holen. Mein Rucksack ist weg! Ich krempele das ganze Auto um, er bleibt weg! Zurück in den Club, ich frage den Prinzen. Der sagt, sie hätten meinen Rucksack mit ins Hotel genommen, weil sie mein DUSCHBAD brauchten!!! Vor meinen Augen wird es rötlichschwarz, meine Fußnägel rollen sich hoch. Ich stehe da, barfuß in kurzen Hosen und soll diese meine Kalkstelzen dem Publikum vor die Nase stellen? Das einzige, was man von mir sieht? Beim bestbesuchten Auftritt der Tour? Hm. Ich gebe zu, ich habe einen kleinen Brüllanfall auf der Bühne. Der Fisch erzählt mir später, der Techniker hätte zu ihm gesagt: "Wenn euer Keyboarder nicht mehr so böse ist, kann er da mal zum Soundcheck nochwas spielen?" Zum Glück fällt dem Fisch ein, daß der Plöti eine lange Hose anhat. Wir tauschen kurzerhand. Der Gig ist herrlich. Wir sind warmgespielt, es ist Magie auf der Bühne, es ist ein Traum. Wir gefallen den Leuten. Sogar der Techniker ist begeistert und kauft sich eine CD. Ich habe immer Angst, plötzlich aufzuwachen. Während wir spielen kommen die Snakegötter an. Pete post vor der Bühne. Im Halbdunkel erkenne ich nicht gleich alles. Er sieht aus wie der Terminator. Er hat sich des Prinzen Gitarrenamp-Hülle über den Kopf gezogen und winkt uns zu. Ich kann vor Lachen keine zweite Stimme mehr singen. Als wir abbauen, schleppe ich mit Denny mein Stagepiano von der Bühne, wir können es jedoch nicht ins Case legen, weil da Jani drinliegt. Die Stimmung steigert sich. Denny nimmt Jari die Mütze ab, kippt ihm eine Flasche Wasser über den Kopf und setzt die Mütze wieder auf. Jani sieht's und lacht, kriegt aber kurzerhand die gleiche Behandlung. Der Snakegod-Auftritt ist furios. Das Publikum liebt sie, wir rocken ab. Ich glaube, wir haben uns ineinander verliebt. Der Abend im Club endet etwas überstürzt, weil eine Ska-Band den Laden überfällt und auch noch spielt. Wir räumen im Eilzugtempo mit vereinten Kräften die Bühne. Als wir mit dem Volvo durch die Straßen rangieren - im Auto herrscht Hochstimmung - sehen wir am Straßenrand ein junges Paar. Der Prinz leiert das Fenster runter und fragt das appetitliche Mädel, ob er sie küssen darf. Sie hüpft auf die Motorhaube und posiert aufs Heftigste während der Fahrt. Wir schwitzen. Abschließend drückt sie einen fetten Kussmund auf die Windschutzscheibe. Den haben wir natürlich bis nach Hause als Andenken drauf gelassen. (Böse Zungen behaupteten später, ich hätte extra gebremst, damit das Mädel mit dem Mund auf die Scheibe plautzt. Weiß nicht mehr.)

Sonntag, 11.05. - Abreise
Solls das gewesen sein?

Der Tourtross (reduziert auf die bühnenaktiven Mitglieder)
Uns ist total komisch zumute. Wir fangen soeben an, uns an das Tourleben zu gewöhnen. Es ist zwar total stressig und anstrengend, und mit Schlafen ist auch nicht viel, geschweige denn mal die Ortschaften angucken, die man gerade bereist. Aber es ist unglaublich schön. Schön gewesen. Die Snakegods sind ganz feine Kerle und wir hatten unglaublich viel Spaß zusammen. Kurz vor Abfahrt von Graz rufen sie uns nochmal zu sich ans Auto und übergeben uns feierlich einen kompletten Bandsatz T-Shirts der finnischen Eishockey-Mannschaft. Wir gucken wohl etwas fragend und erhalten die Erklärung. Sie hatten sie wegen des Spiels am ersten Tourtag mitgenommen. "We've been a bit too optimistic." Aha, demnach hat Finnland verloren. Hatten wir gar nicht mitbekommen. Jetzt haben wir ein Spitzen-Andenken, das wir zu besonderen Anlässen alle zusammen anziehen werden. Da wir große Probleme mit dem Aufstehen und somit mit der Einhaltung von Yvonnes Zeitplan haben, überlegen wir noch während der Heimfahrt wie wir logistisch improvisieren können. Die Snakegods schaffen es nun unmöglich bis zur Fähre. Also lädt sie der Fisch kurzerhand in die elterliche Kleinpension bei uns zu Hause zur Übernachtung ein. Das gibt uns einen letzten gemeinsamen Abend. Das Snakemobil kommt erst um Mitternacht an. Wir trinken noch ein paar wehmütige Abschiedsbier zusammen und machen Pläne für die Zukunft. Snakegod laden uns für nächstes Jahr nach Finnland ein und wollen dann mit uns als unsere Vorband touren!
Jari spielt uns zwei frisch aufgenommene Demo-Songs vor, mit denen sie sich um einen Deal bemühen wollen. Der Erste - ich glaube er hieß "The Merchant"??? - hat stärkere Prog-Einflüsse, klingt weniger stark im Old-School-Stil des Albums verwurzelt. Er war schon Bestandteil des Live-Sets. Der Zweite könnte ohne weiteres auf einem Judas Priest-Album stehen. Jaris Stimme zeigt sich viel rauher und energiegeladener als auf "Invitation". Wenn die Jungs auf dem Niveau ein Album zusammenzimmern, bedeutet das einen Quantensprung! Snakegod, ich drück Euch fest die Daumen und wünsche Euch den Traumdeal!

Was soll ich nur als Fazit schreiben? Hach ja: Seufz, schnüff. Wie schön.

Websites: www.secondfloorband.de, www.snakegod.com



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