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Clemens Bittlinger   22.03.2003   Leipzig, Reformierte Kirche
von rls

Dieser Gig des liedermachenden Pfarrers gehörte zum immensen und ob des Überangebotes zu striker Auswahl zwingenden Rahmenprogramm der Leipziger Buchmesse 2003 und diente nicht zuletzt der Promotion diverser Neuerscheinungen aus der Bittlingerschen Feder. Etwaige andere Intentionen, so sie in der Frühphase des Konzertes geäußert worden sein sollten, verpaßte ich aufgrund meiner viertelstündigen Verspätung, da aufgrund der Sperrung einer südlichen Ausfallstraße des Messegeländes auf den anderen entsprechendes Chaos herrschte. Bittlinger widmete sich in der noch verbleibenden Zeit von weit über einer Stunde einem bunten Querschnitt aus seinem Schaffen. Er ließ also konsequente Eigenkompositionen gleichermaßen zum Zuge kommen wie einige seiner mal mehr, mal weniger gelungenen EG-Choral-Neubetextungen. Zudem hatte er sich kurzfristig Beate Ling als Verstärkung ins Boot geholt. Diese entpuppte sich als echter Gewinn, wenn es galt, beispielsweise Bittlingers Meditation über Psalm 23, unterlegt mit sanft-sphärischen Gitarrenklängen des Meisters, zu rezitieren. Problematischer allerdings war ihre Angewohnheit, ihre offensichtliche stimmliche Herkunft aus der Blues- und/oder Soul-Szene durchgängig zu betonen, indem sie viele Töne nach hinten heraus förmlich "flattern" ließ oder aber beim Übergang auf neue Töne erst etwas "um diese herum" sang, bevor sie zum eigentlich geplanten Ton kam. Diese Vorgehensweise verhinderte speziell bei geforderter konsequenter Zweistimmigkeit das Aufblühen akustischer Wohlfühlerlebnisse. Dafür zeigte sich das Publikum nach einer gewissen Aufwärmphase sehr sangesfreudig und demonstrierte eine gewisse unkritische Reflexion der Bittlingerschen Thesen, die durchaus sowohl im gesellschaftspolitischen als auch im theologisch-religiösen Bereich alles andere als unangreifbar sind, wobei ein Konzert allerdings wahrlich nicht der Ort ist, etwaige Meinungsdifferenzen über die Herangehensweise an bestimmte Probleme auszudiskutieren. Jedenfalls pendelte Bittlinger zwischen (viel) Ernst und (etwas weniger) Humor, und die Umsetzung einer grandiosen Hymne wie "Sei behütet" (als Closer des regulären Sets, dem noch zwei Zugaben folgten) hätte allein schon ausgereicht, diesem Gig das Prädikat "wertvoll" zu verleihen.



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