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Mountain   21.02.2003   Lorsch, Rex
von gl

Kann man ein Konzert genießen, wenn man 5 Stunden zuvor vernommen hat, dass (zu jenem Zeitpunkt ...) über 30 Personen bei derselben Freizeitbeschäftigung (=ein Konzert sehen, vom Alltag abschalten, Rock'n'Roll-Feeling verspüren) qualvoll ums Leben gekommen sind?!? Auch wenn es in einem anderen Kontinent war, das sind "Brüder und Schwestern im Geiste" gewesen, die "unsere" Musik liebten.
Die Band Mountain zählt zu den Pionieren nicht nur der amerikanischen Hardrockszene. 1969 von dem schwergewichtigen Gitarristen Leslie West und Bassist Felix Pappalardi gegründet, spielte die Powertruppe einen ihrer ersten Liveauftritte beim legendären Festival von Woodstock. Kurz danach stieß Schlagzeuger Corky Laing als Dritter dazu und mit harten Hits wie "Mississippi Queen" oder "Nantucket Sleighride" ging's steil nach oben. Bereits im Jahre 1973 wurde Pappalardi, der 1972 ausgestiegen war, von seiner eigenen Frau erschossen mit dem Revolver, den er ihr auch noch gekauft hatte!
Mit Jack Bruce kam ein Mitglied der Briten CREAM hinzu und das Trio benannte sich in WEST, BRUCE AND LAING um. Auch dieses Line-up währte nicht lange, deshalb starteten Leslie West und Corky Laing Solokarrieren. Man supportete zwar 1985 DEEP PURPLE in Europa, legte die Band dann aber erneut auf Eis. Erst Ende der neunziger Jahre ließ man MOUNTAIN für eine kurze Tournee wieder auferstehen und fand in Ritchie Scarlett einen Partner als Bassisten, mit dem man jetzt das Album "High" (cooles Wortspiel in Verbindung mit dem Bandnamen) vorlegt. Das war ein kurzer Abriss der Geschichte dieser Band.
In Lorsch konnte man dann sehen, wie ein ergrauter Herr in einer XXXL-Samt-Weste gemächlich mit seiner kopflosen Gitarre auf die Bühne ging, ein anderer in einer schwarzen Regenjacke incl. Kopfbedeckung hinter dem Schlagzeug Platz nahm und ein Bassist, der auch bei L.A.GUNS zu deren besten Zeiten nicht aufgefallen wäre, auf die Bühne kam. Dann legten diese Drei aber furios los: Ich glaube, MOUNTAIN haben schon Heavy Metal gespielt, da gab es diesen Ausdruck noch gar nicht! Also recht heftig, aber virtuos und bluesy hatte die Band die anwesenden "Altrocker" (Publikumsdurchschnitt ca. 40 Jahre!) sofort im Griff. Witzbold Corky entledigte sich bald seines Regencapes, darunter trug er eine Lederweste und Leslie bat einen ca. 8-jährigen Jungen auf die Bühne, der hinterm Schlagzeug Platz nehmen durfte und eine kleine Drumlesson zu dem Riff von "Satisfaction" bekam. Leslies coole abgeklärte Art, sein Instrument zu beherrschen, war beeindruckend - seine Steuerinstrumente hatte er nicht, wie sonst üblich, auf dem Boden in Pedalen, sondern in einem Kasten an dem Mikrofonständer befestigt. Auch Laing, dem man das Alter absolut nicht ansieht, ist ein sehr dynamischer kraftvoller Drummer, der vielen jüngeren Kollegen sicherlich noch den einen oder anderen Trick zeigen kann. Geboten wurden einige Songs vom neuen Album "High" sowie die beiden o.e. Hits, wobei Ritchie mehr oder weniger fast schon überredet wurde, auch einen Song zu singen. Sorry, allzu gut bin ich mit dem Repertoire der Band nicht vertraut. Nach nur ca. 70 Minuten war Schicht, und um die Eingangsfrage von oben zu beantworten, es gelang natürlich nicht, aber da kann die Band, die eine kurze aber gelungene Performance ablieferte, selbstverständlich nichts zu.






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