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ROCK IM FSO-PARK mit Red Barchetta,
Brainfag, Credible, Succumb 16.06.2001
Oberlungwitz, FSO-Park
von
mst
Oberlungwitz ist laut Autoatlas
nicht allzu weit von Markneukirchen entfernt und günstig von der A
72 aus zu erreichen. So machten meine Frau und ich uns am Samstag, dem
16. Juni 2001 auf den Weg, um uns dieses Open Air anzusehen. Allerdings
befand es das Straßenbauamt für nötig, uns die Hinfahrt
mit einigen Umleitungen zu versüßen. Dieser Umstand und der
einsetzende Regen sorgten doch für etwas gemischte Gefühle. Eine
halbe Stunde nach offiziellem Konzertbeginn liefen wir dann im Park ein,
um gerade noch die letzten Soundchecktöne mitzubekommen, der sich
aufgrund technischer Probleme so lange hingezogen hatte. Konnte uns nur
recht sein. So konnten wir noch etwas für unsere geschlauchten Mägen
tun, das Gelände abchecken und etwas Smalltalk betreiben. Der FSO-Park
ist für Veranstaltungen dieser Art sehr gut geeignet. Ein idyllischer
Park mit großen Bäumen (die vor allem immer beim einsetzenden
Regen sehr praktisch waren) und einer Bühne in der Mitte, vor der
sich eine mittelgroße „Tanzfläche“ befindet. Der Jugendkreis
Oberlungwitz hält hier jedes Jahr ein Open Air ab und das Ganze bei
freiem Eintritt. Es wird lediglich um eine Spende am Ausgang gebeten. Voriges
Jahr zogen Snubnose die Massen an und auch
in diesem Jahr kamen immerhin ungefähr vierhundert Leute (die Veranstalter
mögen mir verzeihen, falls ich mich verzählt habe). Bis auf die
immer wieder mal einsetzenden Regenschauer also sehr gute Voraussetzungen.
Aufgrund der einstündigen
Verspätung mußten Succumb als Opener ran, da sie noch
einen anderen Termin hatten. Das erste, was einem bei dieser Band ins Auge
fiel, war der Sänger. Ganz in Schwarz gekleidet und mit seinen langen
dunklen Haaren sah er wie der kleine Bruder von Pete
Steele aus. Ich unterstelle einfach mal, daß diese Ähnlichkeit
beabsichtigt war, denn auch die Musik war eine Mischung aus düsteren
Klängen, Rockeinflüssen (Motörhead) und Metalriffs. Ich
würde es mal mit härterem Alternative-Rock beschreiben. Der Sänger
wies lustigerweise noch einmal darauf hin, daß man zwar die einzige
nichtchristliche Band auf diesem Festival sei, aber auch eine Message hätte.
Sein Statement gegen Haß wurde dann auch höflich beklatscht.
Von Metallicas „Seek & Destroy“ hätte man vielleicht doch lieber
die Finger lassen sollen, aber immerhin schafften es Succumb, sieben Leute
auf die Tanzfläche zu locken. Respekt!
Nach einer kurzen Umbaupause
dann Credible: Es ist ungefähr ein Jahr her, seit ich die Band
zum letzten Mal in Beutha gesehen habe, und sie haben sich definitiv gesteigert.
Credible sind Old School Hardcore mit deutschen und englischen Texten und
relativ abwechslungsreich gestaltet. Mittlerweile ließen sich sogar
einige Leute zum Pogen animieren, und auch wenn zwischendurch mal wieder
ein Regenschauer niederging, flaute die Stimmung nie ganz ab. Der Sänger
war ok, muß allerdings noch etwas Live-Routine sammeln. Am Baß
half Robert von Brainfag aus und bildete zusammen mit dem Schlagzeuger
eine tighte Rhythmus-Sektion. Der Gitarrist bot die meiste Show. Er war
ständig in Bewegung und lieferte nebenbei richtig tiefe Backing-Vocals
ab. Credible waren gut, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Am meisten
leidgetan hat mir der Typ, der ständig einen Regenschirm hinter einem
Mann mit Kamera hertrug und über diese hielt. Er selber war natürlich
klatschnass.
Langsam wurde es richtig kühl
und es nieselte. Wir brauchten etwas zum Aufbauen. Also Zeit für Brainfag:
Auch sie mußten gehandicapt antreten, das Gitarrist Ralph wegen Krankheit
ausfiel. Aber sie zogen alle Register und es ist schon fast beängstigend,
wie professionell mittlerweile Auftreten und Songs der Jungs + ein Mädel
geworden sind. Sänger Andreas und Gitarrist Robert waren ständig
in Bewegung, während die Bassistin der ruhigere Pol ist. Andreas hat
eine sehr kräftige Stimme und lieferte auch eine klare Verkündigung.
Vor der Bühne wurde es richtig voll und auch mich hielt nichts mehr
unter den Bäumen. Brainfags New Metal paßt sowohl zum Pogen
als auch zum Headbangen und so sprangen Leute mit Snubnose-Shirts genau
neben kreisenden Haaren von Mortification-Kuttenträgern. Zwar ging
mächtig die Luzi ab, aber die Leute paßten aufeinander auf und
so muß es ja auch sein. Ach ja, und hier nochmal für alle Ewig-Gestrigen,
die der Meinung sind, solche harte Musik könne nicht christlich sein:
Der Refrain von „Niemand“ war nichts anderes als von der Band vorgetragener
Lobpreis, den viele aus dem Publikum bewußt mitsangen und nicht,
weil es eben ein Liedtext war. Der Auftritt war Klasse und die Band empfahl
sich damit für die nächste Karrierestufe. Mich plagte die nächsten
Tage ein stark schmerzender Muskelkater im Nacken, aber wenigstens war
mir nicht mehr kalt gewesen.
Red Barchetta fielen
dann meinem Zeitplan zum Opfer, aber ich holte mir am nächsten Tag
fachkundige Auskunft. Ich habe von der Band schon einige Gigs gesehen und
kein einziger war schlecht. Die Jungs sind perfekte Musiker und kamen immer
absolut publikumsnah rüber. Ihre Crossover-Mucke konnte zwar nicht
mehr ganz so viele Leute mobilisieren wie Brainfag, aber das hatte wohl
auch niemand erwartet. Sie spielten meistens gleich einige Lieder am Stück
und profitierten vom vielleicht besten Sound des Abends. Die gerappten
Vocals gepaart mit den harten Gitarren und den technischen Spielereien
sind in der deutschen christlichen Musikszene schon ziemlich einzigartig.
Red Barchetta setzten einen würdigen Schlußpunkt bei einem Konzert,
dem ich etwas besseres Wetter gewünscht hätte, das aber ansonsten
sehr gut war. See you next year!
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