Reel Feelings (Record Release Party zur CD „Heroes“) Leipzig, Moritzbastei 09.03.2001 von *tf Nach längerer studiotechnischer
Pause legen die Reel Feelings eine neue Platte vor. Grund genug, dieses
Ereignis im Rahmen einer gepflegten Party zu feiern. Die Veranstaltungstonne
der Moritzbastei gab den würdigen Rahmen dieser Veranstaltung und
mit 21:30 Uhr war eine stimmungstaugliche Abendstunde für den Beginn
gewählt. Nach eigenem Bekunden durch großflächiges Bühnenhintergrundtuch
spielen Reel Feelings „Celtic Folk & Rock“. Und während auf der
letzten
Platte der Folk eindeutig dominierte, hat sich die Band nunmehr verstärkt
dem Rock zugewendet. Dieser Umstand, deutlich in der Zunahme E-Gitarristischer
Elemente (mit Feedbacks und allem, was dazugehört) und der Zuhilfenahme
grooviger Basssequenzen, malte den anwesenden Folkies zunächst nachdenkliche
Furchen auf die teilweise schon bejahrtere Stirn. Dies auch, obwohl der
Bass in der ersten Viertelstunde eindeutig zu zaghaft vom Mischpultmenschen
gepegelt wurde. Andere soundtechnische Ungereimtheiten wie die anfangs
trotz heftigem wie auch bemerkenswert unakademischen Bogenstrich unhörbare
Violine kamen schnell ins Lot, so dass der überwiegende Teil des Konzerts
akustisch vollends befriedigte. Dass die Reel Feelings vom Rock gepackt
worden sind, zeigte sich am deutlichsten in den vorgetragenen Songs, welche
bereits auf der ersten Platte verewigt wurden. Jetzt packt der Groove mit
Macht zu, geraten die filigranen Elemente zugunsten rhythmischer Finessen
ins Hintertreffen. Was durchgängig als Manko zu verbuchen bleibt,
ist die vom Tonmenschen leider etwas stiefmütterlich in klangliche
Szene gesetzte Stimme von Frontfrau Kerstin, selbige mich auch dadurch
irritierend, dass sie „bei der Arbeit“ zumeist die Augen geschlossen hielt.
Unbedingt lobend zu erwähnen ist die durchgängig stimmungsvolle
Moderation durch den im Zentrum der Bühne postierten Mehrfunktionsmusikus
Uwe. Ob nun der Inhalt der in fremdländischen Sprachen vorgetragenen
Songs erläutert, der Kauf der pressfrischen CD ans Publikumsherz gelegt
oder witzige Seitenhiebe auf Männer (eher mehr) oder Frauen (eher
kaum) ausgeteilt wurden; zu keinem Zeitpunkt kam der Eindruck gequälter
Lustigkeit oder peinlicher Verkrampftheit auf. Absoluter Höhepunkt
nach zwei Dritteln des Konzerts war der „romantische Walzer“, der völlig
schräg mit Mundharmonika begann um Sekunden später das mitzappelnde
Tanzvolk mit den schwierigen Anforderungen des 5/4-Metrums zu überraschen.
Leider zog diese von mir etwas schadenfroh beäugte Bewegungskonfusion
meine Blicke auf einen sich ebenfalls tänzerisch verausgabenden jungen
Mann, dessen Tanzschrittunterweisung durch das Monty Pythons´sche
Ministerium für „silly walks“ erfolgt sein muss. Gebannt verglich
ich die im Film und im Jetzt und Hier gezeigten Movings, was meine Aufmerksamkeit
für die musikalische Darbietung zu einem gewissen Grad verringerte.
Was ich dennoch mitbekam, war eine mir bisher unbekannte Seite im Reel
Feelings´schen Schaffen: der Sound des amerikanischen Mittelwestens
im Verbund mit (für mich) irisch klingenden Melodiebögen. Bemerkenswert
auch die Integration historischen Musikmaterials in folkloristisches Treiben,
als herausragendes Beispiel möchte ich hier nur „Smoke on the water“
erwähnen. Selbst dass der Mandolinist während der letzten Songs
nur noch auf fünf vorhandenen Saiten zupfen konnte, tat der Stimmung
– musikalisch wie atmosphärisch – keinen Abbruch. Ein gelungener Abend
mit einer beherzt aufspielenden Combo.
|